Unser Hamburger Hafen hat beste Zukunftsaussichten! Aber natürlich muss er gepflegt werden, um zu wachsen und zu gedeihen.

Hamburg. Allem voran muss ein Satz mit Ausrufezeichen stehen: Unser Hamburger Hafen hat beste Zukunftsaussichten! Aber natürlich muss er gepflegt werden, um zu wachsen und zu gedeihen. Dr. Werner Marnette zeichnet in seinem Gastbeitrag "Der Hamburger Hafen verkümmert" ein unangemessen düsteres Bild. Hier spricht jemand, der nur kurz in die Politik hineingerochen hat, gescheitert ist und nun meint, alles erklären zu müssen.

Alle norddeutschen Häfen haben im Zuge der Wirtschaftskrise erhebliche Einbußen zu verkraften. Der Containerumschlag im Hamburger Hafen ist im Jahre 2009 auch durch die starken Einbrüche im Ostseeverkehr (Feederverkehr) um fast 30 Prozent zurückgegangen. In den Umschlagszahlen der vergangenen Jahre war jedoch auch viel Schönfärberei dabei. Zum Beispiel wurde der Container im Transit-Umschlag in den Ostseehäfen durch logistische Hamburger Besonderheiten gleich viermal statistisch erfasst. Dementsprechend fällt der Umschlagsrückgang in der Krise überproportional stark aus.

Der Einbruch im Hinterlandverkehr des Hafens betrug für das Jahr 2009 im Vorjahresvergleich hingegen nur rund zehn Prozent. Wenn man bedenkt, dass der Hamburger Hafen vor Eintritt der Krise zur Jahresmitte 2008 zumindest im landseitigen Umschlag und Verkehr seine Kapazitätsgrenze mehr als überschritten hatte, ist das keine wirkliche Katastrophe. Hinter vorgehaltener Hand hört man im Hafen sogar oft: "Gott sei Dank ist die Rezession gekommen, sonst wäre der Hinterlandverkehr total zusammengebrochen." Dass vor allem Hamburg von der aktuellen Krise betroffen ist, liegt auch an Entwicklungen, die Hamburgs Standortvorteile schwächen: So führen die derzeit niedrigen Charterkosten und Treibstoffpreise dazu, dass Zubringerverkehre von Rotterdam oder Zeebrügge in den Ostseeraum auf der Route um die Nordspitze Dänemarks herum wirtschaftlich sind.

Dadurch werden sie an Hamburg vorbei geführt. Fakt ist, dass die Verkehre Richtung Hamburger Hafen beim Anspringen der Weltwirtschaft überproportional zulegen werden - insbesondere, wenn die Treibstoffpreise wieder ansteigen. Unser Hafen wird also in Zukunft nicht verkümmern. Den auch von Marnette angesprochenen Tiefwasserhafen Wilhelmshaven halte ich zudem für eine dankbare und sinnvolle Ergänzung der norddeutschen und nordeuropäischen Hafenlogistiksituation - er ist keine Konkurrenz! Was aber ist in Zukunft zu tun? Natürlich ist das Thema Elbvertiefung weiterhin wichtig. Eine weitere Verzögerung kann sich Hamburg - im Endeffekt aber auch Niedersachsen - nicht leisten. Als Hamburger Bundespolitiker unterstütze ich die Schritte zur Fahrrinnenanpassung nach Kräften - das hat der Hamburger Senat übrigens auch immer getan, es liegt nur nicht allein in seiner Zuständigkeit.

Zudem brauchen wir leistungsfähige Hinterlandanbindungen. Hier gilt es zum Beispiel, die Y-Trasse der Bahn zu beschleunigen. Auch eine Sanierung von wenigen Kilometern "Reststrecken" an Mittel- und Oberelbe würde bedeutende Vorteile bringen: Der umweltfreundliche und kostengünstige Verkehrsträger Binnenschiff könnte sich dann auf der Elbe zu einem verlässlichen Partner im Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens entwickeln. Bisher werden gerade einmal zwei Prozent des Umschlags in unserem Hafen über die Oberelbe abgewickelt. Wesentliche Aufgaben zur Zukunftssicherung liegen damit im Verantwortungsbereich der Bundespolitik. Hier sind meine norddeutschen Kollegen im Bundestag und ich mit Nachdruck engagiert.

Trotzdem spielt natürlich ebenso die Hafenpolitik im Hamburger Rathaus eine tragende Rolle. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, den nötigen Ausbau der über Jahrzehnte vernachlässigten Hafen-Infrastruktur vorzunehmen. Brücken, Schienen und Straßen müssen dringend erneuert und ausgebaut werden. Auch die Hafenquerspange muss schleunigst her.

Alle diese Anstrengungen werden von einem felsenfesten Fundament getragen: Die ganze Hansestadt - Hafenwirtschaft, Zulieferbetriebe, die Wirtschaft allgemein und alle anderen Hamburger - ist stolz auf unseren Hafen! Er ist ein internationales Aushängeschild wie auch die Hamburger Marken Nivea, Montblanc und Airbus. Seine Position als wichtiger Wirtschaftsstandort für den gesamten norddeutschen und nordeuropäischen Raum wird er auch in Zukunft besetzen. Nicht zuletzt ist er nach VW der zweitgrößte Arbeitgeber für Niedersachsen. Aber wir brauchen derzeit - und hier gebe ich Marnette recht - insgesamt mehr Wertschätzung für Hamburgs Hafen, Verkehr und Logistik. Dieser Dreiklang macht den wirtschaftlichen Herzschlag unserer Stadt aus.