HWWI-Ökonomen loben Einbindung in Weltwirtschaft. Elbvertiefung notwendig. Regierung bietet maritimer Wirtschaft keine konkrete Hilfe.

Hamburg. Die deutschen Seehäfen sind gut aus der Weltwirtschaftskrise herausgekommen und für das Wachstum in den kommenden Jahren vorbereitet. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) bescheinigt Hamburg eine besonders starke Ausgangsposition: "Weltwirtschaftlich gesehen hat der Hamburger Hafen nach wie vor die allerbesten Voraussetzungen", sagte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar bei Vorlage einer Studie, die sein Institut im Auftrag der Haspa erarbeitet hat. "Wenn keine taktischen Fehler gemacht werden, stehen alle Ampeln auf Grün." Hamburgs wichtigster Handelspartner China und andere asiatische Staaten wiesen ein besonders starkes Wirtschaftswachstum auf.

Die Gesellschaft Germany Trade & Invest, zuständig für das Standortmarketing Deutschlands im Ausland, hebt die allgemein gute Infrastruktur der deutschen Häfen hervor. "Ihre Anbindung an die Autobahnen und das Schienennetz macht die deutschen Häfen besonders attraktiv", sagte Richard Offermann von Germany Trade & Invest. "In Hamburg beispielsweise existiert der größte Eisenbahnhafen des Kontinents, mehr als 4300 Waggons werden hier täglich abgefertigt."

Hamburg hat im besonders wichtigen Containerverkehr zwar noch nicht wieder an den Spitzenwert von rund zehn Millionen Standardeinheiten (TEU) aus dem Jahr 2007 angeknüpft. Im vergangenen Jahr wurden in der Stadt rund acht Millionen TEU umgeschlagen. Allerdings wuchs die Zahl der Container im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich um rund 18 Prozent. Damit zieht die Hansestadt am belgischen Antwerpen vorbei und belegt erneut den Rang des zweitgrößten europäischen Containerhafens hinter Rotterdam. Am gesamten Güterumschlag der 30 größten europäischen Häfen hält Hamburg einen Anteil von fünf, Antwerpen von acht und Rotterdam von 20 Prozent. Allerdings werden in den beiden Konkurrenzhäfen deutlich mehr Massengüter umgeschlagen, vor allem Rohöl in Rotterdam.

HWWI-Chef Straubhaar sieht im künftigen Tiefwasserhafen Wilhelmshaven, der im August 2012 in Betrieb gehen soll, sowie im Hafen von Danzig mittelfristig neue Konkurrenten für Hamburg beim Güterumschlag vor allem in den Ostseeraum. Für problematisch hält der Ökonom den Engpass der Elbfahrrinne, die an bestimmten Stellen verbreitert und vertieft werden soll. Derzeit erarbeitet die zuständige Wasser- und Schifffahrtsdirektion des Bundes in Kiel das nötige Planfeststellungsverfahren. Eingebunden ist dabei für die umweltrechtlichen Belange auch die EU-Kommission, die zu dem Entwurf Stellung nehmen muss. Abschließend steht die Zustimmung der beteiligten Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an.

Das Projekt hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder verzögert. Mittlerweile allerdings fahren bereits Dutzende Großfrachter mit einer Länge von mehr als 366 Metern und mehr als 50 Meter Breite, die rund 14 000 Containereinheiten tragen können. Weitere mehr als 100 dieser Riesen stehen noch in den Orderbüchern der asiatischen Werften. Sie können wegen ihres Tiefgangs nur teilweise beladen die Elbe herauf- und wieder herunterfahren.

Die Stadt müsse sich überlegen, wie sie mit den immer weiter wachsenden Schiffsgrößen umgehe, sagte Straubhaar. "Die Elbvertiefung ist aus unserer Sicht eine unbedingte Notwendigkeit. Wir kommen nicht schnell genug voran, wenn wir es weiter gemächlich angehen." Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hingegen hatte dem Abendblatt diese Woche gesagt, Hamburg liege bei der Elbvertiefung im Zeitplan. Die Stadt peilt einen Beginn der Baggerarbeiten zum Jahresende hin an.

Die maritime Wirtschaft kann unterdessen nicht mit konkreten Hilfszusagen der Bundesregierung rechnen. Die Branche sei besser als erwartet durch die Wirtschaftskrise gekommen, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Freitag zum Auftakt der 7. Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven, bei der sich mehr als 1000 Vertreter der Schifffahrts- und Hafenwirtschaft treffen.

Angesichts der Konkurrenz aus Fernost seien aber weitere Hilfen nötig, machte Rösler deutlich. Denkbar seien Exportsicherheiten und Kreditgarantien für Neubauauftrage. Die Regierung habe gezielt in Ausbildung, Innovation, Forschung und Entwicklung investiert. So sei die Förderung von Forschung und Entwicklung im Schiffbau um gut 30 Prozent erhöht worden.

Wenig Hoffnung machte Rösler den deutschen Reedern. Diese hatten auf Millionenbeträge vom Bund gesetzt, um die hohen Lohnnebenkosten für Schiffe unter deutscher Flagge abzufedern. Diese seien unter dem Spardiktat nicht aufrechtzuerhalten.