Dieter Lenzen wendet sich in einem Brandbrief an Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus gegen Kürzungen im Wissenschaftsetat.

Hamburg. Uni-Präsident Dieter Lenzen hat sich mit einem Brandbrief an Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) gewandt. Darin warnt Lenzen davor, im Zuge der Haushaltsberatungen den Rotstift beim Wissenschaftsressort anzusetzen. "Ich sehe meine Pflicht darin, nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass ein Verzicht auf eine Budgeterhöhung oder gar eine Kürzung die in der Koalitionsvereinbarung vorgesehene Konzipierung Hamburgs als Wissenschaftsstadt zunichte machen würde", heißt es in dem Schreiben, das nur zwei Tage nach der Vereidigung Ahlhaus' verschickt wurde und dem Abendblatt vorliegt.

Dazu gehöre auch die Bewerbung bei der Exzellenz-Initiative des Bundes, die angesichts der jetzigen Lage auf dem Spiel stehe. Der Antrag hätte laut Deutscher Forschungsgemeinschaft nur Chancen, wenn die Stadt den Wissenschaftshaushalt über den Bundesdurchschnitt bringe, so Lenzen. Allerdings nehme Hamburg bei der Wissenschaftsfinanzierung im Ländervergleich den letzten Platz ein, mahnte er. Gemeint ist damit der Anstieg der Finanzierung in den vergangenen Jahren, dieser ist in Hamburg deutlich geringer als in anderen Bundesländern.

"Dass Hamburg im Ländervergleich so schlecht abschneidet, ist wirklich peinlich und eine Ohrfeige für den Senat", sagte die wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dorothee Stapelfeldt. Sie warnte davor, den Wissenschaftsstandort Hamburg finanziell auszutrocknen und verwies den Senat mit Blick auf die Auszeichnung als Exzellenz-Uni darauf, der Hochschulpolitik endlich die Bedeutung einzuräumen, die sie verdiene. Auch der hochschulpolitische Sprecher und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Wolfgang Beuß, stellte sich hinter Lenzen. "Wenn wir als exzellent anerkannt werden wollen, dürfen wir nicht sparen", sagte er. Er gehe aber davon aus, dass das Thema Wissenschaft in den Haushaltsberatungen Priorität genieße. Dafür werde er sich einsetzen. Gerade hat die Universität Hamburg ihre Bewerbungen für die dritte Runde der Exzellenz-Initiative eingereicht. Mit dem Wettbewerb wollen Bund und Länder den Wissenschaftsstandort Deutschland stärken und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern.

Für Hamburg geht es im Kampf mit anderen Hochschulen um das bundesweite Ansehen - und um viel Geld. Das gesamte Fördervolumen liegt bei 2,7 Milliarden Euro. Hamburg hat sich für drei Förderlinien beworben, mit Konzepten für eine eigene Graduiertenschule, in den Exzellenz-Clustern und mit einem Zukunftskonzept mit dem Thema "Universität der Nachhaltigkeit". Bei der Graduiertenschule beispielsweise geht es um ein bis drei Millionen Euro Förderung jährlich für fünf Jahre, bei den Clustern um drei bis acht Millionen Euro pro Jahr. Die Wissenschaftsbehörde nannte die Forderungen Lenzens "berechtigt" und "wünschenswert".

Allerdings müsse man die Haushaltsberatungen abwarten, vorher könne man nichts versprechen, so Sprecher Timo Friedrichs. Er verwies erneut auf die Ankündigung von Senatorin Herlind Gundelach (CDU), die Uni, hat sie Erfolg im Exzellenz-Wettbewerb, nicht nur mit den obligatorischen 25 Prozent Landesanteil zu unterstützen, sondern die erfolgreichen Projekte nachhaltig zu sichern. Über eine Größenordnung könne man jedoch erst sprechen, wenn der Wettbewerb entschieden sei. Eine Vorentscheidung fällt kommenden März, die endgültige im Sommer 2012.

Die Universität Hamburg wollte sich zu dem Schreiben nicht näher äußern, zuerst wolle man die Gespräche mit dem Ersten Bürgermeister oder politischen Entscheidungsträgern abwarten. In seinem Brief verwies Lenzen aber noch auf ein Schreiben des Vorsitzenden der Landeshochschulkonferenz und Präsident der Technischen Universität, Edwin Kreuzer, und der Handelskammer. Gemeinsam betonten beide Parteien darin, dass erhebliche Steigerungen im Haushalt nötig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit Hamburgs als Wissenschaftsstadt zu sichern.

Die Handelskammer wollte sich zu dem vertraulichen Schreiben noch nicht äußern. Lenzen betonte in seinem Schreiben aber, wie wichtig hoch qualifiziertes akademisches Personal für die Wirtschaft und ihr Wachstum sei. Auch angesichts der demografischen Entwicklung prophezeite Lenzen der Wirtschaft ansonsten "eine schwere Krise". Senatorin Gundelach bestätigte im Wissenschaftsausschuss am Mittwoch derweil, dass eine Modernisierung der Uni am jetzigen Standort in Eimsbüttel realisierbar ist. Im Herbst solle der erste städtebauliche Wettbewerb für die Gebäude an der Bundesstraße starten.