Durchsuchungen bei einer Sicherheitsfirma setzen den Nordbank-Chef massiv unter Druck. Rund 100 Beamte sollen im Einsatz gewesen sein.

Hamburg. Der Druck auf den HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmache r wird immer stärker. Im Zusammenhang mit dem Ermittlungsverfahren gegen die Bank wegen falscher Verdächtigungen hat die Staatsanwaltschaft Kiel Büros des Sicherheitsunternehmens Prevent AG in Hamburg, Frankfurt und München durchsucht. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die Razzia bereits am vergangenen Mittwoch stattgefunden. Rund 100 Beamte sollen im Einsatz gewesen sein. Damit geht der Krimi bei der HSH in die nächste Runde.

"Bei den Verantwortlichen der Prevent AG handelt es sich allerdings um Zeugen und nicht um Beschuldigte", sagte die Oberstaatsanwältin Birgit Heß auf Abendblatt-Nachfrage und bestätigte damit einen entsprechenden Artikel des "Spiegel" . So habe das Sicherheitsunternehmen Aufträge der HSH Nordbank gehabt, die im Zusammenhang mit der Kündigung des ehemaligen Vorstandsmitgliedes Frank Roth gestanden hätten. Allerdings habe die Prevent AG nicht ahnen können, dass diese Aufträge zu dessen Nachteil gewesen seien.

Ralf Schneider, Sprecher der Prevent AG, bestätigte auf Nachfrage die Durchsuchungen, wollte diese allerdings nicht weiter kommentieren. Sprecher der HSH Nordbank waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Darum geht es bei der Auseinandersetzung zwischen der HSH Nordbank und deren ehemaligen Vorstandsmitglied Frank Roth: Das Kreditinstitut hatte seinen früheren Vorstand im April 2009 fristlos entlassen. Begründung: Er soll vertrauliche Unterlagen an englische Journalisten verschickt haben. Er erhielt zudem eine Anzeige wegen Geheimnisverrats. Ein Jahr später stellte die Staatsanwaltschaft Kiel die Ermittlungen gegen Roth ein - und ermittelt nun gegen Verantwortliche der HSH Nordbank wegen falscher Verdächtigungen. Inzwischen haben die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien ein unübersichtliches Ausmaß angenommen. So geht die HSH Nordbank ihrerseits gegen die Einstellung des Verfahrens vor.

Der "Spiegel" berichtet weiter, dass die Zusammenarbeit zwischen der HSH Nordbank und der Prevent AG auf einen Alleingang von Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher zurückgehe. Danach habe er den Vertrag als einziger Vertreter der Nordbank unterschrieben und damit gegen Vorschriften des Instituts verstoßen. Diese würden vorsehen, dass immer mindestens zwei berechtigte Personen einen Vertrag unterschreiben müssten. Ein Banksprecher sagte dem "Spiegel", die Kontrakte seien entsprechend den Ressortverantwortlichkeiten von zeichnungsberechtigten Mitarbeitern unterschrieben worden.

Gegen Nonnenmacher persönlich laufen bereits Ermittlungen der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der schweren Untreue und der Bilanzfälschung. Die Vorwürfe bestreitet Nonnenmacher. Ihm wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Finanzvorstand im Quartalsbericht zum 31. März 2008 einen Konzernüberschuss von 81 Millionen Euro ausgewiesen zu haben, obwohl nach Erkenntnis der Staatsanwaltschaft ein Fehlbetrag von 31 Millionen Euro angefallen war. Die Differenz im Quartalsbericht 2008 erkläre sich aus der fehlerhaften Bilanzierung eines Geschäfts mit dem Codenamen "Omega 55", hieß es.

Die HSH Nordbank hatte auf die "Omega"-Geschäfte 52 und 55 im Jahr 2008 rund 500 Millionen Euro abschreiben müssen. Damit hatten diese beiden Transaktionen deutlich zu dem Verlust der Bank von 2,8 Milliarden Euro beigetragen. Bei den Durchsuchungen im Mai dieses Jahres haben die Ermittler laut Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers 45 Umzugskartons mit Akten sowie 400 Gigabyte Daten von den Computern sichergestellt.

In die Schlagzeilen war die HSH Nordbank zuletzt vor wenigen Wochen geraten. Dabei geht es um den Vorwurf, dass dem früheren HSH-Niederlassungsleiter in New York, Roland K., eine Falle gestellt worden sei. Bei einer bankinternen Razzia im September 2009 hatten HSH-Mitarbeiter in einem angeblich K. gehörenden E-Mail-Postfach Kinderpornobilder entdeckt. Die HSH-Gruppe aus Hamburg wollte die E-Mail-Adresse und das Passwort auf der Rückseite eines Bilderrahmens zufällig entdeckt haben. Die New Yorker Ermittler glaubten diese Version offensichtlich nicht. Die Urheber der Tat vermuten sie unter den HSH-Mitarbeitern. Dies weist die Bank zurück.