Bei seinem Amtsantritt in Hamburg sollen Dieter Lenzen vier Milliarden Euro verprochen worden sein, um die Universität zu modernisieren.

Neustadt. Er weiß, wie schnell sich Dinge ändern können. Als Dieter Lenzen im März nach Hamburg kam, sei ihm erzählt worden, er bekäme vier Milliarden Euro, um die Universität zu modernisieren. "Die gibt es jetzt wohl nicht mehr", sagt der Präsident der Universität Hamburg, der bei seinem Vortrag vor frühstückenden Mitgliedern des CDU-Wirtschaftsrats im Steigenberger-Hotel schnell zur Sache kommt: Jährlich fehlten seiner Hochschule 48 Millionen Euro. Es ist eine Brandrede gegen drohende Sparmaßnahmen , und der erfahrene Hochschul-Lobbyist geizt nicht mit Argumenten.

Sogar im "armen Berlin", als Präsident der Freien Universität, habe Lenzen mehr Budget gehabt: Dort waren es 300 Millionen Euro für 32.000 Studierende, in Hamburg seien es bis zu 240 Millionen für 45.000 Studierende. Wenn es Hamburg ernst meine mit dem Thema Wissenschaft, "dann muss die Stadt diese auch finanziell unterlegen", sagt Lenzen. Als sich sechs Forscherteams seiner Uni bei der Exzellenz-Initiative bewarben, da habe ihn die Deutsche Forschungsgesellschaft gefragt, "ob wir das wirklich ernst meinen, bei dieser Finanzierung".

Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) schließt nicht aus, den Rotstift auch in der Wissenschaft anzusetzen. Ebenso Senatorin Herlind Gundelach (CDU) - sie wolle sich aber dafür einsetzen, die Hochschulen "möglichst wenig zu berühren". Ein massives Sparen am Budget der Uni gilt ohnehin als wenig wahrscheinlich - denn als Druckmittel könnte die Hochschule die Zahl der angebotenen Studienplätze reduzieren.

Präsident Lenzen geht es aber nicht um Schadensbegrenzung, er will mehr. Die Relation von Professoren und Studierenden (1:80) sei "grottenschlecht". Bereits die Verkürzung des Bachelor-Studiums auf sechs Semester sei Sparmaßnahme gewesen - "mit dem Ergebnis, dass Wissen oft auswendig gelernt und ausgespuckt wird", sagt Lenzen, der für eine Verlängerung des Bachelors plädiert. Lenzen erzählt auch, dass die Betreuung von Doktoranden den Professoren oft nicht bezahlt werde, obwohl dies 15 Prozent der Arbeitszeit ausmache. "Sagen Sie das mal einem Arbeiter am Fließband: Er solle 15 von 100 Autos in seiner Freizeit bauen."

Der Präsident beschwört auch den Geburtenrückgang. In knapp zwei Jahrzehnten hätten sich die Abiturjahrgänge annähend halbiert, gleichzeitig müsse die Zahl der Hochschul-Absolventen dramatisch erhöht werden. Und mit der qualifizierten Zuwanderung klappe es auch noch nicht richtig: An der Uni Hamburg seien zwei Prozent des akademischen Personals ausländisch, in Berlin seien es 15 Prozent.

Lob findet Lenzen eigentlich nur für die Uni-Mitarbeiter. "Viele sind hoch motiviert und wollen einen Aufbruch." Die Sanierung des Campus in Eimsbüttel solle schnell beginnen: "Es müssen Bagger rollen."