Eine süße Köstlichkeit in sieben verschiedenen Variationen. Aus allen Hamburger Bezirken. Auf dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft.

Zu den Köstlichkeiten des Spätsommers gehört zwingend Pflaumenkuchen! Frisch muss er sein und je nach Geschmack auf Hefe- oder Mürbeteig ein Aroma entfalten, das einem sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Wie unterschiedlich die Geschmäcker und die Kuchen sind, zeigen sieben verschiedene Kuchen von Hobbybäckerinnen und einem Profi aus den sieben Hamburger Bezirken, die das Hamburger Abendblatt zum Backen gebeten hat. Vom Dinkelteig über den Rührkuchen, den Klassiker mit Hefeteig bis zu einer anspruchsvollen "Wähe" (einem Mürbeteigkuchen) ist alles dabei.

Guten Appetit!

Die schmale Straße schlängelt sich teilweise einspurig durch eine ländliche Idylle mit Obsthöfen, Weiden und Wiesen auf Finkenwerder. Von dieser Straße führt ein Weg durch einen Wald von 10 000 Obstbäumen bis zur Alten Süderelbe. Ein milder Wind streicht durch die parkähnliche gepflegte Anlage, die viereinhalb Hektar groß ist. Dort steht neben einem 1888 erbauten Reetdachhaus eine Reihe Pflaumenbäume, 40 Jahre alt, die voller praller Früchte hängen und deren Äste wie eine Trauerweide eine Art Schirm bilden. Man kann druntersitzen und vor allem: neidisch werden! Gibt es irgendwo auf der Welt einen Ort größerer Pflaumenkuchen-Seeligkeit? Nein.

Die kleinen blauen Finkenwerder Früchte wachsen in Mundhöhe, schmecken auf dem Kuchen säuerlich-aromatisch nach Sommer, Wärme und einem nicht enden wollenden Genuss. Ein Schlaraffenland mitten in der Großstadt mit Kaffeeduft und Sahne und dem Gedanken an ein zweites oder gar drittes Stück auf dem Teller. Ach, möge der Sommer doch nicht enden wollen! Und die Sahne ist dann auch egal!

+++ Der mit Milch +++

+++ Der Rührige +++

+++ Extra viele Pflaumen +++

+++ Dinkelteig +++

+++ Zwetschendatschi +++

+++ Zweimal gebacken +++

+++ Mit Streuseln +++

"Der Baum ist wurzelecht, also nicht veredelt, und trägt die originale Hauszwetsche", erklärt Hans Pilarczyk, Senior auf dem Demeter-Obsthof Marckwardt und nebenbei ein begnadeter "Wetterbauer". Das sei die beste Frucht für den Pflaumenkuchen, weil sie bei Hitze nicht zermatsche und das richtige Maß an Säure besitze. Nur vermarkten könne man diese kleinen Zwetschen nicht, weil sie eben zu klein seien. Aber verbacken kann man sie. Das passiert hier im September jeden Tag "Sechs Wochen lang", sagt Tochter Kerstin Marckwardt, die mit ihrem Mann Bernd den Hof betreibt. Die polnischen Erntearbeiter seien es gewohnt, jeden Tag frischen Pflaumenkuchen zu bekommen, deutsche Erntehelfer könne man für die Arbeit nicht gewinnen, auch nicht mit Kuchen. "Die Polen freuen sich schon", sagt sie. Wenn die eigenen Pflaumenbäume abgeerntet sind, kaufen die Obstbauern gern die Bühler Frühzwetsche, die auch schön säuerlich ist. Von Mitte Juli bis Anfang Oktober sind die begehrten Steinfrüchte im Handel.

Deutschland ist beim Pflaumenkuchen zweigeteilt. Im Norden der Republik nimmt man öfter Rührteig, gern auch Zwetschen in einem gedeckten Kuchen. Im Süden verwendet man Hefeteig und nennt den Kuchen dann "Datschi" und das exzessive Vertilgen dieser Köstlichkeit "Datschimanie" ("Süddeutsche Zeitung"). Denn die Bestimmung der Zwetsche sei es, nicht pur gegessen oder in der Marmelade verkocht zu werden, sondern in einen Hefe- oder Mürbteig gedrückt zu werden, haben die Bayern festgestellt.

Was auf der Zunge klar zu unterscheiden ist, wird jedoch im Sprachgebrauch verwirrend. "In Norddeutschland werden oft auch Zwetschen (lat.: Prunus domestica subsp. domestica) als Pflaumen (lat.: Prunus domestica) bezeichnet", schreibt das Bayerische Obstzentrum Hallbergmoos.

Unter dem Finkenwerder Pflaumenbaum an der Alten Süderelbe gelten eigene Gesetze: "Zum nicht gedeckten Zwetschenkuchen gehört Schlagahne", stellt Brigitte Pilarczyk unter einhelliger Zustimmung der Kaffeegesellschaft fest. Ohne würde es gar nicht gehen. In fünfter Generation bewirtschaftet die Familie den Hof, da wachsen Gesetzmäßigkeiten. Und die Welt des Pflaumenkuchens bietet reichlich Nahrung für absolute Meinungen. Für die einen geht es nur mit Sahne und dem feinen Duft nach Zimt und Zucker. Für andere auch um den Teig.

So würde Ursula Steffens, die sehr gern und alle 14 Tage backt, auch gern ihren Lieblings-Pflaumenkuchen mit Hefeteig machen. "Aber das mache ich nicht, weil das meine Mutter besser kann."