Uwe Bergmann, der Betreiber des Fanfestes auf dem Heiligengeistfeld, will bei einem friedlichem Verlauf die Besucherkapazität erhöhen.

Hamburg. Zum deutschen WM-Auftakt gegen Australien strömten am Sonntag 65.000 Besucher zum Fanfest auf das Heiligengeistfeld - die Stimmung war weltmeisterlich, nicht nur wegen des imponierenden 4:0-Sieges der deutschen Nationalmannschaft. Es war der Hauch eines neuerlichen Sommermärchens zu spüren. Dennoch gibt es nicht nur Zuspruch, sondern auch viel Kritik von den Besuchern des Fanfestes. Beispielsweise an den Getränkepreisen auf dem Boulevard der Nationen direkt neben dem Riesenmonitor und an einer zumindest in Stoßzeiten ungenügenden Ausstattung mit Toiletten. Das Abendblatt sprach darüber mit dem Organisationschef Uwe Bergmann, dessen Firma - die Bergmann-Gruppe in Eppendorf - die Veranstaltung am Millerntor auf eigene Rechnung betreibt.

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Hamburger Abendblatt:

Herr Bergmann, 5000 Zuschauer mehr, und die Eingangstore wären am Sonntag geschlossen worden. Wann ist das Ende der Fahnenstange erreicht?

Uwe Bergmann:

Letztlich werden wir alles unternehmen, um sämtlichen Fans den Zugang zu ermöglichen. Im Gegensatz zu der WM 2006 und der EM 2008 haben wir keine öffentlichen Tribünen errichtet, sodass Sichtschattenfenster (Plätze mit eingeschränkter Sicht, Anm. d. Red. ) vermieden werden. Auf diese Weise konnte die Besucherkapazität kräftig erhöht werden. Vor vier Jahren lag das Limit zwischen 50 000 und 60 000 Menschen.

Wer legt diese Begrenzung fest?

Sie ist Bestandteil unserer Vereinbarung mit der Stadt. Dabei geht es einzig und allein um die Sicherheit. Ich würde meines Lebens nicht mehr froh, wenn durch Fahrlässigkeit oder übertrieben guten Willen etwas passieren sollte. Es ist ein beruhigendes Gefühl, die Polizei an der Seite zu haben.

Es können also zwei Augen zugedrückt werden, wenn es richtig eng wird?

Natürlich sind wir alle flexibel. Vor allem dann, wenn alles so friedlich bleibt wie bisher. Es wird von Fall zu Fall variabel entschieden. Da die beiden letzten Gruppenspiele in der Woche und einmal davon in der Mittagszeit stattfinden, wird sich die Frage ohnehin frühestens im Achtelfinale stellen. Und mal ganz ehrlich: Ein enormer Publikumsandrang ist doch ein Luxusproblem. Von einer solchen Riesenbegeisterung profitieren unterm Strich alle.

Apropos: Drei Euro für eine Cola oder 3,50 Euro für ein Bier sind nicht gerade geschenkt ...

Es sind die gleichen Preise wie 2006. Außerdem darf der gewaltige Aufwand nicht außer Acht gelassen werden, um eine Party auf die Beine zu stellen, für die nicht ein Cent Eintritt bezahlt werden muss. Ohne den Hauptsponsor und die Standgebühren würde eine solche Rechnung gar nicht aufgehen. Und zur Erinnerung: Vor vier Jahren zahlte die Stadt fast zwei Millionen Euro für die gleiche Veranstaltung. Diesmal sind es weniger als zehn Prozent davon. Was ich als Steuerzahler nur begrüßen kann.

Kritik gab es auch an schlechten hygienischen Verhältnissen. Viele Leute mussten Schlange stehen.

Wir sind nach Kräften bemüht, dieses Problem in der Besucherspitze abzufedern. In der Halbzeit wollen alle. Das ist wie im Fußballstadion.

Wurde bei der Größe des Monitors ein bisschen getrickst? Beträgt die Fläche tatsächlich 70 Quadratmeter?

Es sind gut 60. Ursache ist die Tonanlage neben der Leinwand, durch die zweimal 30 Zentimeter verloren gehen. Viel wichtiger ist die Qualität. Und hier ist mir noch keine einzige Beschwerde zu Ohren gekommen.

Was hat Sie bisher am meisten berührt?

Neben der ausgelassenen Atmosphäre während des Deutschlandspiels der Sieg Ghanas. Die Afrikaner tragen ganz entscheidend zur großartigen Stimmung bei. Sie trinken nicht nur, sie tanzen und trommeln. Ich habe mehrfach beobachtet, wie sich deutsche und afrikanische Fangruppen umarmten und geradezu verbrüderten. Genau das ist für mich das Sinnbild einer wahrhaftigen Fußballparty.