Mit dem Metronom kommt man in nur 31 Minuten von Hamburg-Harburg nach Stade - normalerweise. Doch immer funktioniert das nicht.

Harburg/Stade. Pünktlich rollt der Metronom aus dem Harburger Bahnhof aus. "Früher bin ich immer mit der S-Bahn nach Hamburg gefahren", erzählt Jutta Polewka (67). "Da waren die Sitze oft beschmiert. Außerdem hat die S-Bahn viel länger gebraucht. Mit dem Metronom ist es angenehmer, er ist schneller und sauber", sagt die Rentnerin, die ein bis zwei Mal im Monat nach Hamburg zum Einkaufen fährt. Sie sitzt im oberen Teil des zweistöckigen Wagons.

Melanie Amling sitzt im unteren. Sie ist mit ihren Töchtern Gina Sophie (9) und Vanessa (10) auf dem Weg nach Stade. "Es ist immer viel Betrieb, aber bisher haben wir noch nie stehen müssen", erzählt die 34-Jährige. Sie pendelt jedes Wochenende von Hamburg nach Stade. "Meistens sind die Züge pünktlich."

Ein Abteil weiter sitzt Ulrich Schnei (48). Er pendelt jeden Tag zwischen Stade und Hamburg hin und her. Etwa zweimal die Woche komme der Metronom rund fünf Minuten zu spät. "Das ist ärgerlich, aber noch nicht so schlimm." Er habe aber auch schon 15 bis 20 Minuten auf den Zug gewartet und dann seinen Anschlusszug verpasst.

Das Problem: Das Streckennetz wird nach wie vor von der Deutschen Bahn betrieben, und die bevorzugt ihre eigenen Züge, sprich: Wenn ein ICE etwas Verspätung hat, dürfe er erst in den Bahnhof einfahren, der Metronom muss warten, erzählt ein anderer Fahrgast.

Bernd Rieken (50) wartet am Stader Bahnhof auf den Metronom Richtung Hamburg. Er arbeitet in Stade, wohnt in Hamburg. "Ich fahre antizyklisch, also morgens aus Hamburg raus und abends wieder rein. "Wenn man nach 18 Uhr im Hamburger Hauptbahnhof einfährt, kann man kaum aussteigen. So sehr drängeln die Massen, um einsteigen zu können." Dieses Bild kennt Roland Lorenz (55) aus Harsefeld auch. "Abends sind die Züge so voll, dass Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen Probleme bekommen könnten."

Wenn Bernd Rieken so viele Menschen auf dem Bahnsteig stehen sieht, kauft er sich lieber ein Ticket für die erste Klasse. "Da bekommt man eigentlich immer einen Sitzplatz", so Rieken.

Und wie sieht es auf den Bahnhöfen an der Strecke Harburg-Stade aus?

Harburg Rathaus (S-Bahn): Rolltreppen führen hinunter in die S-Bahnstation, die sehr sauber wirkt, nur an wenigen Stellen liegt Müll auf dem Boden. Die Fahrkartenautomaten funktionierten alle zum Zeitpunkt unseres Tests.

Heimfeld (S-Bahn): Zum Zeitpunkt unseres Tests war eine Rolltreppe außer Betrieb. Einen Fahrstuhl gibt es nicht. Im Zugang lag in einigen Ecken Müll herum, auf einer Treppe sogar eine zerschlagene Bierflasche. Die Bahnsteige wirkten sauber, die Papierkörbe waren geleert. In einem Kiosk (in der Woche bis 24 Uhr, am Wochenende bis 2 Uhr geöffnet) werden Zeitschriften, Döner, Getränke, Zeitungen, Süßigkeiten etc. verkauft.

Neuwiedenthal (S-Bahn): Der Bahnhof ist sehr sauber. Die Toiletten im Eingangsbereich (geöffnet von 8 Uhr bis 18 Uhr) werden dreimal täglich geputzt, die Mülleimer waren zum Zeitpunkt unseres Tests geleert. Die Bahnsteige sind überdacht. Rampen und Fahrstühle ermöglichen es Rollstuhlfahrern die Gleise zu erreichen.

Neugraben (S-Bahn): Fahrradfahrer können sich eine Box zur Aufbewahrung mieten. Die Bahnsteige sind zum Teil überdacht, unüberdachte Sitzgelegenheiten von einem Windschutz eingefasst. Fahrstühle gibt es nicht. Es hängt ein öffentliches Telefon in dem Durchgang, das nicht mehr funktioniert. Ein Kiosk bietet bis 23 Uhr warme Snacks, Getränke, Süßigkeiten, Zeitungen. Die Toiletten werden mehrmals täglich gereinigt und sind sogar mit Blumen ausgestattet.

Fischbek (S-Bahn) : Hier wirkt alles sauber, nur einige Dinge sind beschädigt, wie etwa ein Hinweisschild. In der Unterführung hängen bunte Bilder. Rampen führen zu den Bahnsteigen, auf denen sich überdachte Sitzmöglichkeiten befinden. Es gibt weder Automaten noch einen Kiosk, wo Getränke und Snacks gekauft werden können.

Neu Wulmstorf (S-Bahn): Zur Zeit unseres Test wurde auf dem Bahnhofsgelände gebaut. Rollstuhlfahrer können die Bahnsteige über Rampen erreichen. Dort gibt es überdachte Sitzgelegenheiten - allerdings am äußersten Ende des Bahnsteigs.

Buxtehude (S-Bahn, Metronom): Im Bahnhofsgebäude befinden sich vier Sitzgelegenheiten. Die Bahnsteige sind überdacht, es gibt aber keinen zusätzlichen Windschutz. Durch eine Unterführung gelangt man zu den Gleisen. Ihre Wände sind beschmiert, es stinkt nach Urin. Von hier führen Fahrstühle zu den Gleisen hoch.

Neukloster (S-Bahn): Die Bahnsteige sind nicht überdacht, dafür sind die Sitzgelegenheiten mit einem Windschutz eingefasst. Es liegt kaum Müll herum, die Mülleimer sind geleert. Nett: An einem angrenzenden "Bauwagen-Kiosk" kann man Getränke, Zeitungen und Süßigkeiten kaufen.

Horneburg (S-Bahn, Metronom): Die Bahnsteige sind nicht überdacht, dafür gibt es mit Windschutz eingefasste Sitzplätze. Der nah gelegene Imbiss bietet warme und kalte Getränke, Snacks, Zeitungen. Ein Übergang führt von einem Gleis zum anderen. Wer stark gehbehindert ist, muss 70 Meter weiter über den Auto-Übergang die Gleise queren. Auf diese Möglichkeit weist kein Schild hin.

Dollern (S-Bahn): Auch hier kommt man über einen Auto-Übergang von einem Bahnsteig zum anderen. Die Mülleimer waren überfüllt, die Bahnsteige nicht überdacht, die vorhandenen Sitzplätze mit einem Windschutz eingefasst. Die nah gelegene Gaststätte hatte zum Zeitpunkt unseres Tests geschlossen.

Agathenburg (S-Bahn): Die Bahnsteige sind nicht überdacht, aber die Sitzplätze mit einem Windschutz eingefasst. Von einem Gleis zum anderen gelangt man über einen ebenerdigen Bahnübergang. Es gibt keine Sitzmöglichkeiten im Warmen, keinen Kiosk oder Automaten für Getränke und Snacks - aber für Kondome.

Stade (S-Bahn, Metronom): In der Bahnhofshalle gibt es vier Sitzplätze, Fahrkartenautomaten, einen Kiosk und eine Gaststätte. Die Unterführung, die zu den Gleisen führt, wirkt sauber, an den Wänden hängen Bilder. Rollstuhlfahrer gelangen über Fahrstühle zu den Gleisen. Die Bahnsteige sind überdacht und die Sitzmöglichkeiten zusätzlich von einem Windschutz eingefasst.