Die Literaturverfilmung mit Antonio Banderas als “Der Andere“ enttäuscht

Die Verfilmung einer Kurzgeschichte aus den "Liebesfluchten" von Bernhard Schlink ("Der Vorleser"): Eigentlich sind Lisa (Laura Linney) und Peter (Liam Neeson) seit 25 Jahren glücklich verheiratet. Sie: eine erfolgreiche Schuhdesignerin. Er: Inhaber einer Softwarefirma. Die erwachsene Tochter Abigail (Romola Garai) ist bereits ausgezogen, tolle Wohnung, aufwendiger Lebensstil - alles läuft in geordneten Bahnen. Doch plötzlich ist Lisa verschwunden. Erst merkt man es gar nicht, dann fragt man sich, warum nichts erklärt wird. Regisseur Richard Eyre macht umständlich und unnötig ein ziemlich großes Geheimnis aus einem traurigen Umstand.

Der zentrale Konflikt zwischen zwei Männern verläuft im Sande

Einige Jahre später: Peter und Abigail räumen Lisas Büro auf und finden in einem roten Damenschuh einen Zettel mit der Aufschrift "Lake Como". Schließlich führt eine E-Mail Peter nach Mailand in ein Schachcafé, direkt an den Tisch von Ralph (Antonio Banderas), der einst Lisas Liebhaber war.

Kann man zwei Menschen gleichzeitig lieben? Ja, man kann. Eine banale Antwort auf eine banale moralische Problemstellung. Trotzdem macht Richard Eyre viel Wind: sprunghafte, episodische Erzählstruktur, teure Ausstattung, erlesene Cinemascope-Bilder. Doch der zentrale Konflikt zwischen den beiden Männern verläuft undramatisch im Sande. Liam Neeson legt seine Figur als Karikatur eines eifersüchtigen Mannes an, Antonio Banderas gibt einmal eine Mischung aus Latin Lover, Lebenskünstler und Kleiderständer.

Entgeistert fragt man sich, was wohl der französische Altmeister Claude Chabrol aus dieser brüchigen Fassade großbürgerlichen Lebens gemacht hätte.

Beurteilung: belanglos Der Andere USA/GB 2008, 88 Min., ab 12 J., R: Richard Eyre, D: Liam Neeson, Antonio Banderas, Laura Linney, Romola Garai, täglich im Cinemaxx, Koralle-Kino, UCI Othmarschen Park; www.derandere-derfilm.de