Das leise Drama zeigt nur ungenügend die innere Zerrissenheit von “Pippa Lee“

"Sie ist ein Geheimnis, ein Rätsel", bringt gleich zu Beginn des Films ein enger Freund, Sam (Mike Bender), einen Toast auf die Titelheldin aus. Pippa Lee (Robin Wright Penn), Ende vierzig, ist eine jener Frauen, die ihre Bedürfnisse hinter die anderer stellt. Sie ist eine liebende Gattin, hat zwei erwachsene, wohlgeratene Kinder, kann hervorragend kochen, ist eine charmante Gastgeberin. Doch irgendetwas brodelt in ihr: "Um ehrlich zu sein - ich bin es leid, geheimnisvoll zu sein."

Pippa ist mit dem legendären Verleger Herb Lee (Alan Arkin) verheiratet, der nicht nur 30 Jahre älter ist als sie, sondern auch schon drei Herzinfarkte und genauso viele Ehen hinter sich hat. Selbstverständlich begleitet sie den Ehemann, als Herb von New York City nach Connecticut zieht - in ein komfortables Altenheim.

Aber: Pippa war nicht immer die weichmütige und elegante Frau, die jeder zu kennen meint. Sie hat schon einiges hinter sich, Drogenexzesse und erotische Eskapaden zum Beispiel. Schlimmer noch: Sie fühlt sich schuldig an den Depressionen ihrer tablettensüchtigen Mutter (Maria Bello) ...

Von nun an schneidet der Film zwischen Pippas turbulenter Vergangenheit und der langweiligen Gegenwart hin und her. Doch Regisseurin und Drehbuchautorin Rebecca Miller, Tochter von Arthur Miller und Ehefrau von Daniel Day-Lewis, schafft es nicht, die verschiedenen Zeitebenen ihrer eigenen Romanvorlage schlüssig zu verknüpfen. Zu disparat wirken die Erzählstränge in Tonfall und Dramatik. Unvermeidliche Folge: Exzentrischer Humor und aufgeregte Ereignisse wollen nicht so recht zueinander passen. Dass sich Pippa mit ihrem Umzug ins Rentner-Paradies selbst bestraft, ahnt man darum mehr, als dass der Film es zeigt.

Robin Wright Penn allerdings kann man keinen Vorwurf machen. Bemerkenswert, wie sie ihre Mimik zwischen Verhärmung und jugendlicher Vitalität changieren lässt. Sie ist einfach perfekt als Schatten ihres Mannes. Ein Schatten, der nie so recht ins Leben gefunden zu haben scheint.

Beurteilung: annehmbar Pippa Lee USA 2009, 98 Min., ab 12 J., R: Rebecca Miller, D: Robin Wright Penn, Mike Binder, Alan Arkin, Winona Ryder, Maria Bello, täglich im Abaton, Holi; www.pippalee.senator.de