Berlin. Sie war die einflussreichste Moderedakteurin der ehemaligen DDR: Am Montag ist Dorothea Melis im Alter von 77 Jahren verstorben.

Dorothea Melis, die einflussreichste Moderedakteurin der DDR, ist am Montag im Alter von 77 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Berlin verstorben.

Am 22. Februar 1938 in Berlin geboren, studierte die Tochter eines Architekten Modegestaltung an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Ihre Diplomarbeit, eine scharfe Kritik an der 1956 gegründeten Modezeitschrift „Sibylle“, veranlasste die Chefredakteurin, sie sofort einzustellen mit dem Auftrag, das Blatt rundum zu modernisieren. So entwickelte sich Dorothea Melis ab 1961 zur einflussreichsten Moderedakteurin der DDR und wurde in dieser Rolle oft mit der legendären Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour verglichen.

Als Redakteurin schuf sie ein neues Modekonzept, das sich am Ideal der modernen, selbstbewussten, gebildeten und berufstätigen Frau orientierte und Mode als Teil der Kultur begriff. Jenseits der altbackenen und unbeweglichen Konfektionsindustrie der DDR zeigte sie Millionen von Frauen, wie man sich gut anzieht. 1967 führte sie den Minirock im sozialistischen Teil Deutschlands ein.

Als Stylistin beeinflusste sie Fotografen wie Arno Fischer, Günter Rössler, Roger Melis und Sibylle Bergemann, deren Bilder heute zu den Ikonen der DDR-Modefotografie zählen. 1970 wechselte sie in den Handelsbetrieb „Exquisit“ und blieb dort bis 1990 für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig; die von ihr organisierten Modeschauen genossen Kultstatus.

Nach dem Ende der DDR setzte sie ihre Arbeit als Kuratorin von Ausstellungen und Herausgeberin von Büchern fort. Mit ihrem Buch „Sibylle. Modefotografien 1962-1994“ schuf sie das Standardwerk zur Modefotografie in der DDR. Dorothea Melis war 1957-1962 mit dem Grafiker Axel Bertram und ab 1970 mit dem Fotografen Roger Melis (1940-2009) verheiratet. (HA)