Derzeit wartet die Familie darauf, dass die Leiche des 28-jährigen Erdbebenopfers Christoph R. nach Deutschland übergeführt wird.

Hamburg/München. Mit einem Trauergottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche hat die deutsche Gemeinde in Mexiko-Stadt gestern Abend des jungen Hamburger Erdbebenopfers Christoph R. (28) gedacht. Die Familie habe lange in der mexikanischen Hauptstadt gelebt - Christoph absolvierte dort sein Abitur, berichtete Malte R. (33), einer der vier Brüder von Christoph R. dem Abendblatt. Die Anteilnahme in der deutschen Gemeinde sei enorm. Derzeit warte die Familie darauf, dass die Leiche des 28-Jährigen nach Deutschland übergeführt werde. Noch sei sie auf dem Gelände der deutschen Botschaft aufgebahrt.

Dem Mut und der Entschlossenheit einer deutschen Unternehmerin in Port-au-Prince und einem Journalisten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) habe es die Familie zu verdanken, dass der Leichnam des jungen Mannes aus den Trümmern des Hotels Montana geborgen und nicht in einem anonymen Massengrab beerdigt wurde. "Sie hielten Totenwache und verhinderten so den Abtransport", erklärte Malte R.

Im Gegensatz zu den deutschen Botschaften in Port-au-Prince und Santo Domingo in der benachbarten Dominikanischen Republik habe die Unternehmerin Anne-Rose Schön die verzweifelten Mails von Philipp R. beantwortet, dem in Mexiko lebenden Bruder des Verstorbenen, berichtet der FAZ-Redakteur Matthias Rüb. Schön habe sich daraufhin auf die Suche nach dem vermissten Christoph R. gemacht. Am Nachmittag des 15. Januar habe sie, zusammen mit Rüb und drei weiteren deutschen Journalisten, schließlich den leblosen Körper des 28-Jährigen gefunden und anhand von Fotos identifiziert.

Wie Malte R. berichtet, war sein Bruder erst am Tag des Erdbebens im Hotel Montana eingetroffen. Zweimal im Jahr sei er für je drei Monate für die Exportgesellschaft August Harms in Mittelamerika unterwegs gewesen. Seine letzte Reise habe er Anfang Januar angetreten. Beim Ausbruch des Bebens habe Christoph R. auf der Terrasse des Hotels gesessen und mit zwei Kollegen gegessen. Als die Erde bebte, seien alle drei in unterschiedliche Richtungen gelaufen. Christoph R. wurde kurz darauf von einer herabstürzenden Betondecke erschlagen.

Gestern ist ein weiteres deutsches Todesopfer geborgen worden - die Münchnerin Olivia-Elisa B. (26). Ihre Leiche wurde laut "Abendzeitung" ebenfalls unter den Trümmern des Hotels Montana gefunden. Die Designerin - sie hatte gerade ihren Abschluss als eine der Jahrgangsbesten an einer Münchner Modeakademie gemacht - war zu Besuch bei Verwandten. Bilder von ihrem Urlaub stellte sie ins Internet und schrieb: "Haiti hat mein Herz für immer gewonnen." Am 15. Januar sollte sie eigentlich zurück nach Deutschland fliegen. Jetzt muss ihr Vater ins Erdbebengebiet reisen, um seine tote Tochter zu identifizieren.

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