Die HHLA hat die Verhandlungen um neue Arbeitszeiten am Containerterminal Burchardkai für gescheitert erklärt. Jetzt soll ein Schlichter her.

Hamburg. Die Verhandlungen über ein neues Konzept für den Containerterminal Burchardkai der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) sind gescheitert. Der HHLA-Vorstand will die Gespräche nun mit einem "neutralen Dritten" fortführen. Dazu muss zunächst eine Einigungsstelle besetzt werden. Diese neue Wendung bei den Gesprächen zwischen Vorstand und Betriebsrat geht aus einem Vorstandsbrief an die Mitarbeiter hervor, der dem Abendblatt vorliegt.

Im Kern geht es darum, einen Überhang von gut 300 der insgesamt 1000 Beschäftigten auf dem größten Hamburger Containerterminal aufzufangen. Hintergrund dafür ist die Schifffahrtskrise, durch die der Umschlag bei der HHLA schon 2009 um fast 33 Prozent zurückging. Im ersten Quartal 2010 wurden in Hamburg im Vergleich zum Vorjahr erneut 0,7 Prozent weniger Container verladen, der Umsatz sank um 7,1 Prozent auf 238,3 Millionen Euro.

"Aber selbst bei einem anhaltenden Wachstum auf Jahresbasis im oberen einstelligen Prozentbereich wären wir immer noch lediglich zu knapp 60 Prozent ausgelastet", heißt es in dem Vorstandsbrief. Doch das bereits im März diskutierte Eckpunktepapier, über das betriebsbedingte Kündigungen auf dem Terminal vermieden werden sollten, ist nun vom Tisch. Trotz eines "beiderseitigen Willens zu einer sozialverträglichen Lösung", heißt es in dem Brief des Vorstands, habe der HHLA-Betriebsrat die Verhandlungen abgebrochen.

Hintergrund dürfte sein, dass sich in der Belegschaft Widerstand gegen die Einkommensverluste regt. Denn durch die Überstunden hatten die Beschäftigten durchschnittlich 300, in Spitzenzeiten auch 500 bis 600 Euro im Monat mehr verdient. Schon die Bereitschaft, auch an den Wochenenden zu arbeiten, wird zusätzlich pauschal bezahlt.

Mehrarbeit am Wochenende soll zur Regelarbeitszeit werden

In dem neuen Modell sollte die Mehrarbeit an den Wochenenden in die Kernarbeitszeit einbezogen werden. Damit hätte das Unternehmen Zuschläge in Millionenhöhe für Mehrarbeit gespart, bei der der Stundenlohn von 20,58 Euro um 50 Prozent aufgestockt wird. Durch die gleichmäßigere Verteilung der Arbeitszeiten würden aber nach Berechnungen von Personalvorstand Heinz Brandt gleichzeitig 110 Arbeitsplätze gesichert.

Zudem sollten rund 250 Mitarbeiter über eine Altersteilzeitregelung in den Ruhestand gehen. "Dafür haben wir mehr als 20 Millionen Euro bereitgestellt"; heißt es in dem Vorstandsbrief. Mit der Regelung hätten dann die verbleibenden Stellen bis 2014 gesichert werden können.

Pikant: Sogar die Gewerkschaft Ver.di hatte sich zuletzt vor dem Hintergrund der abnehmenden Ladungsmengen für eine neue Verteilung der Arbeitszeit ausgesprochen. "Es ist nicht länger hinnehmbar, wenn auf der einen Seite Kollegen Angst um ihren Arbeitsplatz haben und auf der anderen Seite Kollegen in inakzeptablem Umfang Mehrarbeit machen", heißt es in einem vom Hamburger Fachgruppenvorstand Häfen im Mai verteilten Papier. Auch die Aufnahme der Wochenendarbeit in die Regelarbeitszeit befürwortet die Gewerkschaft. Für das HHLA-Terminal Altenwerder sowie beim Konkurrenten Eurogate gilt diese Regelung bereits.

Hafenarbeiter verdienen auf dem Burchardkai durchschnittlich um die 50 000 Euro pro Jahr. Zudem stehen ihnen neben sechs Wochen Urlaub weitere 30 freie Tage zu, weil bei der Umstellung von der 40- auf die 35-Stunden-Woche Lohnanteile in Freizeit umgerechnet wurden. Dies sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld will der Vorstand nicht verändern. Geplant waren zwar von 7,5 auf acht Stunden steigende Schichtzeiten. Dafür würden dann aber weitere 13 freie Tage pro Jahr anfallen.

Die HHLA bestätigte zwar gestern auf Abendblatt-Anfrage die Existenz des Vorstandsbriefs, äußerte sich aber nicht zu den Inhalten. "Wir wollen zunächst die Mitarbeiter informieren", sagte ein HHLA-Sprecher.