Mangelhafter Führungsstil, unzufriedene Lehrkräfte. Umstrittene Leiterin Susanne B. wirft nach schlechtem Inspektionsergebnis hin.

Hamburg. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Leitbild und Führungsstil der Schulleitung seien mangelhaft, die Lehrkräfte sehr unzufrieden, fand die Schulbehörde jetzt bei einer Inspektion der Grundschule am Turmweg heraus. Folge: Die Behörde stufte sie als "Schule mit besonderem Handlungsbedarf" ein - und die umstrittene Schulleiterin Susanne B. trat zurück.

"Die ganze Schule ist froh", sagt eine Elternvertreterin über den Vorgang. Fest steht: Die Atmosphäre an der Grundschule in Rothenbaum war schon lange vergiftet. Viele Beteiligte berichten von einem erdrückenden Konflikt zwischen Eltern, Lehrern und Schulleitung.

"In solchen Fällen gibt es einen Katalog von Maßnahmen, und es muss schnell gehandelt werden", sagt der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht. Bisher seien weniger als zehn Schulen in diese schlechte Kategorie gefallen. Das Ergebnis des Schul-TÜV basiert auf schriftlichen Dokumenten, die Auskunft über die Schule geben, Unterrichtsbeobachtungen, Interviews mit Lehrern, Eltern und Schulleitung sowie Online-Fragebögen. Die Teilnahme an der Befragung fiel in diesem Fall überdurchschnittlich aus. Erst ab 20 Prozent Beteiligung werden die Antworten überhaupt berücksichtigt. Bei der Schule am Turmweg nahmen rund 50 Prozent der Eltern und sogar 80 Prozent der Lehrer teil. "In einem solchen Fall hat die Befragung einen noch größeren Einfluss auf das gesamte Verfahren", sagt Albrecht.

Trendforscher und Vater Peter Wippermann hatte schon Ende Januar mit einem offenen Brief im Abendblatt auf die Situation an der - bis dahin - als besonders gut geltenden Grundschule aufmerksam gemacht. Er bemängelte häufige Unterrichtsausfälle und zu wenige qualifizierte Vertretungslehrer. Andere Eltern sprachen von einem "Regiment der Angst" seitens der Schulleitung und Wissenslücken bei ihren Kindern. Nun blickt Wippermann optimistisch in die Zukunft. "Das monatelange Schweigen an der Schule Turmweg ist vorbei; das gemeinsame Gespräch zwischen Elternvertretern, Lehrern, Schulleitung und der Schulbehörde findet wieder statt", sagt er.

Es gibt aber auch einige, die den Rücktritt von Susanne B. bedauern. "Meine Tochter hat sie sehr gemocht und ist sehr traurig, dass sie weg ist", sagt ein 41 Jahre alter Vater. Vielleicht sei die Schulleiterin zu hart gewesen oder habe in manchen Situationen nicht die nötige Diplomatie an den Tag gelegt. "Sie hatte gegenüber Teilen des Kollegiums und der Eltern aber auch einen sehr schweren Stand."

Auch andere Eltern haben diesen ständigen Gegenwind wahrgenommen. "Die Eltern dort sind durchaus schwierig", sagt eine Mutter, die selbst auch Lehrerin ist. "Die haben gar keine Ahnung, was es bedeutet, einen Vertretungsplan zu erstellen." Sie habe Susanne B. immer als gesprächsbereit erlebt. Ebenso erging es der Mutter eines Erstklässlers. "Wir können diese Schule noch immer rundum empfehlen", sagt sie. Die Lernatmosphäre sei motivierend und das Klima gut.

Auch andere Schulleiter sehen den Vorgang kritisch. "Manchmal gibt es Situationen, in denen ein Mensch kaum etwas richtig machen kann", sagt eine Kollegin. Einige werden noch konkreter. "Der Fehler liegt eindeutig nicht nur bei Frau B.", sagt ein Schulleiter aus Eimsbüttel.

Es sei in diesem Zusammenhang auch wichtig, darüber zu sprechen, ob Eltern Einfluss auf die Entwicklung einer Schule nehmen sollen und ob es wirklich immer nötig ist, die Medien hinzuzuziehen. Der Eimsbütteler Schulleiter: "Probleme sollten durch eine gemeinsame Kommunikation gelöst werden."

Bis auf Weiteres wird die Schule am Turmweg von der stellvertretenden Schulleiterin geführt. Die Stelle wird wie üblich ausgeschrieben. "Das kann aber gut bis zum neuen Schuljahr dauern, bis der Posten wieder besetzt ist", sagt Behördensprecher Peter Albrecht.