Viola, das große Stechrochen-Weibchen, ist erneut Mama geworden. Mit zehn Jungtieren brachte sie ihren bisher größten Wurf zur Welt.

Hamburg. Wenn Viola quadratisch wird, wissen ihre Pfleger Bescheid. Dann heißt es nichts wie raus aus dem Becken mit ihr und hinein in die Quarantäne - Mutterschutz! Gerade war es wieder so weit: Viola, das große Stechrochen-Weibchen, ist vor vier Wochen erneut Mama geworden. Mit zehn Jungtieren brachte sie ihren bisher größten Wurf zur Welt.

Große Beulen an Bauch, Rücken und den Seiten kündigen die Schwangerschaft bei der Rochendame gut an. "Sie sieht dann wirklich ganz eckig aus", sagt Dr. Guido Westhoff, Leiter des Tropen-Aquariums in Hagenbecks Tierpark. Hier lebt Viola im großen Hai-Atoll mit zwei erwachsenen Rochenmännchen, einem Halbstarken und fünf Jungtieren zusammen. Nicht zu vergessen die Haie, Zackenbarsch Zorro und Hunderte kleinerer Fische.

Die Rochenbabys kommen alles andere als eckig zur Welt: Schön flach und mit perfekten Rochenrundungen sehen sie Mama und Papa zum Verwechseln ähnlich - nur im Taschenformat eben. Dabei werden Violette Stechrochen generell nicht so groß: "Mit 80 bis 90 Zentimetern Durchmesser gehören sie zu den mittelgroßen Rochenvertretern", sagt Westhoff. "Man sollte bei Rochen nicht immer nur an den Manta denken - das ist nun einmal der Riese unter den Rochen."

Violette Stechrochen leben in tropischen und subtropischen Gewässern.

Die Knorpelfische mit den trapezförmigen, abgeflachten Körpern zeichnen sich durch einen leicht violettfarbenen Rücken und eine cremeweiße Unterseite aus. Und durch ihren namensgebenden, peitschenförmigen Schwanz. Dieser ist mit Stacheln besetzt, die kleine Widerhaken haben. Die Stacheln sind von Drüsengewebe umgeben, das ein äußerst wirksames Gift produziert. Bei Gefahr schlagen die Tiere ihren Schwanz zur Verteidigung nach vorne über den Körper.

Bei Hagenbeck verhalten sich die Tiere friedlich gegenüber den Tierpflegern. "Da muss man eher aufpassen, nicht auf einen draufzutreten - sie sind so schrecklich neugierig und kommen immer gleich an", sagt Westhoff und lacht. Besonders Viola ist immer ganz vorne mit dabei. Das liegt daran, dass das etwa achtjährige Tier "schrecklich verfressen" sei, verrät Westhoff.

Wie alle Rochen ernähren sich auch Violette Stechrochen von Fischen und Krebstieren. Westhoff: "Sie besitzen sehr gute Elektrorezeptoren, mit denen sie im Boden vergrabene Beute finden." Hat ein Rochen so etwa einen Krebs aufgespürt, saugt er mit seinem Mund, der sich auf der Unterseite des Tieres befindet und mit Knochenplatten als Zähnen ausgestattet ist, den Sand um das potenzielle Futtertier hoch. Zusätzlich schlägt er mit den Schwingen, bis er die Beute ausgebuddelt hat.

Bei Hagenbeck können sie sich diesen Trick sparen, dafür haben schon die Babyrochen einen neuen gelernt: Weil das Futter - Fischstücke und Garnelen - von oben ins Becken geworfen wird, drehen sie sich auf den Rücken, fangen das Futter mit der Bauchseite auf und klappen, wenn ein Happen auf ihnen gelandet ist, die Schwingen seitlich drüber. "Wie ein Regenschirm, wenn man Kamellen beim Karnevalsumzug auffängt", sagt Westhoff.

Für ihre Kinder hatte Viola nach der Geburt übrigens kein Auge mehr, doch davor haben diese eine spezielle Entwicklung erfahren: Bereits im Mutterleib sind die jungen Fische aus den Eiern geschlüpft und haben sich dort von sogenannter uteriner Milch, einer nährstoffreichen Flüssigkeit, ernährt, bis sie schließlich geboren wurden. Westhoff vergleicht diese Entwicklung mit der von Kängurus, die auch winzig klein geboren werden und dann noch eine lange Entwicklungszeit im Beutel der Mutter durchmachen.

Wenn sie ihre Kreise durch das riesige Aquarium ziehen ("Elegant wie eine schwebende Untertasse", schwärmt Westhoff), ziehen Viola und ihre Artgenossen immer wieder die Besucher in den Bann. Auch der russische Milliardär Roman Abramowitsch scheint für die Rochen zu schwärmen: Mit ihrer glatten, schuppenfreien Haut ließ er angeblich die Kosmetikkästchen auf seiner Luxusyacht "Eclipse" beziehen. Wenn Viola da mal nicht gerne Gebrauch von ihrem Stachelschwanz machen würde ...

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