Topmodel Tatjana Patitz gibt sich in Hamburg ganz bescheiden, Heidi Klum inszeniert sich auf St. Pauli als Star mit Limousine und Leibwächter.

Hamburg. Für die Pressekonferenz im Empire-Riverside-Hotel auf St. Pauli wurden im Vorfeld Karten verlost. Große Plakate werben mit der Aufschrift "Heidi Klum live erleben". Bevor die "Heidi-Show" beginnt, heizt ein Moderator dem Publikum ein. Und dann - mit knapp einer Stunde Verspätung, wie es sich für einen "Superstar" gehört - erscheint sie endlich: gertenschlank, in einem petrolfarbenen Etuikleid und zehn Zentimeter hohen Stilettos.

Doch Heidi Klum gibt nicht die selbstbewusste Powerfrau. Sie schlüpft in die Rolle der "normalen Frau wie du und ich", gibt ihren jugendlichen Fans Schmink-Tipps ("Puderpinsel immer vor dem Auftragen abklopfen") und gibt ihr Schönheitsgeheimnis preis: "Immer Neues ausprobieren." Sie habe sehr viel Spaß an ihrem neuen Job, nämlich Gesicht und kreative Beraterin der Kosmetikfirma Astor zu sein. "Auf diese Weise kann ich Produkte mitentwickeln, die mir in den vergangenen 15 Jahren geholfen haben." Wimpernzangen, Mascara, Pinsel. "Kosmetik ist nicht anders als wie Technology", sagt die 37-Jährige, die überraschend natürlich rüberkommt, wörtlich. Weniger überraschend ist, dass Vater Günther Klum im Hintergrund dafür sorgt, dass seine Tochter mit Security-Personal und Limousinen-Service als Superstar vermarktet wird und - natürlich - keine privaten Fragen beantwortet.

Sechs Stunden später in der City. Tatjana Patitz, die kurzzeitig mit Seal zusammen war, bevor er Heidi Klum heiratete, besucht die Unger Fashion Show am Neuen Wall. Unbemerkt fährt das Topmodel zusammen mit seinem Agenten vor. Von einer Limousine und Bodyguards fehlt jede Spur.

Was noch viel mehr überrascht: Sie steigen aus einem ganz normalen Taxi. Und wie die anderen Gäste auch stellt sich Tatjana Patitz vor dem Eingang geduldig an und zeigt ihre Einladung. Geduldig ist sie auch, als die vielen Fotografen sie auf dem Laufsteg ablichten möchten. Sie dreht sich mal nach rechts, mal nach links. Schließlich hat sie das auch gelernt. Allerdings gibt es kein gestelltes Lachen, was sie macht, ist authentisch. Und wer sie anspricht, bekommt Antworten. So natürlich, wie das Supermodel rüberkommt, führt es auch sein Leben. Mit ihrem siebenjährigen Sohn Jonah war Patitz am Nachmittag an der Alster spazieren. "Da hat uns keiner erkannt", sagt sie, die während des Spaziergangs aber nicht die Stilettos vom Abend trug. "Privat trage ich im Winter gerne Ugg-Boots, im Sommer Flip-Flops." Abgestiegen ist sie im Hotel Vier Jahreszeiten. "Ich mag es traditionell und gemütlich." Auch auf ihrer neuen Ranch in Santa Barbara, Kalifornien, auf der das Model mit seiner Familie seit sechs Monaten wohnt, gebe es kein modernes Design. "Wir haben einen Kamin, und ich sammle Fotografien und Bücher." Sie wisse, das sei wenig Glamour und bestimmt anders, als es sich mancher vorstelle. "Aber", sagt sie, "ich bin bodenständig." Und man glaubt es ihr sofort.