Wirtschaftssenator Karan will die strategische Zusammenarbeit mit einer chinesischen Großbank. Die Nordbank führt bereits Gespräche.

Hamburg. Hamburgs Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) kann sich eine Zusammenarbeit zwischen der HSH Nordbank und einer chinesischen Großbank vorstellen. "Damit könnte die HSH Nordbank besser zukunftsfähig gemacht werden", sagte Karan dem Abendblatt. Vor allem für den derzeit Not leidenden Bereich der Schiffsfinanzierung sei eine "Zusammenarbeit mit den Chinesen in irgendeiner Form" förderlich. "Wir müssen das Know-how, das wir im Schiffbau und in der -finanzierung haben, in Hamburg halten. Alles andere wäre für die Reeder in der Stadt bedrohlich", sagte Karan. Deshalb würde er es begrüßen, wenn ein asiatisches Institut sich entschließen würde, in Hamburg Geschäfte zu machen.

Auch die Bank selbst, deren Anteile zu 85,5 Prozent im Besitz der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein sind, führt derzeit nach Informationen des Abendblatts Gespräche mit der chinesischen Entwicklungsbank (Chinese Development Bank) über eine engere Zusammenarbeit. Sie befinden sich aber noch in der Anfangsphase. Die Chinesen haben der HSH bereits einen 500-Millionen-Dollar-Kredit gegeben, mit dem die Landesbank nun ihre Schiffsfinanzierungsaktivitäten sanieren will.

Hamburg ist der weltweit führende Standort für Schiffsfinanzierungen. Und die HSH ist der Branchenprimus. Aber China hat sich in den vergangenen Jahren zur größten Schiffsbaunation der Welt hochgearbeitet - und die wohlhabenden Banken des Landes wollen nun auch in die Finanzierung einsteigen. Aus Sicht der Stadt ist es förderlicher, wenn sich die Asiaten an bereits bestehende Institutionen in Hamburg wenden, anstatt im Fernen Osten eine Konkurrenz aufzubauen.

Mit China hat die Hansestadt bislang gute Erfahrungen gemacht. Mehr als 400 Firmen aus dem Land haben ihre Europa- oder Deutschlandzentrale in der Stadt. Und als kürzlich die chinesische Reederei Cosco bekundete, sie wolle sich mit 20 Prozent am geplanten neuen Terminal auf Steinwerder beteiligen, zeigte sich der Senat durchaus wohlwollend.

Es könnten noch mehr Chinesen in die Stadt kommen. Wirtschaftssenator Karan setzt darauf, weitere Betriebe aus dem Reich der Mitte anzuwerben, die nicht nur Handel, sondern auch eine Produktion betreiben. Etwa in der Zukunftsbranche Elektromobilität.

Hamburg hat unter anderem dafür 120 Hektar Fläche im Hafengebiet auf Steinwerder reserviert. Derzeit verhandelt die Stadt mit dem US-Unternehmen Better Place, das dort Elektroautos montieren will. Karan betont jedoch: "Wir sind auch mit chinesischen Firmen im Gespräch. Die Vorteile des Standorts liegen auf der Hand: Die Wege sind kurz und die Transportkosten wegen der Nähe zum Hafen niedrig." Ein chinesisches Engagement im Hamburger Bankensektor könnte Karans Ambitionen unterstützen, noch mehr Unternehmen aus der Boom-Nation an die Elbe zu holen.

Eine engere Kooperation mit China bietet sich auch deshalb an, weil Hamburg und Schleswig-Holstein auf Drängen der EU in den nächsten Jahren ihre Anteile an der Nordbank reduzieren müssen. HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper würde es begrüßen, wenn die Haupteigner ihre Aktienmehrheit zügig abgeben. "Wir brauchen Gesellschafter, die den Rating-Agenturen Vertrauen vermitteln. Ich suche jemanden mit Renommee und langem Atem." Beides bringen die Chinesen mit.