Erstmals tritt einer der chilenischen Bergmänner im deutschen TV auf. Osmán Araya war der sechste der Bergleute, der gerettet wurde.

Bahrenfeld. Am Anfang flackert ein Einspieler über den Bildschirm: wackelige Schwarz-Weiß-Aufnahmen vom Eingesperrtsein unter Tage - Aufnahmen, die Osmán Araya offensichtlich sehr nahegehen. Araya sitzt gerade im Studio von Markus Lanz in Bahrenfeld. Er ist einer jener 33 chilenischen Bergleute, die mehr als zwei Monate in einer Mine verschüttet waren. Der sechste, der am 13. Oktober schließlich gerettet wurde. Und nun der erste von ihnen, der in einer deutschen Talkshow sitzt. Mit seiner Lebensgefährtin Angelica Segovia. Und mit Tränen in den Augen.

Das bewegte Gesicht Osmán Arayas, die ernsten Mienen der Zuschauer und der übrigen Gäste (des Psychiaters Manfred Lütz und des Lengede-Überlebenden Adolf Herbst), der beinahe pastorale Tonfall des Moderators während der Aufzeichnung - all das macht gleich zu Beginn klar: Das wird keine lustige Sendung. "Wie haben Sie das nur verkraftet?", fragt Lanz. "Die Anteilnahme meiner Familie und der ganzen Welt hat mir Kraft gegeben. Und die Gebete zu Gott. Ohne den Glauben und die Unterstützung der Menschen hätte ich das wenige Licht, die staubige Luft, das ölig rostige Wasser nicht überlebt", antwortet Araya. "Nie habe ich die Hoffnung aufgegeben, meine Frau und meine beiden Kinder wiederzusehen", sagt er mit fester wie ferner Stimme, während hinter ihm im Publikum ein paar Hamburger Chilenen mit ihren Landesfahnen im Schoß mitfühlend zuhören.

Araya starrt vor sich hin, sein Teint ist blass. Das Geschehen scheint ihm noch arg in den Knochen zu stecken. 30 Jahre alt ist er - und sieht aus wie 50. Dürr allerdings ist er nicht, durchaus eher füllig. "Aber als er hochgeholt wurde", erzählt Angelica Segovia, "da war er unglaublich abgemagert." Kein Wunder: "Zu essen", berichtet Araya, "hatten wir anfangs nur 18 Dosen Thunfisch, etwas verdorbene Milch, ein bisschen Fruchtnektar und ein paar Kekse." Doch durch Abstimmungen hätten seine Kollegen und er die Nahrungsknappheit und alle anderen Probleme immer demokratisch gelöst. "Bösen Streit oder gar Prügeleien gab es nicht."

Von einer "bemerkenswerten Begegnung" wird Moderator Markus Lanz nach der Aufzeichnung gegenüber dem Abendblatt sprechen. Größten Respekt habe er vor den in 700 Metern Tiefe eingesperrten Männern gehabt: "Ich selbst leide unter Klaustrophobie. Deshalb war ich sehr interessiert daran, zu erfahren, wie die Bergleute es so lange auf so engem Raum ausgehalten haben." Noch mal zurück in die Talkshow. Jetzt, zum Aufnahmeschluss, zeigt Markus Lanz seinen Gästen die Szenen der Rettung. Als der Bohrer sie unten erreicht habe, sagt Araya, hätten selbst die Härtesten vor Glück geweint. "Und als ich dann endlich in der Kapsel oben ankam, war das so unbeschreiblich schön." Wieder blickt Araya in die Ferne. Wieder hat er Tränen in den Augen.

Markus Lanz, heute, 23.15 Uhr, ZDF