Subtil sexy und elegant - in der italienischen Modemetropole zeigten Armani, Versace und Prada ihre Kollektionen für Herbst und Winter.

Mailand/Berlin. Liegt es an der generellen Sehnsucht nach Schönheit inmitten einer weiterhin tosenden Welt? Ist es die Referenz an die vielen potenziellen Kunden jenseits von Europa, die sich ihres Appetits auf sichtbaren Luxus nicht schämen, über den ganz großen Protz auch schon hinweg sind, aber in jedem Fall wenig Interesse haben an morbidem Überdruss-Chic?

Bei den Schauen in Mailand für den Herbst/Winter 2011 jedenfalls lautete die Botschaft: Frauen sollen schön sein, subtil sexy und gern elegant, was heutzutage durchaus bequem sein kann. Und auch die so erfolgreichen Farben dieses kommenden Sommers bleiben in der kalten Jahreszeit erhalten. Im Nachklang der Krise ist eine gewisse Kontinuität eingetreten, eine Markenidentitätstreue jenseits von Langeweile. Kein Mode-Label beherrscht Schwarz so sehr wie Emporio Armani, Gucci spielt mit den Farben von Yves Saint Laurent und bleibt dabei doch unverwechselbar, nach Bottega Veneta muss man eigentlich erst einmal eine Pause einlegen, damit alles Folgende wieder eine Chance hat.

Und auch wenn man Mode nicht politisch überfrachten sollte, scheint der Typ "Püppi für Berlusconi" derzeit so gar nicht gefragt: Selbst Donatella Versace hat in ihrer Kollektion eine andere Art von Sexappeal eingebaut; die Schnitte sind raffiniert, die barocken Blumenranken verführerisch, die militärischen Attribute ein Signal, aber nichts ist zu kurz, zu wenig oder zu viel. Die Etros haben gleich gar nichts dagegen, wenn man ihr starkes Frauenbild politisch nimmt. Und Miuccia Prada - in weißer Bluse, knielang grauem Rock, aber mörderischen Plateauschuhen - erklärte ihre Sicht: "Ich habe Materialien benutzt, die gemeinhin mit dem Begriff in Verbindung gebracht werden. Pailletten, auch Pelz. Aber sie dann wohl etwas unschuldiger interpretiert." Das Ergebnis ist eine schmale Silhouette, eine Mischung aus Schulmädchenkleidern und 60er-Jahre Carnaby Street. Dabei bedingungslos modern.

Was auch für Raf Simons gilt, der bei Jil Sander anknüpft an die starke aktuelle Kollektion. Farbe bleibt, schmale Hosen und gebauschte Oberteile, ein wenig frühes Bogner, etwas 60er, Jan Vermeer im Styling, wattierte Blousons, wippende Capes, tief sitzende Riegel.