Die französische Pubertätskomödie “Jungs bleiben Jungs“ ist amüsant

"Du siehst scheiße aus" ist noch eine der vergleichsweise dezenten Absagen, die der 14-jährige Hervé (Vincent Lacoste) beim Versuch kassiert, endlich mal mit einem Mädchen auszugehen. Oder wenigstens seine Zunge in ihren Mund zu stecken. So bleibt es erst einmal bei Kuss-Übungen vor dem Badezimmerspiegel und Masturbationseinlagen mit alten Versandhauskatalogen, von denen Hervés bester Kumpel Camel (Anthony Sonigo) so begeistert ist, weil da "noch nicht retuschiert wurde". Doch dann, eines Tages, geschieht ein kleines Wunder: Die schöne Aurore (Alice Tremolieres) sendet eindeutige Signale aus, und auch wenn sie Hervé genaue Zungenkussanweisungen geben muss: Da geht was - wie auch die neidisch-hormongesteuerten Mitschüler feststellen. Nervig nur, dass die Mutter (Noemie Lvovsky) des Frischgeküssten sich als so furchtbar distanzlos erweist, stets ohne zu klopfen ins Zimmer platzt und auch noch raustrompetet: "Was heißt hier 'Intimsphäre'? Ich habe dich in meinem Bauch getragen!"

Während Teenager-Komödien aus den USA häufig auf Genitalgags setzen und der Gebrauch eines Furzkissens als ebenso witzig gilt wie die Kopulation mit einem Kuchen, ist in Frankreich genaue Beobachtung und viel Sympathie für die gebeutelten Protagonisten angesagt. Das war schon 1980 bei "La Boum" so und hat sich bis "Jungs bleiben Jungs" nicht geändert. Mit leichter Hand dirigiert Regisseur Riad Sattouf, bislang vor allem als Comic-Zeichner in Erscheinung getreten, seine Darsteller durch die Wirren der Pubertät. Ohne Brachialhumor, aber mit vielen amüsanten Einfällen. Da taucht bei einer Seance, die eigentlich die Frage klären sollte "Werde ich mit Laura knutschen?", plötzlich der Geist Adolf Hitlers auf. Und der von Hervé zu verfassende Aufsatz über eine bedeutende Persönlichkeit der Zeitgeschichte beschäftigt sich natürlich nicht mit Napoleon oder Marie Antoinette, sondern mit Gangsta-Rapper 50 Cent. Schön auch, dass die Beteiligten keine Casting-Schönheiten, sondern picklige Pubertätsopfer von der Straße sind. Da ist ein Angebersatz wie "Ich hab Muskelkater in der Zunge von all dem Sex" gleich doppelt lustig.

Beurteilung: empfehlenswert Jungs bleiben Jungs F 2009, 90 Min., ab 12 J., R: Riad Sattouf, D: Vincent Lacoste, Anthony Sonigo, Alice Tremolieres, Noemi Lvovsky, täglich im Cinemaxx, UCI Smart-City; www.jungsbleibenjungs.de