Die Wahl führt aufgrund der unklaren Mehrheitsverhältnisse möglicherweise zu einer radikalen Veränderung der politischen Landschaft.

London. Die britische Unterhauswahl hat am Donnerstag einer Wählernachfrage zufolge die Konservativen zur stärksten Partei werden lassen, eine eigene Mehrheit aber verfehlen lassen. Das berichtete die BBC, deren Wählernachfrage den Tories von David Cameron kurz nach Schließung der Wahllokale um 23.00 Uhr 307 Sitze, Premierminister Gordon Browns Labour 255 und den Liberaldemokraten von Nick Clegg 59 prognostizierte. Andere Parteien kommen auf 29 Mandate. Die Mehrheit im Unterhaus liegt bei 326 Mandaten.

Die unklaren Mehrheitsverhältnisse machen laut BBC zwei Szenarien möglich: Brown könnte zurücktreten, weil das Ergebnis ihm signalisiere, dass er das Mandat zu regieren verloren habe. Oder er könnte versuchen, die Unterstützung kleinerer Parteien bis hin zur Bildung einer Koalition zu gewinnen, um weiter zu regieren.

Wirtschaftsminister Peter Mandelson sagte in einer ersten Stellungnahme für Labour, es hätten sich „natürlich Wähler von Labour abgewandt, aber sie sind nicht in die Arme von David Camerons Tories geflogen“, meldete die britische Nachrichtenagentur PA. Sollten sie keine Mehrheit haben seien die Vorgaben der Verfassung klar: „Bei einem 'hung parliament' hat nicht die Partei mit den meisten Stimmen den ersten Versuch, sondern die amtierende Regierung“. Er habe kein Problem damit, in Verhandlungen mit anderen Parteien „das Land mit einer starken und stabilen Regierung zu versorgen“. Dazu gehörten auch Gespräche mit den Liberaldemokraten, die der Wählernachfrage zufolge schlechter als erwartet abschneiden. Es sieht so aus, als ob Großbritannien auf ein äußerst spannendes Ergebnis zusteuere.

Bei der letzten Wahl am 5. Mai 2005 kam Labour mit 35,3 Prozent auf 356 Mandate. Die Tories – offiziell die Conservative and Unionist Party – folgten mit 32,3 Prozent und 198 Sitzen. Auf die Liberal Democrats entfielen bei 22,1 Prozent der Stimmen 62 Mandate. Weitere im Unterhaus vertretene Parteien sind die Schottischen Nationalisten (6 Mandate), die nordirische Sinn Fein (5), die walisische Plaid Cymru (3) sowie die nordirischen Parteien SDLP (3) und Ulster Unionists (1).