Ein Kommentar von Jule Bleyer

Das Wort Unkosten bekommt für Hamburgs Eltern heute eine ganz neue Bedeutung. Der Kita-Beitrag ist ab sofort nicht mehr nur eine Gebühr, sondern ein Zeugnis einer familienunfreundlichen Politik.

496 Euro kann die Kita ab heute im höchsten Fall für ein Kind kosten, Geschwister nicht berücksichtigt. Vom gestiegenen Essensgeld, im Hort satte 42 Euro pro Kind, ganz zu schweigen. Eine "zumutbare" Erhöhung nannte das der Senat. Und Sozialsenator Dietrich Wersich versprach, dass nur drei bis fünf Prozent aller Eltern den neuen Höchstsatz von 100 Euro mehr zu zahlen hätten. Dass er sich damit verschätzt hat, zeichnet sich schon seit Wochen ab. Man kann nicht einmal sagen verrechnet - schließlich waren es Prognosen anhand bisheriger Höchstzahler. Verkauft wurde das Ganze als Fakt. Und jetzt, wo es an der Zeit wäre, Fakten zu präsentieren, schweigt die Behörde.

Dabei sind 100 Euro mehr pro Kind ja nur der schlimmste Fall. Wie viele Eltern müssen 75 Euro, 80 Euro oder 90 Euro mehr im Monat zahlen und sind damit ebenfalls über Gebühr belastet?

Die Erhöhung der Kita-Gebühren ist ein hoher zu zahlender Preis, auch für die Politik. Hamburgs Eltern werden der Stadt ihre Rechnung präsentieren, wenn überzogene Mieten und jetzt gewaltige Betreuungsausgaben zu sehr auf Kosten der Lebensqualität gehen. Und sie lieber an einen wirklich familienfreundlichen Ort ziehen. Bevor es so weit kommt, sollte der Senat zu einem Ergebnis kommen: Die Erhöhung zurückzunehmen.