Einem Manager soll Internet-Zugang zu Kinderporno-Bildern untergeschoben worden sein. Nonnenmacher steht unter Verdacht.

Hamburg. Die Vorwürfe gegen die HSH Nordbank werden immer ungeheuerlicher. Wie jetzt bekannt wurde, soll einem früheren HSH-Manager in den USA ein Kinderporno-Skandal untergeschoben worden sein - als Vorwand, um ihn feuern zu können. Das berichtet "Der Spiegel" unter Berufung auf den Bericht einer Anwaltskanzlei, den die HSH selbst in Auftrag gegeben hatte. Demnach ermittelt die Staatsanwaltschaft in New York in der Sache gegen den inzwischen freigestellten Chefjustiziar Wolfgang Gößmann, aber auch gegen den HSH-Vorstandsvorsitzenden Dirk Jens Nonnenmacher.

Bei dem betroffenen Manager handelt es sich um den früheren Leiter der HSH-Filiale in New York, Roland K. Wie der "Spiegel" aus dem Bericht der US-Anwaltskanzlei WilmerHale zitiert, habe die New Yorker Staatsanwaltschaft "belastbare Indizien, dass Herrn K. eine Falle gestellt wurde". Von Gößmann? Mit Wissen von Nonnenmacher ? Die HSH weist das empört von sich: "Hier geht es nicht um irgendeine Form der Aufklärung, sondern um die Beschädigung der Bank", sagte Sprecher Frank Laurich dem Abendblatt. "Es ist erschütternd, dass immer wieder vertrauliche Unterlagen in der Öffentlichkeit auftauchen, bevor ein Klärungsprozess überhaupt möglich ist." Dem Aufsichtsrat war der WilmerHale-Bericht erst am Donnerstag vorgestellt worden. Anschließend hatten die Kontrolleure einstimmig erklärt, dass Nonnenmacher sich "jederzeit pflichtgemäß" verhalten habe.

Auch der Staatsanwaltschaft Hamburg, die schon wegen des Verdachts der Untreue und der Bilanzfälschung gegen Nonnenmacher und andere Verantwortliche der HSH Nordbank ermittelt, liegt der brisante Bericht vor. "Wir prüfen, ob sich daraus ein Anfangsverdacht für in Deutschland verfolgbare Straftaten ergibt", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers dem Abendblatt.

Auffallend am Fall Roland K. sind die Parallelen zur Entlassung von Vorstand Frank Roth im April 2009. Auch gegen ihn gab es zunächst schwere Vorwürfe (Geheimnisverrat), es folgten Entlassung, Anzeige, Ermittlungen. Diese wurden jedoch sang- und klanglos eingestellt. Stattdessen nahm die Staatsanwaltschaft Kiel Ermittlungen gegen die HSH auf - weil auch Roth möglicherweise Opfer einer Intrige war. Diese Vorwürfe hatte Nonnenmacher als "perfide" zurückgewiesen.

Die HSH gehört zu 85,5 Prozent Hamburg und Schleswig-Holstein. Weder Ministerpräsident Peter Harry Carstensen noch Bürgermeister Christoph Ahlhaus (beide CDU) wollten zu den neuen Vorwürfen Stellung nehmen. "Wir gehen davon aus, dass die HSH Nordbank in der Lage sein wird, die Vorwürfe aufzuklären, und das auch mit allem Nachdruck tut", sagte Daniel Stricker, Sprecher der Hamburger Finanzbehörde. "Das ist wie im Chicago der 30er-Jahre", sagte der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. Sein Vertrauen in die HSH sei erschöpft. "Weitere bankinterne Ermittlungen machen keinen Sinn." Die Staatsanwaltschaften müssten noch intensiver ermitteln. "Weil der Senat im Aufsichtsrat die Geschäftspolitik der Bank, die zu Milliardenverlusten führte, einst stützte, verzichtet er jetzt auf eigene Kontrolleure", sagte Hamburgs SPD-Chef Olaf Scholz. Dem verantwortungslosen Umgang mit Steuermilliarden scheine "ein Milieu der Verantwortungslosigkeit gefolgt" zu sein. GAL-Fraktionschef Jens Kerstan forderte: "Die HSH Nordbank muss für schnelle Aufklärung sorgen, damit hausgemachte Skandale nicht die wirtschaftliche Erholung gefährden."