Entlassene Sicherungsverwahrte wollen doch nicht in das Jenfelder Haus ziehen. “Würden uns in dem Haus wie in einem Zoo fühlen.“

Hamburg. Dem Hamburger Senat droht eine schwere Schlappe: Fünf Tage nachdem die Behörden offiziell verkündet hatten, dass die entlassenen Sicherungsverwahrten Hans-Peter W. und Karsten D. künftig in einem früheren Altenheim im Bezirk Wandsbek wohnen werden, wird jetzt bekannt: Der Sexualstraftäter W. und der wegen Totschlags verurteilte Schwerverbrecher D. wollen offenbar gar nicht in den gelben Klinkerbau in der Straße Elfsaal (Jenfeld) umziehen - und niemand kann sie dazu zwingen.

"Meine Mandanten haben mir gesagt, dass sie dort nicht wohnen wollen", sagt der Anwalt Ernst Medecke, der Hans-Peter W. und Karsten D. vertritt, dem Abendblatt. Das klang am Donnerstag, als Justizsenatorin Jana Schiedek, Innensenator Michael Neumann und Sozialsenator Detlef Scheele (alle SPD) über die neue Unterbringung für Ex-Sicherungsverwahrte informierten, noch ganz anders. "Hans-Peter W. und Karsten D. haben bereits beide signalisiert, dass sie in das Haus einziehen wollen", sagte Schiedek damals.

Von dieser Bereitschaft weiß zumindest der Anwalt der Männer nichts. "Wir würden uns in dem Haus in Jenfeld wie in einem Zoo fühlen", sollen Hans-Peter W. und Karsten D. ihrem Rechtsbeistand gesagt haben. "Sie sind entsetzt, dass sie in das Vorhaben der Behörden nicht miteinbezogen worden sind", sagt Medecke. Sie seien am Donnerstag, nur kurz bevor die Senatoren die Öffentlichkeit über ihr Vorhaben unterrichteten, vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

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Gegen diesen Vorwurf wehrt sich die Justizbehörde. Dort heißt es: "Mit den Betroffenen wurden im Vorfeld zahlreiche Gespräche geführt, die auch fortgesetzt werden. Mit der Mitteilung des konkreten Unterbringungsortes musste allerdings behutsam umgegangen werden." Es sei jedoch sichergestellt worden, dass W. und D. nicht durch die Medien über ihr neues Zuhause informiert worden seien.

An ihrem Plan, die entlassenen Sicherungsverwahrten in dem Haus in Jenfeld unterzubringen und dort von 40 Polizisten im Schichtdienst überwachen zu lassen, halten die Behörden nach wie vor fest. Heute Abend werden die Anwohner des Quartiers ab 19 Uhr in der Helmut-Schmidt-Universität über ihre möglichen neuen Nachbarn informiert. Einige Bürger hatten bereits am Freitag angekündigt, dass sie gegen den Umzug der verurteilten Schwerverbrecher vorgehen wollen.

Für Hans-Peter W. und Karsten D. ist der Protest der Anwohner vermutlich Grund genug, dem Senat eine Absage für den Umzug an den Elfsaal zu erteilen. "Mir haben die Mandanten gesagt, dass sie zunächst da bleiben möchten, wo sie gerade sind", sagt Rechtsanwalt Medecke. "Ihr Wunsch ist es, anonym zu leben und in Ruhe gelassen zu werden." Karsten D. befindet sich momentan freiwillig in einer sozialtherapeutischen Anstalt. Hans-Peter W., der 1980 zwei Frauen vergewaltigt hat, wohnt auf dem Gelände einer Asklepios-Klinik. Zwingen kann die beiden niemand, in das Haus in Jenfeld zu ziehen. Rein rechtlich gesehen sind sie freie Männer. Sie dürfen selbst entscheiden, wo sie leben möchten.

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Sollten sich die beiden verurteilten Straftäter doch noch für einen Umzug nach Jenfeld entscheiden, dürften sie nur ein Jahr in dem Haus leben. Der Grund: Ende 2012 wird eine Kita in ihre unmittelbare Nachbarschaft ziehen.