Nur Teile des Aufsichtsrates wussten offenbar von der Kinderporno-Affäre. Größerer Teil erst später aus zweiter Hand informiert.

Hamburg. Neue Rätsel um die Kinderporno-Affäre bei der HSH Nordbank . Während die Bank Wert darauf legte, dass sich der gesamte Aufsichtsrat geschlossen hinter Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher gestellt habe, wird diese Version jetzt relativiert. Denn der Bericht der Anwaltskanzlei WilmerHale, aus dem nach HSH-Darstellung hervorgehe, dass Nonnenmacher mit der Affäre nichts zu tun hat, liegt bis heute gar nicht allen Aufsehern vor.

Das erfuhr das Abendblatt aus Aufsichtsratskreisen. Vielmehr sei der brisante Bericht nur dem Präsidialausschuss, dem inneren Zirkel des Aufsichtsrats, vorgestellt worden. Der größere Teil des Aufsichtsrats sei später nur aus zweiter Hand informiert worden. Die Feststellung, dass Nonnenmacher sich in der Sache "jederzeit pflichtgemäß" verhalten habe, stammt daher nur vom Präsidialausschuss.

Nach einem Bericht des "Spiegels schildert der WilmerHale-Report, wie einem früheren US-Manager der Bank offenbar gezielt Verbindungen zur Kinderpornoszene untergeschoben wurden, um ihn entlassen zu können. Dem Nachrichtenmagazin zufolge ermittelt die New Yorker Staatsanwaltschaft in der Sache bereits gegen Nonnenmacher und HSH-Justiziar Wolfgang Gößmann.

Die HSH wies die Vorwürfe zurück und sprach von einer bewussten Beschädigung der Bank. Nachdem mehrere Spitzenpolitiker im Abendblatt bereits Aufklärung gefordert hatten, legte gestern Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) nach und mahnte "eine sehr rasche und umfassende Aufklärung" an. Jetzt sei vor allem der Aufsichtsrat am Zuge. Die HSH gehört zu 85,5 Prozent Hamburg und Schleswig-Holstein.