Das Schleswig-Holstein Musik Festival startet am 7. Juli mit dem Schwerpunkt China und bietet im Norden Programm bis zum 25. August.
Jeden Sommer wieder kommt sie auf, diese Sehnsucht nach dem Ursprünglichen. Nach Barfußlaufen und Serenaden unterm Baum, nach Klaviertrio im Kuhstall. Seit 1986 steht das Schleswig-Holstein Musik Festival - kurz SHMF - für genau diese Melange.
Natürlich hat die Idee sich mittlerweile verzweigt. So sind die Länderschwerpunkte dazugekommen, dieses Jahr steht China im Mittelpunkt. Zudem ist das Festival durchaus großzügig in der Auslegung der Landesgrenzen. Deshalb gibt es auch in Hamburg ab dem 7. Juli an den unterschiedlichsten Spielorten eine Reihe spannender Konzerte, die über die Sommerpause der etablierten Häuser gut und gern hinwegtrösten können. Und das Schönste: Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
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Vor allem aber gibt es ganz viel Chinesisches. In "Das alte China" führt die gleichnamige Klang- und Text-Performance, die der Hamburger Designer Peter Schmidt auf die Bühne des Ernst-Deutsch-Theaters bringt (13. und 14.7., jeweils 20 Uhr). Er setzt die Gedankenwelt von Philosophen wie Konfuzius oder Laotse in Beziehung zu Hans-Christian Andersens klugem, frechem Märchen "Die Nachtigall".
Das erste Hamburger Konzert des eigentlichen Länderschwerpunkts bestreitet das Shanghai Symphony Orchestra unter der Leitung von Yu Long, der gewissermaßen der inoffizielle Musikregent des ganzen Landes ist (15.7., 19 Uhr, Laeiszhalle). Auf dem Programm stehen Werke chinesischer Komponisten, darunter so Exotisches wie ein Konzert für chinesische Bambusquerflöte, und die drei sinfonischen Skizzen "La Mer" des französischen Komponisten Claude Debussy.
Auf Kampnagel präsentieren die Mitglieder der National Academy of Chinese Theatre Art eine Verbindung von Elementen des traditionellen Musiktheaters und modernen Inszenierungsformen. "Drei rastlose Seelen" heißt das Stück, das in der kleinen, feinen Avantgarde-Reihe "anbruch" gezeigt wird (19.7., 20 Uhr).
Und noch ein Superstar der chinesischen Musik greift beim SHMF zum Taktstock: Tan Dun, der für seine Musik zu Ang Lees Kampfkunstfilm "Tiger and Dragon" einen Oscar gewann, dirigiert am 11. August in Neumünster seine "Martial Arts Trilogy". Es spielt das Schleswig-Holstein Festival Orchester, eine Talentschmiede junger Musiker aus aller Welt (20 Uhr, Holstenhalle).
Ein ganz besonderes "Zauberreich der Mitte" bringen die Sängerin Dadawa und ihre Band zu Gehör (13.8., 20 Uhr, Neue Flora). Der Popstar Dadawa, unter ihren Fans in aller Welt auch als "chinesische Björk" bekannt, setzt sich in ihrer Musik für die ethnischen Minderheiten Chinas ein. Das United Nations Development Programme hat sie zur Wohltätigkeitsbotschafterin ernannt. Vor allem geht ihr Mix aus Klassik, Folklore und Religion unmittelbar ins Ohr und zu Herzen.
Das SHMF ist aber viel mehr als sein Länderschwerpunkt. Am 22. Juli treten das Boban and Marko Markovic Orchestra und die Gruppe Fanfare Ciocãrlia zur "Balkan Brass Battle" an - rasante Beats sind garantiert, Partystimmung sowieso (19 Uhr, Museum der Arbeit, Open Air).
Die Geigerin Viktoria Mullova überschreitet fröhlich die Genregrenzen und spielt mit ihrer Band Klassik, Jazz, Klezmer und Weltmusik (21.7., 20 Uhr, Lokschuppen der S-Bahn). Doch es kommen durchaus auch Künstler, die bei ihren klassischen Leisten bleiben. SHMF-Intendant Rolf Beck dirigiert Brahms' Requiem und "Cantus in Memory of Benjamin Britten" von Arvo Pärt. Solisten sind die Sopranistin Christiane Karg und der Bariton Thomas E. Bauer. Sie werden begleitet vom Schleswig-Holstein Festival Chor Lübeck und dem Kammerorchester Basel (27.7., 20 Uhr, St. Michaelis).
Das Konzert des russischen Pianisten Arcadi Volodos mit Werken von Schubert, Brahms und Mompou lohnt allemal die Fahrt zum idyllischen Gut Wotersen (18.7., 20 Uhr).
Und dann sind da noch die Musikfeste auf dem Lande - etwa in Wotersen, wo am Wochenende 11./12. August chinesische Ensembles die große weite Welt in den Schlosspark bringen. Ganz wie das Festival einst begann.
Schleswig-Holstein Musik Festival 7.7. bis 25.8., Kartentelefon 0431/23 70 70 Die Abendblatt-Beilage "Musik" zum Schleswig-Holstein Musik Festival finden Sie im Internet unter www.abendblatt.de/kultur-live/article2301464