Arbeitsräume, die sich flexibel für kurze Zeit anmieten lassen, werden in Hamburg immer beliebter

Eames-Designklassiker stehen im hellgrün gestrichenen Konferenzraum um einen runden Tisch, ein Flipchart zum Abrollen hängt an der Wand. Hinter einem grauen Filzvorhang verbirgt sich der Raum für den Büroschlaf, mit einer Liege samt kuscheliger Decke, kleinem Bücherregal und einem Korb mit Schlafmasken. Im Innenhof wartet ein Gasgrill auf den nächsten Sommer. Ein paar Stufen tiefer lockt im Keller der private Kinosaal. Statt in engen Sitzreihen können die Zuschauer vor der Leinwand in Loungechairs von Vitra Platz nehmen, dem Klassiker aus dem Jahr 1956, im Wert von je 7000 Euro.

Was auch immer im Büro ansteht, konzentriertes Kalkulieren, kreatives Konferieren oder das Nickerchen am Nachmittag, die Betreiber des places-Mietbüros haben an alle Eventualitäten gedacht. Und an das Design. Der stylische Auftritt der Arbeitswelten ist kein Zufall, denn Heino Weber und Achim Schulz sind gleichzeitig Inhaber des Büro- und Wohneinrichters punct object im Stilwerk. „Wenn sich unsere Kunden hier mit Geschäftspartnern treffen, dient die Umgebung auch als Statement“, begründet Weber die Liebe zum Detail in der Einrichtung.

Mit places sind die Hamburger, beide 46, auf Expansionskurs. Hunderte Quadratmeter haben sie in den vergangenen Monaten zusätzlich zur Keimzelle in der Altstadt angemietet. Ein Standort in der HafenCity komplettiert ihr Angebot an Selbstständige, Firmen oder Agenturen, die Arbeitsplätze tage- oder wochenweise mieten wollen. Zu den Kunden zählen Konzerne wie Otto oder Beiersdorf, die Meetings außerhalb ihrer Konzernzentrale in der Hansestadt organisieren wollen. Aber auch Blogger, die lediglich einen Schreibtisch brauchen oder Vertriebsteams, die ihre Besprechung nicht in die Öffentlichkeit einer Hotellobby tragen wollen. Der Erfolg der beiden Designliebhaber von places ist kein Zufall. Der Markt für kurzzeitig gemietete Büros wächst rasant.

Die ersten Businesscenter haben sich in Deutschland bereits im Jahr 1984 etabliert. Doch während dieses Dienstleistungsangebot damals noch weitgehend unbekannt war, bieten heute bereits über 300 Unternehmen an mehr als 90 Standorten ihre Dienstleistungen an. Das Konzept: Die Betreiber von Businesscentern mieten ganze Gebäude oder Gebäudekomplexe in Großstädten oder wichtigen Standorten wie Flughäfen und Messegeländen an und vermieten die darin enthaltenen voll ausgestatteten Büros, Konferenz- oder Seminarräume mit kurz laufenden Mietverträgen weiter.

„Geschäftspartner schätzen es, wenn sie beispielsweise nur aus dem Flugzeug steigen müssen, um an einer Besprechung oder einer Konferenz teilzunehmen. Schließlich sind kurze Wege und eine gute Erreichbarkeit gerade in unserer heutigen schnelllebigen Arbeitswelt sehr wichtig“, erläutert Bernhilde Luft, Vorsitzende des Bundesverbands der Businesscenter.

In der Nische der besonders stylisch ausgestatteten Büros wächst neben places auch die Marke Design Offices bundesweit. Gerade hat die Firma in Hamburg in neue Flächen investiert, ganz in der Nähe von places. „Wir haben dieses Jahr im November nach Frankfurt und Berlin ein Design Office am Domplatz eröffnet und sind jetzt an sieben Standorten in Deutschland vertreten“, sagt Sabine Sauber, Sprecherin des Anbieters mit Sitz in Frankfurt.

Mit dem betahaus im Schanzenviertel hat sich insbesondere für die Start-up-Szene ein Raum im sportlich-studentischen Stil für geteiltes Arbeiten etabliert. Auf inzwischen 1400 Quadratmetern können hier Freelancer, digitale Nomaden oder Studierende flexibel Räume mieten. Das Coworking-Tagesticket kostet etwa 15 Euro. Für rund 250 Euro netto bekommen Kunden einen Monat lang einen festen Platz, ein Postfach, einen abschließbaren Unterschrank und monatlich fünf Konferenzraumstunden. „Bei uns steigt die Nutzerzahl rasant, es gibt offensichtlich ein großes Bedürfnis, sich zu vernetzen und eine inspirierende Arbeitsumgebung zu haben, ohne das volle Risiko einer kompletten Büromiete eingehen zu müssen“, sagt Lars Brücher von betahaus. „Im Moment arbeiten bei uns 340 Nutzer in verschiedenen Tarifen vom flexiblen Desk bis zum festen Büro.“

Klassiker wie Regus, die weltweit vertreten sind, reagieren ebenfalls auf den Wunsch nach flexiblem Arbeiten. 1989 startete Regus mit einem Mietbüro in Brüssel, nachdem dem britischen Unternehmer Mark Dixon während einer Geschäftsreise in die belgische Hauptstadt aufgefallen war, wie viele Geschäftsleute in Hotels und Cafés arbeiteten, weil ihnen eine professionellere Arbeitsumgebung fehlte. Regus betreibt Mietflächen in 750 Städten in 100 Ländern.

„Wir können die Nachfrage kaum befriedigen“, sagt auch Heino Weber von places. Neben Konzernen, die bei ihm mit kleinen Kreativteams fernab der Alltagsumgebung Projekte bearbeiten, treffen sich hier Gründerteams. Firmen wie Wundercar oder Spotify feilen an ihren Ideen oder bauen ihre Niederlassung im Norden auf, noch bevor sie sich mit längerfristig gemieteten, eigenen Büros belasten. „Wir haben aber auch einen Hotelier, der in einer unserer Glasboxen über neue Konzepte nachdenkt, ohne dass er ständig von seinen Mitarbeitern abgelenkt wird“, sagt Heino Weber.

Es gibt ein großes Bedürfnis, sich zu vernetzen und eine inspirierende Arbeitsumgebung zu haben.