Abendblatt-Autoren testen beim Undercover Shopping die Läden der Luxus-Labels in Hamburg. Dieses Mal: Burberry an den Großen Bleichen.

Hamburg. Zuhause, in London, verkauft das britische Luxuslabel an der geschäftig-eleganten Brompton Street. In dem Marmor-Store zeigt Burberry sogar seine aktuellen Runway-Shows – auf riesigen Plasmabildschirmen. In Düsseldorf präsentiert sich die Nobelmarke, of course, an der Königsallee. Nomen est omen für das edle Textilgeschäft, das immerhin schon seit 1955 das englische Königshaus beliefert.

Und in Hamburg…nun ja, da versteckt sich das Traditionshaus, 1856 von Thomas Burberry gegründet, mit einem „Lädchen“ in der Galeria an den Großen Bleichen, irgendwo zwischen Coffee-Shops und austauschbaren No-Name-Boutiquen. Die Schaufensterfläche ist übersichtlich – das Sortiment auch, wie wir schnell feststellen.

Wir betreten den eher dunklen kleinen Laden, dessen Boden – ein bisschen 80er-Jahre – von hellbeiger Auslegeware bedeckt ist. Wir checken einige Taschen mit dem berühmten „Burberry Check“, jenem Karomuster, das der Marke Weltruhm eingebracht hat, aus. Übrigens zunächst völlig unbehelligt von den beiden Mitarbeitern, die sich voll darauf konzentrieren, Ware in übergroße Pappkartons zu verfrachten. Wir nehmen die nächste Stufe und entern über die schmale Treppe das Obergeschoss, wo es – wenig repräsentativ – helle und dunkle Trenchcoats (DIE modische Burberry-Erfindung schlechthin, die sich im Ersten Weltkrieg als Offiziersbekleidung der britischen Armee großer Beliebtheit erfreute!) von der Stange gibt.

Wir gehen gerade die Treppe hinunter, als man uns dann doch (wortwörtlich) mal entgegen kommt. Der Verkäufer begrüßt uns sehr freundlich, ich bringe mein Anliegen vor. Mitgebracht habe ich meine absolute Lieblingshandtasche von Burberry. „Genau dieses Modell möchte ich gern noch einmal haben, um es in ein paar Wochen meiner besten Freundin zur Hochzeit zu schenken“, sage ich. Kopfschütteln, das werde schwierig, zu oft wechselten die Kollektionen. „Wenn Sie eine Artikelnummer haben oder wissen, wie das Modell heißt, dann kann ich schauen, ob es diese Tasche noch irgendwo gibt“, sagt der Mitarbeiter, der mittlerweile hinter den Kassentresen gewechselt ist.

Nun kann ich weder mit dem einen noch mit dem anderen dienen. Die Tasche sei einst ein Weihnachtsgeschenk gewesen, erkläre ich wahrheitsgetreu. „Dann kann ich – oder vielleicht möchten Sie das selbst tun – nur auf unserer Homepage schauen, ob das Modell noch angeboten wird“, sagt der Herr nett. Das hätte ich nun schon gemacht, entgegne ich – leider ohne Erfolg. „Dann weiß ich auch nicht“, ist die Antwort.

Mein Begleiter setzt nach. „Das verstehe ich nicht. Ich kenne es von Louis Vuitton und Armani, dass dann in anderen Filialen nach dem gewünschten Produkt gesucht wird.“ Auch bei Burberry selbstverständlicher Service, heißt es, sofern eben Artikelnummer oder Name des Modells bekannt seien.

Doch selbst wenn es eine entsprechende Tasche, sagen wir mal, in Rom geben würde, könne es zu Komplikationen kommen. „Manchmal dauert es dann Wochen, bis die Ware hier ist. Und es ist auch schon passiert, dass sie leider gar nicht ankam.“ Hm. Schade.

Wir kommen ein bisschen mit dem Herrn ins Gespräch, plaudern – er ist da sehr nett und offen – über die nicht ganz optimale Präsentation der Ware und die Lage des Ladens, die definitiv nicht 1a ist. „Das ist hier nicht optimal. Wir sind jetzt hier im dritten Jahr, aber wir können auch zu wenig zeigen. Schmuck und Schuhe führen wir beispielsweise gar nicht. Das muss in einer Weltstadt wie Hamburg anders sein“, räumt er unumwunden ein.

Man sei auf der Suche nach Räumlichkeiten für einen Flagship-Store, vielleicht im Herbst, spätestens aber 2012 wolle man sich in bester Lage präsentieren – so wie einst am Jungfernstieg, dort, wo heute Geox eine Filiale betreibt. „Burberry ist nämlich wirklich gefragt derzeit“, sagt der Verkäufer.

Das war nicht immer so. In den 80er- und frühen 90er-Jahre galt Burberry teils als „angestaubt“, hatte das Image eines etwas angespießten Mantel- und Handtaschenherstellers, ist mittlerweile aber wieder hip – auch, weil man für die Kampagnen frische Gesichter wie „Harry Potter“-Star Emma Watson gewinnen konnte. Richtig im Trend wäre die Hamburger Filiale gewesen, hätte man mir dort ein bisschen besser helfen können. Vielleicht beim nächsten Mal.

Kundenfreundlichkeit: Der Verkäufer war, nachdem man uns in dem sonst kundenleeren Laden wahrgenommen hatte, sehr nett und freundlich.

Service: Durchaus bemüht, aber wenig befriedigend. Der Hinweis, dass man als Kunde selbst auf der Internetseite nach der Tasche schauen sollte, war doch überraschend. Man darf eigentlich erwarten, dass das Team in der Boutique dies für mich als Kundin übernimmt. Es wäre auch nicht schlecht gewesen, wenn der Verkäufer mir zumindest ein der Wunsch-Tasche ähnelndes Modell angeboten hätte.

Kompetenz: Schwierig zu beurteilen. Die Tasche konnte der Mitarbeiter jedenfalls leider keiner Kollektion zuordnen.

Adresse: Burberry, Große Bleichen 21, 20354 Hamburg

Informationen zur Marke:

1856 eröffnete Thomas Burberry im britischen Hampshire sein erstes Textilgeschäft, aus dem sich ein Luxuslabel von Weltruf entwickeln sollte. 1901 kreierte Burberry sein Logo – einen mittelalterlichen Reiter in Turnierrüstung auf einem sich aufbäumenden Pferd, der eine Lanzenflagge mit der Aufschrift Prorsum (lat. „vorwärts“) trägt.

1924 wurde das berühmte Karomuster, zunächst nur als Muster des Futterstoffes, zum ersten Mal verwendet, später als Markenzeichen eingetragen. Ab 1980 expandierte die Nobelmarke – bekannt für Trenchcoats – in die USA, während der britische Hoflieferant in Europa an Bedeutung einbüßte. 1999 wurde aus „Burberrys“ dann offiziell Burberry – mit modebewussten Promis wie Victoria und David Beckham, die sich bewusst in Burberry kleideten, gewann die Marke wieder an Image.