Tom DiCillos Doors-Biografie “When Your're Strange“ fehlen neue Perspektiven
Hat er nun seinen Penis auf offener Bühne herausgeholt oder nicht? Auch Tom DiCillos Doku über die Doors kann nicht aufklären, ob Jim Morrison zu Recht wegen "Entblößung in der Öffentlichkeit" in Miami vor Gericht gestanden hat. Allerdings zeigt seine Dokumentation "The Doors - When You're Strange" das Chaos, das am 1. März 1969 im Dinner Key Auditorium in Miami/Florida zum Abbruch eines Doors-Konzertes führte. Jim Morrison, Sänger des Quartetts, torkelte völlig betrunken über die Bühne und war unfähig zu singen. Stattdessen provozierte er das Publikum und nestelte selbst am Reißverschluss seiner Lederhose herum. Fans und Polizisten stürmten die Bühne, die Musiker suchten das Weite, das Konzert wurde abgebrochen. Eine Woche später erging dann Haftbefehl gegen Morrison.
Regisseur DiCillo ("Living In Oblivion") hat für seine Dokumentation ausschließlich Originalaufnahmen verwendet und Johnny Depp als Sprecher verpflichtet. Der äußert sich zu dem Projekt mit dem euphorischen Satz: "Das hypnotisierende, bisher unveröffentlichte Material hat mir das Gefühl gegeben, das alles noch einmal durch die Augen von Jim, John, Ray und Robby zu erleben." Ziemlich dicke Tunke aus Depps Mund, denn "When You're Strange" zeigt nichts, was nicht aus diversen Buchveröffentlichungen über diese Band und ihren Sänger schon bekannt gewesen wäre.
DiCillo erzählt die Geschichte der Doors chronologisch bis zu Morrisons überraschendem Tod. Historische Ereignisse wie der Protest gegen den Vietnamkrieg und die Ermordung Martin Luther Kings werden am Rande erwähnt, ohne dass man Spezifisches über das gesellschaftliche Klima in den späten 60er-Jahren erfahren würde. Auch wenn "When You're Strange" nicht der große Wurf geworden ist, macht er doch Lust darauf, wieder einmal die Musik der Doors rauszuholen und anzuhören. Denn die Songs der Band wie "Light My Fire", "Riders On The Storm" oder "The End" haben keine Halbwertszeit.
Beurteilung: annehmbar The Doors - When You're Strange USA 2009, 86 Minuten, o. A., R: Tom DiCillo täglich im Abaton (OmU), Zeise; www.whenyourestrange.de
