Die Parlamente in Hamburg und Kiel machen sich für eine neue Schnellbahnverbindung zwischen Hamburg und Ahrensburg stark.

Hamburg. Die S-Bahn-Linie 4 könnte zu einem Meilenstein für eine intensivere Zusammenarbeit der beiden Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein werden. In beiden Parlamenten sind gemeinsame Anträge von Regierung und Opposition in Vorbereitung. "Ich glaube, so etwas hat es noch nicht gegeben", sagte Ole Thorben Buschhüter, der Verkehrsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Ziel der Anträge: Die Planungen für den Bau eines S-Bahn-Doppelgleises zwischen Hamburg und Ahrensburg im Kreis Stormarn sollen energisch vorangetrieben werden.

Die SPD-Fraktion hatte gestern zu einem "S-4-Gipfel" ins Hamburger Rathaus geladen. Es war ein rein sozialdemokratisches Bergfest. Außer Kay Uwe Arnecke, Chef der S-Bahn Hamburg, waren ausschließlich SPD-Politiker aus den beiden Bundesländern anwesend. Ergebnis des Treffens: eine Resolution, in der gefordert wird, Geld für die Vorentwurfsplanung bereitzustellen. Und in der an den Bund appelliert wird, sich an den Kosten für den Bau der Gleise zu beteiligen. Das Projekt S 4 soll insgesamt 350 Millionen Euro kosten.

Ein nahezu wortgleicher Antrag wird am kommenden Donnerstag auf der Tagesordnung der Bürgerschaftssitzung stehen. CDU, GAL und SPD werden ihn stellen, die Linke wird vermutlich zustimmen. Einen nahezu wortgleichen Antrag haben auch die Regierungsfraktionen im Kieler Landtag, CDU und FDP, formuliert. Die SPD-Fraktion dürfte noch einscheren - ist der Antrag doch inhaltsgleich mit ihrer gestern verabschiedeten Resolution. Ende kommender Woche soll darüber abgestimmt werden.

Damit gäbe es nicht nur eine große, sondern sogar eine "XXL-Koalition" für die S-Bahn-Verbindung zwischen Hamburg und Ahrensburg. S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke sagte denn gestern auch: "Die politische Unterstützung ist so groß wie nie."

Auslöser für die Solidarisierungswelle war ein Gutachten des Bundes zum Eisenbahnknotenpunkt Hamburg. Darin kamen die Gutachter zu dem Schluss, dass der Bau eines ursprünglich geplanten dritten Gleises zwischen Hamburg-Wandsbek und Ahrensburg nicht notwendig ist - jedenfalls nicht für den Güter- und den Personenfernverkehr, für die der Bund zuständig ist. Daraufhin hatte es im Berliner Verkehrsministerium geheißen, dieses Gleis könne aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen werden.

In den beiden norddeutschen Bundesländern hatte das zu heftigen Protesten geführt. Dort war dieses dritte Gleis immer als Platzhalter für eine Bundesbeteiligung an den Kosten für S-Bahn-Doppelgleise verstanden worden. Denn beide Gleisbauvarianten haben einen Effekt gemeinsam: Sie entlasten die bestehenden Schienenverbindungen und schaffen Platz für mehr Güterzüge, die Hamburg nach der Fertigstellung der Fehmarnbeltbrücke unweigerlich passieren werden.

Ein genaueres Studium des Gutachtens lieferte dann allerdings ausgerechnet den S-4-Unterstützern ein schlagkräftiges Argument. Ein Doppelgleis bis Ahrensburg, so schreiben die Gutachter, würde die Probleme am überlasteten Hauptbahnhof beseitigen. Da ist er also: der Nutzen für den Personen- und Güterfernverkehr, mit dem man auf Zuschüsse des Bundes pochen kann. Die S 4 ist kein reines Nahverkehrsprojekt: In beiden Parlamentsanträgen ist dieses Argument jetzt wiederzufinden.

Nächster Schritt ist eine von den beiden Ländern zu bezahlende Vorentwurfsplanung, die rund zwei Millionen Euro kosten soll. Das sei sinnvoll investiertes Geld, sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter. "Der Norden hat bisher zu oft in die Röhre geguckt, wenn es darum ging, Fördermittel vom Bund zu bekommen. Da legen dann die süddeutschen Länder fertige Pläne vor, und wir haben nichts vorzuweisen und gehen leer aus."