62.412 Stimmen wurden für Ikea abgegeben und 18.480 dagegen. Der Möbelkonzern zeigte sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Hamburg. Seit rund zehn Jahren gibt es in Hamburg eine direkte Bürgerbeteilung in den Bezirken, gut 80-mal wurde schon abgestimmt. Doch kein Bürgerentscheid dürfte bisher so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben wie der Streit um die Ikea-Ansiedlung und den dazu nötigen Abriss des Frappant-Hochhauses in Altona. Mehr als 80.000 gültige Stimmen zählte das Bezirksamt bis gestern und stellte ein mehr als eindeutiges Ergebnis fest: 77,16 Prozent der Altonaer Bürger, die sich an der Abstimmung beteiligt hatten, stimmten für die Ikea-Pläne an der Großen Bergstraße. Die Beteiligung lag bei diesem Entscheid mit rund 43 Prozent noch über der Wahlbeteiligung bei der letzten Europawahl in Altona. Im Einzelnen wurden 62.412 Stimmen für Ikea abgegeben und 18.480 dagegen.

Ikea selbst zeigte sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Der Möbelkonzern hatte zuvor angekündigt, sein Pilotprojekt für ein City-Möbelhaus in einer Fußgängerzone nur dann weiter zu verfolgen, wenn ein solches Projekt von einer "deutlichen Mehrheit" auch getragen werde. Armin Michaely, Expansionschef Ikea Deutschland: "Wir bedanken uns jetzt für das große Vertrauen." Sein Unternehmen sei überzeugt, dass es einen Beitrag leisten könne, um die Große Bergstraße für viele Menschen und Einzelhändler vor Ort wieder attraktiver werden zu lassen. Auch aus der Politik gab es überwiegend Zustimmung: "Ich bin froh, dass sich die Altonaer so eindeutig für die Ansiedlung von Ikea entschieden haben", sagt Hamburgs SPD-Chef Olaf Scholz, der selbst in Altona wohnt. Und Jens Kerstan, Vorsitzender der GAL-Bürgerschaftsfraktion: "Die große Beteiligung und eindeutige Entscheidung der Bürger sprechen eine deutliche Sprache. Die Altonaer wollen Ikea. Ich appelliere an die Vernunft der Ikea-Gegner, dieses Ergebnis zu akzeptieren."

Enttäuscht gaben sich indes die Ikea-Gegner. Ihr Sprecher Christoph Twickel bemühte das Bild von David und Goliath, wobei Goliath nun gewonnen habe, weil es in keiner Weise "Voraussetzungen für eine demokratische Meinungsbildung" gegeben habe. Während sich die Befürworter eine Belebung der früher zentralen Einkaufsstraße von Ikea versprechen, warnen Gegner wie Twickel vor Verkehrschaos und Mietsteigerungen im Viertel. Daher ist derzeit auch noch ein zweiter Bürgerentscheid auf dem Weg, der sich ebenfalls mit der Ikea-Ansiedelung beschäftigt - aber diesmal von Gegnern des Projekts initiiert wurde. Noch wird im Rathaus Altona geprüft, ob für ein förmliches Bürgerentscheid-Verfahren genügend gültige Unterschriften zusammengekommen sind. Allerdings wird von der Bezirkspolitik damit gerechnet, dass der Senat das Ikea-Verfahren übernehmen (evozieren) wird und so diesen zweiten Bürgerentscheid quasi rechtlich aushebelt. Nach Abendblatt-Informationen soll das schon am kommenden Dienstag geschehen. Enno Isermann, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde: "Das Thema steht dort auf der Tagesordnung."