Mit Handschuhen zu spielen käme ihm nie in den Sinn. Auch nicht bei acht Grad. Was für Bauarbeiter eine wohltemperierte Arbeitsumgebung ist, stellte für den Pianisten Boris Netsvetaev (32) beim Neujahrsempfang des Abendblatts eine Extremsituation dar. Im Erdgeschoss der werdenden Elbphilharmonie begrüßte Netsvetaev die Gäste mit beschwingter Klaviermusik am schwarzen Sauter-Flügel: "Eigentlich war es unerträglich. Schon nach fünf Minuten hatte ich in den Fingern kein Gefühl mehr. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich es gemacht habe!"

Als Sechsjähriger lernte er Klavier spielen, mit 18 zog er mit seiner Mutter von St. Petersburg nach Hamburg. Und so kam auch der Jazz in sein Leben. An der Musikhochschule widmete er sich ganz dieser Stilrichtung, arbeitet seit dem Abschluss als Pianist und Komponist. Mit dem Hammerklavier-Trio spielt er oft in der Pony-Bar am Grindel und im Birdland. Da man vom Jazz allein nicht leben kann, arbeitet Netsvetaev bei Pop-Projekten mit und nimmt Platten auf.

Und auch zu Hause dreht sich alles um Musik: Seine Freundin, eine Japanerin, ist Geigerin beim NDR Sinfonieorchester. Beide leben zusammen auf der Schanze, ihr zuliebe lernt er gerade Japanisch. Sein Geheimrezept gegen kalte Finger? "Ein guter Schluck Whisky", sagt der leidenschaftliche Single-Malt-Sammler.