Mehr Eltern als von der Sozialbehörde in Hamburg angekündigt zahlen den Höchstsatz bei Kita-Gebühren. Familie Kruse ist ein “Höchstfall“.

Hamburg. Heute ist Zahltag. Ab sofort müssen Hamburgs Eltern die erhöhten Kita-Gebühren zahlen - im Höchstfall 100 Euro pro Monat mehr. Und es zeichnet sich immer stärker ab, dass es sehr viel mehr Höchstsatz-Zahler geben wird als die von der Sozialbehörde prognostizierten fünf Prozent.

Familie Kruse aus Lokstedt ist so ein "Höchstfall". Die sieben Stunden Betreuung für die Söhne Carlo, 5, und Matteo, 1, werden den Bauingenieur und die Betriebswirtin in Teilzeit künftig 149 Euro zusätzlich kosten. 100 mehr für Carlo, ein Drittel davon als Geschwisteranteil für Matteo, plus je acht Euro mehr für das Mittagessen, das bereits im April erhöht wurde. Macht monatlich 688 Euro für die Kita.

Wie viele Eltern von einer solchen Erhöhung seit heute betroffen sind, kann die Sozialbehörde immer noch nicht sagen. Man rechne Mitte September mit verlässlichen Zahlen, sagt Sprecherin Julia Seifert. Doch allein zwölf Prozent aller Kita-Eltern ließ die Behörde vor rund zwei Wochen noch einmal anschreiben und daran erinnern, ihre Einkommensnachweise zur Berechnung der Gebührenhöhe einzureichen - bis dahin hatten sie das noch nicht getan und zählten damit automatisch zu den Höchstzahlern. Zusätzlich zu denen, die es laut Berechnung schon längst sind.

Wie viele der rund 8000 angeschriebenen Eltern sich daraufhin noch gemeldet haben, kann die Behörde ebenfalls nicht sagen. Und die Bezirke, die die Gebühren berechnen und jeden einzelnen Bescheid verschicken, äußern sich offiziell nicht mehr.

+++ Das müssen Eltern in Hamburg künftig bezahlen +++

Vor allem in den Bezirken Nord, Eimsbüttel und Altona wurden zahlreiche Erinnerungsschreiben verschickt, in Altona an rund 14 Prozent der Kita-Eltern, in Nord und Eimsbüttel an rund 20 Prozent. Anscheinend kein Zufall: "Ich kann mir gut vorstellen, dass Eimsbüttel bei der Anzahl der Höchstzahler an der Spitze liegen wird", sagt Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke. "Wir haben hier viele gut verdienende Eltern."

Familie Kruse wird die Mehrkosten von 1788 Euro im Jahr deutlich spüren. So eine Erhöhung müsse man erst einmal brutto verdienen, sagt Miryam Kruse. Sie versteht nicht, warum ausgerechnet die Familien ausgleichen sollen, dass es der Stadt finanziell schlechter geht.

Derweil schwebt noch die Frage im Raum, ob die Gebührenerhöhung unter einem Bürgermeister Christoph Ahlhaus nicht wieder gekippt wird. Wie das Abendblatt berichtete, zeichnet sich dieser Schritt in der Koalition ab. "Nur wann will der Senat das verkünden?", fragt SPD-Kita-Expertin Carola Veit. Offensicht habe der Senat gar keinen Plan, sagt Veit. Weder wie viel Geld er den Eltern jetzt "aus der Tasche zieht" noch wie lange diese "Hängepartie" noch dauern solle.