Mit einer Summe im hohen einstelligen Millionenbereich will Köhler & von Bargen sich aus dem Projekt verabschieden.

Hamburg. Die Investoren sind bereit, das Bernhard-Nocht-Quartier auf St. Pauli an die Anwohner zu verkaufen (wir berichteten) - und jetzt nennen sie auch den Preis: Mit einer Summe im hohen einstelligen Millionenbereich will Köhler & von Bargen sich aus dem Projekt verabschieden. Damit, so ließ das Unternehmen verlauten, käme es ohne Verlust aus dem Geschäft. Es wäre ein Schlusspunkt hinter eine Angelegenheit, die den Investoren nichts als Verdruss bereitet hat. Als Köhler & von Bargen das Quartier an Bernhard-Nocht- und Erichstraße erwarben, wollten sie etwa 80 Eigentumswohnungen errichten. Nach dem handfesten Protest der Initiative NoBNQ nahmen sie von diesem Plan Abstand, vereinbarten gar eine Mietpreisbindung für die Dauer von zehn Jahren und räumten den Anwohnern die Möglichkeit ein, sich an der Gestaltung des Quartiers zu beteiligen. Doch denen ist das nicht genug. Ihr Konzept von einer selbstverwalteten Wohngegend steht in groben Zügen, "und deswegen wollen wir das Quartier kaufen", sagt NoBNQ-Sprecher Steffen Jörg. Gutachter seien bereits unterwegs, um den Wert der Immobilien zu taxieren.

Zweimal haben sich bisher die Gesandten von NoBNQ mit Köhler & von Bargen getroffen. Nachdem die Investoren der Initiative ihre Vorschläge zur Gestaltung unterbreitet hatten, formulierten die Anwohner unumwunden ihren Kaufwunsch. Die Finanzierung steht noch nicht, angedacht ist eine Kooperation mit dem in Süddeutschland ansässigen "Mietshäuser Syndikat", das selbst organisierte Hausprojekte unterstützt. Jörg: "Finanzieren würden wir den Kauf über Direktkredite bei Privatmenschen, die uns billige Konditionen geben." Dabei hoffe NoBNQ auf idealistische Geldgeber, die mit dem Geschäft eigene Vorstellungen verbinden. "Wir haben schon Leute im Blick." Fest steht allerdings noch nichts, ein möglicher Kaufpreis muss noch ausgehandelt werden.

Die Initiative will unter Umständen Sozialwohnungen schaffen, auf jeden Fall aber die Mieten dauerhaft niedrig halten. Bezirkschef Markus Schreiber beäugt die Angelegenheit noch etwas skeptisch: "Für bauliche Veränderungen bräuchte ein neuer Bezieher eine Baugenehmigung. Wir wollen die alte Bausubstanz erhalten - da haben wir NoBNQ aber bestimmt auf unserer Seite." Im Vertrag mit Köhler & von Bargen sei eigentlich ein Weiterverkauf ausgeschlossen worden, "aber da hatten wir Investmentfonds und 'Heuschrecken' im Blick", sagt Schreiber. Grundsätzlich halte er einen Kauf der Immobilie durch NoBNQ für möglich. So scheint zurzeit auf St. Pauli vieles machbar - und die Anwohner beinahe am Ziel ihrer Wünsche. Jörg: "Es ist auch eine alternative Stadtplanung möglich."