Der giftgrüne Oger kämpft in “Für immer Shrek“ gegen das Rumpelstilzchen

Hamburg. Irgendwie ist einem Shrek, dieser giftgrüne Oger, über die Jahre ans Herz gewachsen. Furchterregend, aber nicht zu sehr, muffelig, aber das Herz am rechten Fleck, lustig, vor allem im Gefolge des Esels, potthässlich, aber was macht das schon. Shrek hat seit dem Sommer 2001 in drei Kinoabenteuern schon so einiges hinter sich. Er hat einen Drachen bekämpft, eine wunderschöne Prinzessin gefreit (die sich dann, wie passend, auch als Oger entpuppte) und das Königreich der Schwiegereltern gerettet - alles ein bisschen frecher und ironischer als andere Zeichentrickfilme und gerade darum so überaus erfolgreich. Der Grund: Auch erwachsene Kinogänger fühlten sich angesprochen. Nun kommt der vierte und letzte Teil in unsere Kinos, ein krönender Abschluss, wenn man so will, dargeboten in 3-D.

Welche Geschichte mögen sich die Macher von Dreamworks diesmal ausgedacht haben? Und so ein bisschen ahnt man es schon: Shrek steckt in der Midlife-Crisis. Oder anders ausgedrückt: Es geht ihm einfach zu gut. Er hat ein bezauberndes, aber auch sehr forderndes Weib, Fiona, drei putzige, aber auch sehr nervige Kinder mit Geschrei und vollen Windeln, zwei nette, aber auch sehr anstrengende Freunde, nämlich den Gestiefelten Kater und den Esel. Shrek leidet unter der Wiederkehr des Immergleichen. Was waren das noch für Zeiten, als er sich wohlig im Schlamm suhlen konnte und er seine Ruhe hatte. Da läuft ihm Rumpelstilzchen über den Weg und bietet ihm einen teuflischen Pakt an. Shrek erhalte einen Tag seines früheren Lebens zurück, wenn er, Rumpelstilzchen, einen Tag aus Shreks Kindheit bekomme.

Aus Fiona ist ein steckbrieflich gesuchtes Flintenweib geworden

Gesagt, getan. Doch kaum ist die Tinte auf dem Vertrag getrocknet, findet sich Shrek in einer Vergangenheit wieder, die ihm gar nicht gefällt. Eine alternative Parallelwelt des Märchenlandes Weit Weit Weg, in dem es Shrek bislang gar nicht gab. Schlimmer noch: Rumpelstilzchen regiert dieses Königreich, und wenn Shrek Fiona nicht bis zum Ende des Tages einen liebestrunkenen Kuss abgerungen hat, wird er vertragsgemäß seinen Geburtstag verlieren, also - gar nicht existiert haben .

Das Drehbuch von Josh Klausner und Darren Lemke macht sich zunächst einen großen Spaß daraus, das Wiedersehen mit alten Bekannten zu konterkarieren. Jeder hat sich verändert, ob in Charakter oder Aussehen. So ist aus Fiona ein taffes, steckbrieflich gesuchtes Flintenweib der Résistance geworden, das für die Liebe nichts übrighat. Der dauerquasselnde Esel will, schlotternd vor Angst, mit Shrek nichts zu tun haben, und der Gestiefelte Kater ist so dick und fett geworden, dass er nicht mehr in die Stiefel passt. Wandlungen zum Düsteren, die dem vierten Teil sehr viel vom Charme und Humor nehmen, die die Vorgänger auszeichnete. Das Paralleluniversum, von Rumpelstilzchen wie ein Despot terrorisiert, ist ein freudloses, kahles Märchenland, dem Leichtigkeit und Wärme fehlen. Wer mag, kann diesen Ausflügen in Tim Burtonsche Gefilde aber auch positive Seiten abgewinnen. So ist Rumpelstilzchen ein furioser Bösewicht, ein hochneurotischer Giftzwerg, der - einem HB-Männchen gleich - immer kurz davor ist, in die Luft zu gehen.

Die computeranimierten Bilder sind dynamisch und fantasievoll, die 3-D-Effekte sind schlichtweg beeindruckend. Und wenn Shrek nicht so sehr an seinem psychologischen Päckchen tragen würde - der Zuschauer hätte noch mehr Spaß.

Beurteilung: empfehlenswert Für immer Shrek USA 2009, 93 Minuten, ohne Altersbeschränkung, R: Mike Mitchell,

Hier läuft der Film

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