Ärger im Hamburger Hafen: Der HHLA-Betriebsrat droht mit Aktionen wegen gescheiterter Verhandlungen am Burchardkai.

Hamburg. Der Streit um eine neue Arbeitsorganisation für das Containerterminal Burchardkai geht in eine neue Runde. Nachdem der Vorstand der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) gestern die Verhandlungen für gescheitert erklärt hatte, reagierte der Betriebsratsvorsitzende Arno Münster. "Die Belegschaft ist nervös. Es kann zu Aktionen kommen. Die Zeichen stehen auf Sturm", sagte er dem Abendblatt. Nachdem bei allen Mitarbeitern ein Vorstandsbrief eingegangen war (Abendblatt berichtete), wurde auf dem Burchardkai zunächst normal weitergearbeitet. Die Arbeitnehmervertreter wehren sich nun auch gegen die Einigungsstelle, die der Vorstand nun einrichten will. "Sie wird aber kommen", versicherte HHLA-Personalvorstand Heinz Brandt. Es gibt bereits einen Vorschlag für einen Vorsitzenden, dessen Name gestern nicht genannt wurde.

Ziel des HHLA-Vorstandes ist es, innerhalb von wenigen Wochen mit einem neuen Arbeitszeitmodell auf die Krise zu reagieren. Zentraler Punkt ist dabei die derzeit mit Zuschlägen von 50 Prozent auf den Stundenlohn bezahlte Mehrarbeit an den Wochenenden. Sie soll in die Kernarbeitszeit einbezogen und die Schichten auf alle Beschäftigten statt auf wenige Freiwillige verteilt werden. Dies soll 110 Arbeitsplätze sichern und dem Unternehmen Millionen Euro sparen. Dazu war für bis zu 250 Mitarbeiter eine Altersteilzeitregelung vorgesehen. Dadurch sollte ein Überhang von 300 Stellen auf dem Terminal aufgefangen werden, auf dem 1000 Menschen arbeiten. Für eine Einigung hatte der Vorstand eine Beschäftigungssicherung bis 2014 angeboten.

"Die Belegschaft ist bereit, sich zu bewegen", sagte Münster gestern nach einer ersten Bewertung der Lage. Doch die Arbeitnehmervertreter wehren sich dagegen, das gesamte Wochenende als Regelarbeitszeit zu betrachten. Der Betriebsratschef verwies auch auf deutlich steigende Umschlagzahlen im April, die er erst bewerten müsse. Klar ist: Gerade die Beschäftigten, die die lukrativen Schichten am Wochenende übernahmen, hatten sich bei den Belegschaftsversammlungen massiv gegen die Neuregelung gewehrt und ihren Unmut auch gegenüber den Betriebsräten deutlich gemacht.

Hintergrund: Durch die Mehrarbeit steigen die Entgelte im Durchschnitt um 300 und in der Spitze um bis zu 600 Euro im Monat. "Da kam der pure Egoismus hoch", sagte Münster. Insider schätzen, dass der Protest von deutlich mehr als 100 Mitarbeitern auf dem Terminal kommt. "Es ist schwer für die Arbeitnehmervertreter, wenn sich die Beschäftigten so stark gegen eine Neuorganisation sperren und keiner mal aufsteht und sich für die Betriebsräte starkmacht", sagte Uwe Schröder, der für den Hafen zuständige Ver.di-Sekretär, der im März an zwei HHLA-Versammlungen teilgenommen hatte.

Letztlich hatte Münster unter dem Druck die Verhandlungen gestoppt, obwohl er eine Einigung für möglich hielt. "Wir wollten eigentlich alle anschreiben und jeden Einzelnen befragen. Doch dazu kam es nicht mehr", sagt der Betriebsratsvorsitzende. Daraufhin erklärte der HHLA-Vorstand die Verhandlungen für gescheitert.

Auch die Gewerkschaft Ver.di hatte den Ansatz zuvor unterstützt. "Schließlich werden durch den Vorschlag des HHLA-Vorstandes die Tarife nicht berührt und zudem werden Arbeitsplätze gesichert", sagt Schröder. "Das sind gute Grundbedingungen." Hafenarbeiter kommen derzeit auf 50 000 Euro im Jahr und erhalten neben sechs Wochen Urlaub weitere 30 freie Tage, weil bei der Umstellung der 40- auf die 35-Stunden-Woche Lohnanteile in Freizeit umgewandelt wurden. Daran und am Urlaubs- und Weihnachtsgeld will der HHLA-Vorstand nicht rütteln.