Das Hamburger Fanfest soll während der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika mit bis zu 80.000 Menschen das zweitgrößte Europas werden.

Hamburg. "Beim Feiern", weiß Uwe Bergmann, "spielen die Hamburger in der Champions League." Das macht ihn mutig. Der Eventunternehmer kalkuliert mit der Begeisterung. Rund 1,4 Millionen Euro setzt der 49-Jährige ein, um während der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) Massen von Schau-Lustigen auf das Heiligengeistfeld zu locken. Bergmann will dabei die Erfolgsgeschichte des Public Viewings von 2006 (WM in Deutschland) und 2008 (EM in Österreich und der Schweiz) nicht nur weiterschreiben, sondern um ein neues Kapitel bereichern. Das Hamburger Fanfest wächst. Die Besucherkapazität wird von 60.000 auf in diesem Sommer 70.000 bis 80.000 Menschen erweitert.

"Damit stoßen wir in eine andere Dimension vor", sagt Bergmann, "und müssen hoffentlich niemanden mehr an unseren drei Zugängen zum Fanpark abweisen." In Hamburg könnte jetzt die zweitgrößte Fußball-Party Europas steigen. Nur Berlin wäre noch größer - wegen der langen Straße des 17. Juni. Das Schöne daran: Die Stadt muss keinen Cent dazubezahlen. Gewerbetreibende und Sponsoren sollen Bergmanns Budget decken, darunter die Hamburg Marketing GmbH mit 150.000 Euro.

"Das Fanfest", sagt Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos), "ist auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die Stadt." 2006 wurden auf dem Heiligengeistfeld etwa 1,5 Millionen Besucher gezählt. Warum der Senat die Fußballfeier ursprünglich in die HSV-Arena in den Volkspark auslagern wollte, bleibt nicht nur Bergmann ein Rätsel. "Aber die Stadt, und das zeichnet sie aus, hat sich ja rechtzeitig eines Besseren belehren lassen", sagt er. Auch dank Bergmanns Initiative.

Weil der Fußball-Weltverband Fifa ein rigides Regiment bei der Lizenzvergabe führt, wenn es um seine Veranstaltungen und deren mediale Verbreitung geht, wird in Hamburg offiziell kein Fanfest veranstaltet. Den Begriff hat sich die Fifa als Marke schützen lassen. Auch Kneipen und Gaststätten drohte beim nicht lizenzierten Public Viewing juristisches Ungemach des Weltverbandes. Der lenkte nun gestern ein und erlaubte gemeinsames Fernsehen selbst im kommerziellen Ambiente. Fifa-Sponsor Hyundai fuhr ohnehin auf der sicheren Seite. Er betreibt Fanparks, 27 in 24 Ländern Europas. "Hamburg ist der größte", sagt Sevilay Gökkaya, deutsche Marketing- und PR-Leiterein des südkoreanischen Autobauers.

Das bewährte Angebot wird auf jetzt 80.000 Quadratmetern Fläche zwischen Messehallen und Millerntor präsentiert. Alle 64 WM-Spiele werden auf einer 70 Quadratmeter großen Videowand gezeigt, nur an spielfreien Tagen wird das Gelände geschlossen. Der "Boulevard der Nationen" lädt an mehr als 100 Ständen zum Essen, Trinken und Verweilen ein. 25 der 32 Teilnehmerländer machen bisher mit, WM-Favorit Spanien, der Europameister, fehlt noch wie Mitfavorit Portugal. Neben zwei Showbühnen, einem Fan-Beach zum Entspannen und einer kostenpflichtigen Business-Lounge (49 Euro) haben Familien mit Kindern im Alter von bis zu zwölf Jahren erstmals Zugang zu einem reservierten Tribünenbereich. Die Tageskarten für die 300 Plätze werden regelmäßig verlost. Glasflaschen, Tiere und Vuvuzelas, die langen südafrikanischen Tröten, müssen allerdings draußen bleiben.

250 Sicherheitskräfte des Veranstalters am und im Fanpark sowie mehrere Hundert Polizeibeamte drumherum sollen einen friedlichen Verlauf der Mega-Party garantieren. Zur Sorge besteht allerdings wenig Anlass. In der Vergangenheit kam es in Hamburg nicht zu Ausschreitungen, wie auch immer die Spiele ausgegangen waren. "Die Planungen sind weitgehend abgeschlossen", sagt Bergmann, "jetzt hoffen wir auf schönes Wetter." Und dass die deutsche Nationalmannschaft möglichst weit kommt: "Halbfinale wäre schon schön."