Nach dem Erdbeben in Haiti warnt Terre des hommes vor Kinderhändlern. Die Lage bleibt chaotisch, Münchnerin tot geborgen.

Port-au-Prince/Osnabrück. Das Kinderhilfswerk Terre des hommes hat angesichts der großen Zahl verwaister Kinder in Haiti vor der Gefahr von Kinderhändlern und Schleppern gewarnt. Erfahrungen mit Naturkatastrophen wie etwa dem Tsunami 2004 in Südasien zeigten, dass Kinderhändler gerade die unübersichtliche Lage unmittelbar danach ausnutzten, sagte Geschäftsführerin Danuta Sacher am Montag in Osnabrück. Sie appellierte an die Bundesregierung, im Rahmen ihrer Hilfe für Haiti auch den Schutz dieser Kinder zu berücksichtigen.

„Wir brauchen schnell Schutzmechanismen und konkrete Einrichtungen, die verlassene Kinder aufnehmen und sie vor Verbrechen wie Kinderhandel und illegaler Adoption schützen“, erklärte Sacher. Das Expertenteam in Port-au-Prince werde schnell klären, welche Schutzvorkehrungen für Waisen und auf sich allein gestellte Kinder jetzt nötig seien.

Nach der Erdbebenkatastrophe irren nach Berichten des Vereins Haiti-Kinderhilfe tausende Kinder allein durch die Straßen von Port-au-Prince und müssen dringend aus der Stadt gebracht werden. „Sie sind schwer traumatisiert und keiner kümmert sich um sie“, sagte Stephan Krause, Vorsitzender der Haiti- Kinderhilfe e.V. im oberbayerischen Eichenau, am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Besonders Kinder, die nicht bei ihren Eltern lebten, sondern zum Arbeiten in andere Familien geschickt worden waren, würden von niemandem gesucht oder versorgt. Eine anständige Versorgung könne nur außerhalb der zerstörten Hauptstadt gewährleistet werden. „In Gonnaïves im Norden der Insel gibt es beispielsweise ein Waisenhaus, das nicht zerstört ist. Die hätten Kapazitäten frei“, sagte Krause. Allerdings gebe es auch dort bei weitem nicht genug Möglichkeiten, alle Kinder zu versorgen. Jetzt müssten sich vor Ort alle Hilfsorganisationen zusammenschließen, um den tausenden Kindern zu helfen.

US-Soldaten sollen für Sicherheit sorgen

Im Kampf gegen die zunehmende Anarchie im Erdbebengebiet von Haiti sollen US-Soldaten den UN-Friedenstruppen helfen. Dazu werden nach Angaben von Haitis Präsident Rene Preval 3500 US-Soldaten in dem Karibikstaat stationiert. Im Zentrum der Hauptstadt Port-au-Prince räumten Plünderer Geschäfte leer und gingen mit Messern, Hämmern und Steinen aufeinander los. Die Polizei versuchte, sie mit Schüssen auseinanderzutreiben. Die EU stellt mehr als 400 Millionen Euro Hilfe für Haiti bereit, wo Hunderttausende Menschen Hunger leiden und in improvisierten Zeltlagern inmitten der Trümmer und verwesender Leichen leben. Die Hilfsorganisationen bemühten sich weiter, die verzweifelten Überlebenden trotz der enormen Zerstörungen zu unterstützen.

„Einige Haitianer nehmen die Dinge selbst in die Hand“, sagte der Lehrer Eddy Toussaint mit Blick auf zwei von einem aufgebrachten Mob getötete mutmaßliche Diebe. Präsident Preval beklagte, dass 2000 Polizeibeamte in Port-au-Prince schwer gelitten hätten. „Und 3000 Verbrecher sind aus dem Gefängnis entkommen. Dies zeigt, wie schlimm die Lage ist.“ Preval sollte am Montag mit dem UN-Sondergesandten für Haiti, dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, zusammenkommen. Unterdessen trat der UN-Sicherheitsrat in New York zusammen, um eine Aufstockung des Blauhelmkontingents in Haiti zu sondieren. Diplomaten rechnen damit, dass rund 1250 zusätzliche Soldaten und Polizisten für den UN-Einsatz angefordert werden.

Haitis Regierung, die am Sonntag unter freiem Himmel in einem Kreis aus Plastikstühlen zusammengetreten war, hat den USA bereits die militärische Kontrolle über den Flughafen überlassen. Hier gelangen die Medikamente und Lebensmittel aus aller Welt ins Land, die trotz der völlig zerstörten Infrastruktur zunehmend auch bei den Bedürftigen ankommen. Internationale Rettungsteams übernahmen die beschädigten Krankenhäuser der Stadt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief bei seinem Besuch am Sonntag die Menschen zu mehr Geduld auf.

Das Deutsche Rote Kreuz kündigte an, ein großes mobiles Hospital in des Erdbebengebiet zu entsenden. Dort könnten bis zu 700 Patienten täglich ambulant behandelt werden. Zudem stünden

26-Jährige Münchnerin bei Beben getötet

Nach aktuellen Medienberichten ist bei dem schweren Erdbeben in Haiti offenbar auch eine 26-jährige Münchnerin ums Leben gekommen. Die Frau, die in dem Inselstaat Verwandte besuchen wollte, wurde tot aus den Trümmern eines Hotels gezogen. Ihr Vater sei nach Haiti gereist, um den Leichnam zu identifizieren. Das Auswärtige Amt hat die Berichte zunächst nicht bestätigt.

Drei Flensburger endlich ausgereist

Die drei jungen Flensburger, die auf Haiti festsaßen, sind nach Angaben des Christlichen Zentrums Nordlicht in Flensburg in die USA ausgeflogen worden. „Das gesamte Team (drei Flensburger, zwei Amerikaner) konnte am Sonntag Haiti verlassen und ist in der Zwischenzeit sicher in den USA“, hieß es am Montag auf der Internetseite des Vereins. Die Geschwister Maike (27) und Timo Kraft (22) sowie der 16-jährige Christopher W. waren über das Christliche Zentrum Nordlicht in Haiti am Aufbau eines Waisenhauses beteiligt. 50 Kilometer von der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince entfernt hatte die Gruppe das Beben unverletzt überstanden.

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