Das Hamburger Abendblatt hat am Freitag zum 22. Neujahrsempfang geladen. 1000 Gäste kamen in die Elbphilharmonie in der HafenCity. Sie konnten zum ersten Mal das neue Wahrzeichen dieser Stadt besichtigen. Wir berichten auf acht Seiten über das gesellschaftliche Ereignis. Ein Thema aller Gäste war ihre persönliche Baustelle 2010: ihre Hoffnungen und Träume für sich selbst - und für ihre Stadt.

Was für ein Paukenschlag - und das lange vor dem Eröffnungskonzert im Mai 2012. In den Rohbau der Elbphilharmonie hatte das Abendblatt am Freitag 1000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Wissenschaft, Kultur und Medien zu seinem 22. Neujahrsempfang geladen. "Die Elbphilharmonie ist für mich ein Traum. Es ist wunderbar, dass Hamburg sich so etwas erlaubt", schwärmte Ex-"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert.

Abendblatt-Chefredakteur Claus Strunz und Geschäftsführer Frank Mahlberg begrüßten alle Gäste persönlich, darunter waren neben der Hamburger Polit-Prominenz mit Bürgermeister Ole von Beust (CDU) an der Spitze auch Vertreter aus der Bundespolitik und den benachbarten Bundesländern: Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel, der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und Wolfgang Kubicki , FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein. Udo Lindenberg entschuldigte sich. "udo grippeberg, soo sorry, bestn gruss", simste er.

Zwischen Bauzäunen und Containern hindurch führte der Weg durch ein grünes Tor an den aufregendsten Schauplatz, den Hamburg derzeit zu bieten hat. Durch die Parkhausauffahrt, in der mittels einer Videoinstallation der Lichtkünstlerin Eve Hurford berühmte Zitate zu Thema Neujahr und Aufbruch an die Wände projiziert wurden, ging es hoch auf das Parkdeck im dritten Obergeschoss. SPD-Chef Sigmar Gabriel staunte beim Hinaufgehen über das "schöne Gebäude" und wollte ganz genau wissen, wann es fertiggestellt wird. "In zwei Jahren erst?", fragte er überrascht nach.

Die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) schwärmte: "Das ist das schönste Parkhaus der Welt. Vielleicht sollte man überlegen, Parkhauskonzerte zu machen."

Grüne Teppiche bedeckten den Boden, Strahler tauchten die Betonsäulen und Wände in warmes Licht. "Es ist genial, dass das Abendblatt es möglich gemacht hat, hier auf dieser besonderen Baustelle zu feiern", sagte Rolf Steil, Chef der Agentur für Arbeit in Hamburg. Passend zum Ambiente hielt das Büfett Frikadellen mit Kartoffelsalat bereit, außerdem Currywurst, Rührei mit Aal und rustikale Häppchen.

Chefredakteur Claus Strunz präsentierte in seiner Rede die Idee eines "Bürgers 2020" als Zukunftschance für Hamburg. "Der Bürger, den ich vor mir sehe, bringt etwas in die Gemeinschaft ein. Wer etwas kann, soll davon genauso etwas ab- oder weitergeben wie der, der etwas hat. Wenn wir alle ein bisschen bürgerlicher in diesem Sinne leben und handeln, entsteht ein Immunsystem gegen Krisen."

Carsten Dieck, Direktor der HypoVereinsbank, sprach von einem "furiosen Jahresauftakt, ein absoluter Höhepunkt". Es war 12 Uhr und vier Minuten, als die Formulierung "Höhepunkt" eine weitere Bedeutung bekam. Zu der Zeit nämlich stiegen die ersten Gäste aus dem Fahrstuhl, der sie in den zwölften Stock der Elbphilharmonie gebracht hatte. "Wow", sagten einige laut, "gigantisch", flüsterten andere. Die meisten genossen schweigend diesen fantastischen Blick aus 50 Metern Höhe über die Elbe, in der Eisschollen trieben, und auf die winterliche Innenstadt. Michel-Hauptpastor Alexander Röder blickte hinüber zu seiner Kirche. "Von hier sieht man das Kirchenschiff ganz toll." Die Größe des zentralen Saals der Elbphilharmonie verblüffte viele Gäste. "Der ist ja überraschend klein", sagte DGB-Chef Uwe Grund beim Blick in den Rohbau. "Es wird eng, aber sehr steil", klärte Philharmonie-Mitarbeiterin Nadin Hanzig die Besucher darüber auf, wie die 2150 Besucher in den Saal passen werden. Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) zückte sein Handy, machte Fotos und erinnerte sich: "Ich habe schon in den 80er-Jahren dafür plädiert, die Stadt am Wasser weiterzuentwickeln." Mit Lorenz von Ehren (Baumschule von Ehren) war er sich einig: "Wenn die Elbphilharmonie fertig ist, wird niemand mehr über die Kosten sprechen." Das hoffte auch Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL). Sie genoss erstmals den Blick in den künftigen Konzertsaal: "Es ist toll, wie der Bau nun sicht- und greifbar wird."