“Der will doch nur spielen“ ist bei diesem kleinen Kerl eine völlig falsche Vermutung. Fachleute nennen ihnen einen “Schmetterer“.

Hamburg. "Der will doch nur spielen" ist bei diesem kleinen Kerl eine völlig falsche Vermutung. Trotz seines farbenfrohen Auftretens und dem ersten Teil seines Namens, der Heiterkeit verspricht, ist der Clown-Fangschreckenkrebs alles andere als ein verspieltes Etwas. Ganz im Gegenteil: Fachleute nennen ihnen ehrfurchtsvoll einen "Schmetterer".

Bei Hagenbeck lebt einer dieser besonderen Krebse in der Schatzkammer des Tropen-Aquariums. Wie ein Juwel funkelt der Panzer des Tieres in allen Farben des Regenbogens. Meist sieht man jedoch nur schemenhaft seine Umrisse, wenn sich Clowny in seiner Höhle versteckt. "Fangschreckenkrebse haben unglaubliche Wahrnehmungsorgane. Sie kommen mit extrem wenig Licht klar, können deshalb aus den Höhlen heraus jagen", sagt Tierpfleger Sven Vogler (40). Die eindrucksvollen Stielaugen des Mundfüßers fallen auch Normalsichtigen auf: Die Linsen sind nicht nur zahlreich, sie können auch drei Bilder gleichzeitig abliefern - so kann der Krebs zeitgleich sechs Perspektiven überwachen. Q, Erfinder in den Bond-Filmen, dürfte grün werden vor Neid.

Doch damit lange noch nicht genug. "Ich habe schon Fangschreckenkrebse erlebt, für die war acht Millimeter dickes Glas keine Barriere", sagt Vogler. Die Tiere hätten die Scheibe mit einem Schlag zertrümmert. Das zweite Beinpaar der Krebse ist zu gewaltigen Keulen ausgebildet, mit denen die Tiere ihre Beute - Garnelen, Muscheln, Krabben, kleine Fische - erschlagen. Sie können die Keulen unter dem Panzer verriegeln und bei Bedarf vorschnellen lassen. Vogler: "Das geschieht mit einer der schnellsten Bewegungen im Tierreich."

Mit ihren Fangarmen (wie bei einer Gottesanbeterin, daher der Name Fangschreckenkrebs) ziehen die Krebse die erlegte Beute danach zu sich heran. Auch sein Revier verteidigt Clowny äußerst vehement: "Beim Reinigen des Beckens attackiert er schon mal die Hand der Pfleger. Zwar nicht mit voller Wucht, aber weh tut es schon." Damit wäre auch geklärt, warum Clowny, von dem man nicht weiß, ob es ein Männchen oder ein Weibchen ist, ohne Partner lebt. Nur mit seinen Mitbewohnern geht er vorsichtig um. "Die Wurzelmundquallen stupst er nur sacht am Schirm an, wenn sie zu nah an seine Höhle kommen", sagt Vogler. "Das sieht richtig knuffig aus, so, als würde er mit ihnen Fußball spielen." Tatsächlich wird der Krebs wohl gelernt haben, dass das andere Ende der Quallen mit den Nesselfäden verflucht brennt. Und das scheint selbst einen Schmetterer zu schrecken.

Lesen Sie nächste Woche: Nilgau-Antilope Mumbai