Unterricht vom Profi für nur 15,97 Euro: Lehrer-Pensionäre sind empört über Angebot der Schulbehörde, als billige Honorarkraft zu arbeiten.

Hamburg. Der Brief beginnt einfühlsam. "Nach langjähriger Tätigkeit im Hamburger Schuldienst befinden Sie sich nunmehr im wohlverdienten Ruhestand, den Sie hoffentlich genießen können", schreibt Norbert Rosenboom, Leiter des Amts für Bildung, in einem Brief an pensionierte Lehrer.

Doch dann kommt ein Angebot, das viele Ex-Lehrer als unmoralisch empfinden. "Gern möchten wir Ihnen anbieten, Ihre vielfältigen pädagogischen Kompetenzen auch über die aktive Dienstzeit hinaus im Rahmen der Lernförderung einzusetzen", schreibt Rosenboom. Es geht um das Konzept "Fördern statt Wiederholen", das nach der Abschaffung des Sitzenbleibens gezielte Nachhilfe für Schüler vorsieht, deren Leistungen nicht den Anforderungen der Klassenstufe entsprechen.

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"Die Lernförderung wird mit einem Höchstsatz von 15,97 Euro pro Förderstunde (45 Minuten) vergütet", preist Rosenboom den Extrajob an. Doch viele Rentner und Pensionäre sind laut dem Deutschen Lehrerverband Hamburg (DLH) empört über das Angebot auf Honorarbasis. "Dieses Billigangebot ist personalpolitisch und rechtlich inakzeptabel", sagt der DLH-Vorsitzende Helge Pepperling. Empört sind die Lehrerpensionäre auch deswegen, weil der Senat ihnen praktisch zeitgleich das Weihnachtsgeld streichen will.

"Die 15,97 Euro sind der übliche Tarif, der jetzt angewandt wird", sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Nach seiner Beobachtung sei das Angebot zumindest für nicht verbeamtete ehemalige Lehrer durchaus attraktiv. Da die Schulen selbst die Honorarverträge abschließen, ist nicht bekannt, in welchem Umfang schon jetzt Ruheständler stundenweise unterrichten. "Es sind Einzelfälle", sagt Albrecht. Sicher ist, dass sich der Bedarf im Rahmen des Programms "Fördern statt Wiederholen" deutlich erhöhen wird.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) versucht, die Wogen im Grundsatzstreit über Honorarkräfte zu glätten. "Honorarverträge sind ein legales und probates Mittel, um bestimmte Angebote an Schulen zu ermöglichen", schreibt Rabe in einem Brief an alle Schulleiter. "Gerade die Lernförderung lässt sich auf diese Weise hervorragend organisieren." Die Gymnasial-Schulleiter weigern sich, neue Honorarverträge abzuschließen, weil sie wegen fehlender Sozialabgaben rechtlich umstritten sind. Rabe sichert den Schulleitern zu, die möglicherweise fällige "Nachentrichtung von Beiträgen zu übernehmen".

Doch zugleich scheint Rabe den Druck zu erhöhen. "Wer jetzt als Schulleiter keine neuen Honorarverträge unterschreibt, wird seiner Führungsaufgabe nicht gerecht", soll Rabe bei einer Veranstaltung des CDU-Wirtschaftsrats gesagt haben.

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