Wie die „Times“ berichtet, hat er ihn auch gebeten, nicht allein mit Praktikantinnen im Fahrstuhl zu fahren. Aids-Gerüchte über Opfer.

Washington. Der Tipp kam von höchster Stelle und aus berufenem Munde: Kein Geringerer als Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat den späteren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn gewarnt. Noch bevor das erste Zeichen einer Affäre zu sehen war, noch ehe DSK als Sexualstraftäter am Pranger stand oder überhaupt die sexuellen Neigungen des mächtigen Finanzgewaltigen diskutiert wurden, hatte Sarkozy ihm mit auf den Weg gegeben: Wenn Strauss-Kahn den Internationalen Währungsfonds in Washington leite, müsse er sich vor Intrigen und Verschwörungen in Acht nehmen. Und, sagte Sarkozy unter Männern zu ihm: Strauss-Kahn müsse in Amerika die Hose verschlossen halten und dürfe sich nicht mit Praktikantinnen allein in einen Fahrstuhl begeben.

Über diese Warnung berichtet die Londoner „Times“. Auch weitere Medien thematisieren das schwierige Verhältnis zwischen Sarkozy und Strauss-Kahn. Der inzwischen zurückgetretene und in Haft sitzende IWF-Chef hätte Sarkozy bei den französischen Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr herausfordern können. Das ist nun undenkbar. Auch wenn seine strafrechtliche Unschuld bewiesen würde, ist DSK politisch nicht haltbar.

Aus dem New Yorker Gefängnis Rikers Island hat der Chef des Internationalen Währungsfonds jetzt seinen Rücktritt erklärt. Strauss-Kahn, 62, sprach seine IWF-Kollegen direkt an: „Sehr geehrte Damen und Herren des Direktoriums“, heißt es in DSKs Brief. „Mit unendlicher Traurigkeit fühle ich mich heute dazu veranlasst, beim Direktorium meinen Rücktritt vom Amt des IWF-Geschäftsführers einzureichen. Ich denke dabei zunächst an meine Frau – die ich über alles liebe – an meine Kinder, meine Familie, meine Freunde.“ Und dann kommt eine Entschuldigung und eine Erklärung, dass er alle Vorwürfe zurückweise. Dem 62 Jahre alten Top-Mann der internationalen Finanzwelt werden sexuelle Nötigung und Freiheitsberaubung einer Hotelangestellten vorgeworfen.

Strauss-Kahn hat einen neuen Antrag auf Freilassung gegen eine Kaution von einer Million Dollar gestellt. Das zuständige Gericht soll noch an diesem Donnerstag darüber verhandeln. Das mutmaßliche Opfer hat nach Informationen des Boulevardblatts „New York Post“ möglicherweise eine HIV-Infektion oder ist bereits an Aids erkrankt. Die 32-Jährige lebe in einem Haus, dessen Wohnungen nur an HIV-Positive vermietet werden, schreibt das Blatt. Seit Januar habe sie das kleine Apartment. Und auch davor lebte sie in einem Gebäude für Aids-Opfer in der Bronx. In dem Stadtteil, dem ärmsten New Yorks, ist der Einwandereranteil immens. Mehr als 40 Prozent der Einwohner sind nicht in den USA geboren. Auch sie nicht. Aus dem westafrikanischen Guinea stammt die Frau, die sich und ihre Tochter durchbringt, indem sie für ein paar Dollar staubsaugt und die Betten anderer Leute macht.

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Ein Desaster für die Glaubwürdigkeit

Die Mehrheit der Franzosen wittert eine Verschwörung, entweder von Präsident Nicolas Sarkozy oder von mächtigen Bankenchefs. Und in der Tat gibt es gute Argumente, die gegen eine Schuld des Franzosen sprechen. Aber noch mehr, die ihn in Bedrängnis bringen. Immer mehr unappetitliche Details werden bekannt. So habe er die Frau auch zum Analverkehr zwingen wollen, lässt die Staatsanwaltschaft durchsickern. Und die „New York Post“ berichtet halb angewidert, halb genüsslich, das Zimmermädchen habe Strauss-Kahns Sperma auf den Boden gespuckt, wo es später sofort von der Spurensicherung unter die Lupe genommen wurde.

Der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler hat sich unterdessen für Ex-Bundesbankchef Axel Weber als Nachfolger für den zurückgetretenen IWF-Chef Strauss-Kahn ausgesprochen. „Axel Weber wäre als „Falke“ in dieser schwierigen Zeit der richtige Kandidat“, sagte das FDP-Bundesvorstandsmitglied zu „Handelsblatt Online“. „Geradlinig, ordnungspolitisch sauber und international anerkannt, wäre er ein Glücksfall für dieses wichtige Amt.“ China hat nach dem Rücktritt den Anspruch der Schwellenländer auf die Spitzenposition beim Internationalen Währungsfonds unterstrichen. Die Auswahl eines Kandidaten sollte auf Kriterien wie Leistung, Transparenz und Fairness basieren, sagte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums. Damit bekräftigte sie die Haltung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA. „Im Prinzip glauben wir, dass Schwellen- und Entwicklungsländer in Spitzenpositionen vertreten sein sollten“, sagte sie. (ryb/dpa/dapd/rtr)