Abendblatt-Autoren testen beim Undercover Shopping die Läden der Luxus-Labels in Hamburg. Dieses Mal: Prada an den Hohen Bleichen.

Spätestens seit dem Film „Der Teufel trägt Prada“ von 2006 mit Meryl Streep ist die italienische Marke auch im kleinsten Ort bekannt geworden. Die Hamburger haben es da schon seit Jahren einfacher – schon 1998 eröffnete das Unternehmen ein Geschäft in der Hamburger Innenstadt, Hohe Bleichen 21. Ein guter Standort, denn in den vergangenen Jahren haben sich andere Geschäfte für hochwertige Damen- und Herrenbekleidung, Antiquitätenhändler, das belgische Einrichtungshaus Flament, das Feinkostgeschäft Oschätzchen und andere ausgewählte Fachhändler hier niedergelassen. Nicht zuletzt hat auch die Neugestaltung der Straße mit den auffallend, pyramidenförmigen Bäumen die Entwicklung zu einer beliebten Flaniermeile mit Boutique-Charakter vorangetrieben.

Das Prada Geschäft verfügt über fünf Schaufenster, der mittig gelegene Eingang des Hauses teilt die beiden Verkaufsflächen im Erdgeschoss. Hier finden sowohl Damen als auch Herren Schuhe, Accessoires, Handtaschen und leichtes Reisegepäck.

Ein Produkt, mit dem Miuccia Prada, die Vorsitzende und Chef-Designerin des Unternehmens, unter Verwendung des wasserdichten Nylonmaterials Pocone das Unternehmen 1984 wieder neu im Markt verankerte.

Aber schon bald wurde klar, dass man mit diesem Namen sich auch in die Modebranche wagen könnte. Anders als Miuccias Großvater, der seit der Gründung der Firma 1913 nur exklusive Lederwaren produzierte, wurde dann 1988 die erste Kollektion für Damen vorgestellt. Und schon bald gab es neben der hochpreisigen Damenkollektion die Linie Miu Miu, die durch preiswertere Produkte ein jüngeres Publikum ansprechen sollte. Ein sportliches Segment setzt die Linie Prada Luna Rossa für Damen und Herren, benannt nach Bertellis Segelyacht Luna Rossa. Diese Sportkollektion erscheint zweimal jährlich.

Maßgeblich an dieser wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens war auch Miuccias Mann, Patrizio Bertelli, beteiligt, der als Geschäftsführer im Unternehmen tätig ist. Wirtschaftlich gesehen ist es sein Ziel, das Unternehmen weltweit an der Börse zu platzieren. Ein Vorhaben, dass ihm im Oktober 2010 an der Börse von Hongkong gelang.

Einen Hauch von Internationalität verspürt man auch, wenn man das Hamburger Geschäft betritt. Dabei ist die Einrichtung nicht neu, stellt aber durch eine gewisse Patina des Mobiliars einen spannenden Kontrast zur Ware her. Gute Materialien altern mit Würde und halten immer – sei es in der Innenarchitektur oder in der Mode.

Der Verkäufer begleitet mich in den ersten Stock, meine Suche nach einem Jackett scheint einfach. Übersichtlich hängen Jacketts, Hosen und Anzüge in den Regalen, nichts ist gedrängt, alles ist gut ausgeleuchtet. Auch meine Entscheidung für die Farbe Blau könnte besser nicht sein – die gesamte diesjährige Herrenkollektion wird von Blau dominiert – Hellblau, dunkles Blau, Schwarzblau.

Unterschiedlicher sind da schon die verarbeiteten Materialien, die mir der Mitarbeiter erklärt. Merino Wolle mit einem Viskoseanteil, Baumwolle mit Elastan und natürlich wieder Nylon, das Material, mit dem Prada angefangen hat und heutzutage in jeder Damen – und Herrenkollektion des Hauses zu finden ist.

Der Glanz der Synthetik beeindruckt, noch mehr aber das leichte Gewicht. Natürlich handele es sich dabei um ein nicht atmungsaktives Material, erklärt der Verkäufer und kommt auf die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des absolut knitterfreien Jäckchens zu sprechen. Ob zu Jeans mit einem T-Shirt oder zur engeren Sommerhose mit Oberhemd, das Jackett passt zu jedem Anlass – trotz des sportlichen Materials. Eine Gefahr bleibt auch nicht unerwähnt – kommt eine Zigarette zu nah, so schmilzt das teure Ding dahin. Keine schöne Information – ich bitte um Bedenkzeit und bekomme ohne Zögern 24 Stunden zum Grübeln. Eine hilfreiche Zeit denke ich, denn schon jetzt habe ich das Gefühl, das Jackett ist etwas zu groß.

Aber auch in dieser Hinsicht werde ich beruhigt, denn das eventuelle Kürzen der Ärmel und leichte Engermachen in der Taille ist ohne Aufpreis im Endpreis enthalten. Aber wird man die Kürzung der Ärmel sehen? Der Verkäufer faltet die mögliche Kürzung, erklärt aber gleichzeitig, dass der Stoff oben an der Schulter gekürzt wird. Kein so leichtes Unterfangen, denn das Material sei schon recht rutschig und dadurch schwerer zu nähen, wie er mir weiter erklärt. Werden derartige Arbeiten vorher gleich einkalkuliert, denke ich? Schnell verschwinden diese Gedanken wieder, denn ich darf sogar noch nach Monaten wiederkommen bezüglich einer nachträglichen Änderung – und auch die wäre kostenfrei.

Aber mir wird auch die Möglichkeit angeboten, ein kleineres Jackett einer anderen Prada-Boutique bestellen zu lassen. Leider sind die Größen in ganz Deutschland nicht mehr vorrätig – die neue Kollektion scheint gut anzukommen – eine Order aus dem Ausland halte ich für zu aufwendig. Es wird also wohl ein weiterer Besuch nötig sein, um eine Entscheidung zu fällen. Entweder ist das Jackett dann noch da oder es hängt in einem anderen Schrank - und ich habe Geld gespart.

Kundenfreundlichkeit: Die Bedienung ist sehr freundlich, dabei aber nicht aufdringlich. Es herrscht eine ruhige Verkaufsatmosphäre in der Prada Boutique.

Service: Die Ware ist im Geschäft so sortiert, dass immer die kleinsten Größen in den Regalen liegen oder hängen. Jederzeit können aber auch andere Größen aus anderen Fillialen bestellt werden.

Kompetenz: Das Personal gibt gern Auskunft über Material, Schnitt und Änderungsmöglichkeiten und ist sehr bemüht für die Kunden das Passende zu finden.

Informationen zur Marke:

Das Unternehmen wurde 1913 von Mario Prada gegründet und stellte anfangs Luxusreisegepäck her. Er war der Großvater von Miuccia Prada, der heutigen Chef-Designerin und Vorsitzenden des Unternehmens. Zusammen mit ihrem Mann Patrizio Bertelli leitet sie die Firma, der Vertrieb erfolgt weltweit über eigene Boutiquen oder im Shop-in-Shop-System. Kollektionen im Hamburger Store: Schmuck, Herrenschuhe, Brillen, Damenbekleidung, Parfüm, Herrenbekleidung, Accessoires, Taschen, Damenschuhe. Sämtliche Artikel werden in Italien beziehungsweise in eigenen Firmen in Ungarn gefertigt. Neben der Mode engagieren sich Miuccia Prada und ihr Mann Patrizio Bertelli in der von ihnen gegründeten Fondazione Prada für zeitgenössische Kunst. Auf diese Weise unterstützen sie jedes Jahr zwei internationale Künstler mit Ausstellungen, sei es zum Beispiel in Mailand oder in Venedig. Im Laufe der Jahre wurden auch Kulturprojekte, Video-Installationen und Architektur-Projekte vorgestellt. Um die Sammlung sowie zeitgenössische Ausstellungen veranstalten zu können, wurde 2010 der niederländische Architekt Rem Koolhaas mit der Planung für einen Neubau beauftragt.

PRADA, Hohe Bleichen 21, 20354 Hamburg