Wirtschaftssenator Karan fordert Kooperation über Ländergrenzen hinaus

Hamburg. Bei der wirtschaftlich angeschlagenen HSH Nordbank deuten viele Zeichen auf einen Einstieg von chinesischen Investoren hin. Doch bevor die Anteilseigner, darunter Hamburg und Schleswig-Holstein, solche Fragen entscheiden können, muss die EU-Kommission beschließen, um wie viel beide Länder ihre Anteile an dem Institut reduzieren müssen. Das Verfahren kann aber noch bis zum Jahr 2014 andauern. Im Vorfeld nutzt deshalb schon Hamburgs Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) seine Kontakte in China und spricht mit einer chinesischen Großbank über eine Kooperation mit der HSH im Bereich Schiffsfinanzierung. Auch die Landesbank selbst streckt nach Informationen des Abendblatts schon ihre Fühler in Richtung Reich der Mitte aus.

Vorstoß bei Verkehrsminister Ramsauer zur Elbvertiefung

Auch ansonsten will Karan die verbleibende Zeit bis zur Bürgerschaftswahl im Februar nutzen, um für die Wirtschaft der Stadt wichtige Themen zu erörtern. "Am 9. Januar treffe ich mich in Hamburg mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, um die Fahrrinnenanpassung der Elbe und andere wichtige Infrastrukturprojekte voranzubringen. Das Gelingen dieses Projekts ist für die Zukunft Hamburgs in den nächsten zehn bis 20 Jahren immens wichtig. Wir brauchen schnell einen Planfeststellungsbeschluss und ein Einvernehmen aller drei beteiligten Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg." Am Hafen und damit an der Elbvertiefung hängen rund 160 000 Arbeitsplätze. "Etwa jeder zweite Mitarbeiter stammt aus Niedersachsen", so Karan.

Auch die in der Stadt schon stark vertretene Logistikbranche würde von dem erhöhten Ladungsaufkommen nach der Elbvertiefung profitieren. Einen zusätzlichen Schub erhalte der Wirtschaftszweig laut dem Senator von dem Anfang Dezember eröffneten Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML). Dabei handelt es sich um eine Anlaufstelle für professionelle Auftragsforschung für private und öffentliche Auftraggeber aus der maritimen Wirtschaft. "Die Wirtschaft muss die Zusammenarbeit mit den Hochschulen weiter forcieren. Davon profitieren beide Seiten", so Karan. "Die Ergebnisse von Forschungsarbeiten müssen noch stärker in die Produktion der Wirtschaft gehen."

Für Egoismen darf es künftig keinen Platz mehr geben

Der Wirtschaftssenator forderte im Gespräch mit dem Abendblatt zudem eine bessere Zusammenarbeit der norddeutschen Bundesländer. Egoismen einzelner Bundesländer oder Regionen dürfe es nicht länger geben. "Eine den Norden umfassende Zusammenarbeit darf keine Landes- oder Stadtgrenzen kennen. Auch wenn wir noch keine politische Union haben, sollte die Wirtschaft bereits die enge Kooperation in der Region vorleben." Vor allem der Standort Hamburg würde davon profitieren. "Wir wollen in der Stadt zwar mehr Gewerbe und Industrie ansiedeln, oft aber ist kein Platz für die benötigten Produktionsflächen. Deshalb befindet sich in der Hansestadt oft nur das Gehirn eines Unternehmens und im Umland die Werkbank."