Selbst der CDU-Ortsverband Wandsbek entzog der 50 Jahre alten Amtschefin Cornelia Schroeder-Piller einmal das Vertrauen.

Wandsbek. Wandsbeks Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) steht mächtig unter Druck. Führungsschwäche, Kontrollwut - das sind nur einige der Vorwürfe, die der Personalrat, die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und der Deutsche Beamtenbund gegen die 50 Jahre alte Amtschefin erheben. Und auf die schützende Hand Ole von Beusts kann sie auch nicht mehr zählen - der Altbürgermeister hatte in der Vergangenheit ihre Karriere kräftig gefördert.

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Aber was ist das für eine Frau, die für so viel Furore sorgt? Eigentlich hat Cornelia Schroeder-Piller, die 1960 in Kolumbien zur Welt kam und seit 1975 in Hamburg lebt, eine klassische Karriere hingelegt. Nach ihrem Abitur und einem Jurastudium an der Hamburger Universität arbeitete die zierliche Frau, die ihren Ehemann Michael Piller schon während der Schulzeit kennenlernte, unter anderem für die Innenbehörde und für die CDU-Bürgerschaftsfraktion. Sie wurde die persönliche Referentin von Ole von Beust, der damals noch Oppositionschef in der Bürgerschaft war. Als er 2001 zum Bürgermeister gewählt wurde, bedeutete der Regierungswechsel auch für Cornelia Schroeder-Piller den Karrieresprung.

Sie wurde Leiterin des Inlandsprotokolls in der Senatskanzlei und war zuständig für Konsularsangelegenheiten. Die SPD kritisierte, dass die Stelle nicht ausgeschrieben wurde und stellte die Qualifikationen von Schroeder-Piller, die erst 2001 der CDU beitrat, infrage.

Ole von Beust blieb auch in den folgenden Jahren der Förderer der Verwaltungsjuristin, die bis 2007 als Büroleiterin von der früheren Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) tätig war. Er schlug Cornelia Schroeder-Piller als Nachfolgerin für den bisherigen Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs (CDU) vor, der zum Staatsrat für Stadtentwicklung ernannt wurde. Ole von Beust ebnete ihr damit den Weg zu einem auch für ihn besonderen Posten. Zum einen, weil Wandsbek mit rund 410 000 Einwohner der größte Bezirk Hamburgs und damit weitaus größer als beispielsweise die Landeshauptstadt Kiel oder Bochum (376.000 Einwohner) ist. Zum anderen, weil Ole von Beust in Wandsbek aufgewachsen ist und sein Vater Achim-Helge Freiherr von Beust selbst 26 Jahre lang Bezirksamtsleiter war.

Die vielfältigen Interessen des Mammut-Bezirks in den Blick zu bekommen, ist jedoch keine leichte Aufgabe. Das musste auch die neue Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller erkennen. Richtig rund lief es von Anfang an nicht. Auch wenn die brünette Christdemokratin schon kurz vor ihrem Amtsantritt betonte, dass sie ehrgeizig und perfektionistisch sei. Beides ist nicht übertrieben. Und vielleicht sind es sogar genau diese Eigenschaften, die ihr manchmal im Weg stehen.

Besonders herbe Kritik erntete Cornelia Schroeder-Piller für ihr Verhalten beim Streit um die Ansiedlung eines Bordells in ihrem Bezirk. Bereits am 20. November 2008 hatte sie in einem Vorbescheid die Ansiedlung eines Bordells im ersten Stockwerk an der Angerburger Straße 20 genehmigt - ohne vorher die politischen Gremien des Bezirks zu informieren und sie in die Entscheidung mit einzubinden. Bürger protestierten, Politiker warfen ihr vor, Unterlagen zurückgehalten und sie vorsätzlich zu spät informiert zu haben. Obendrein entzog der Vorstand des CDU-Ortsverbandes Wandsbek der Bezirkschefin offiziell das Vertrauen. In einem Beschluss "rügte" der Ortsvorstand, dass Cornelia Schroeder-Piller in mehreren Fällen Entscheidungen von besonderer Tragweite getroffen habe, ohne die Bezirkspolitiker einzubinden.

Seit diesem Eklat sitzt Cornelia Schroeder-Piller nicht mehr fest im Sattel. Nach außen gibt sie weiterhin die starke Frau an der Spitze. Erst diese Woche sagte sie in einem Interview, dass es nichts gebe, was ihr schlaflose Nächte bereiten würde. Dabei ist es keineswegs so, dass die Bezirksamtsleiter in Wandsbek pauschal einen schweren Stand haben. Ihre beiden Vorgänger Gerhard Fuchs (CDU) und Klaus Meister (SPD) genießen bis heute über die Parteigrenzen hinweg ein hohes Ansehen und sind wohl der großen Mehrheit als Bezirksamtsleiter in positiver Erinnerung geblieben.

Die Arbeit der beiden Männer wurde von Politikern und Bürgern ebenso geschätzt wie von den Mitarbeitern im Bezirksamt. Skandale können Fuchs und Meister jedenfalls nicht vorweisen. Unumstritten zu werden - das wird Cornelia Schroeder-Piller wohl kaum noch gelingen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass sie in der Öffentlichkeit eher als menschenscheu gilt.

Zu den aktuellen Vorwürfen teilte die Wandsbeker Bezirksamtsleiterin heute in einer Presseerklärung unter anderem mit: "Die BZL (Bezirksamtsleitung - Anmerkung der Red.) nimmt die Sorgen der MAB (Mitarbeiter des Bezirksamtes - Anmerkung der Red.) ernst und versteht, dass sie im Hinblick auf die anstehende Konsolidierung beunruhigt sind." Das Abendblatt hätte gern ein Interview mit Cornelia Schroeder-Piller geführt, um ihr Gelegenheit zu geben, ausführlich Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen - sie lehnte ab.