Die Anwältin von drei weiteren mutmaßlichen Missbrauchsopfern von US-Komiker Bill Cosby verlangen hohe Entschädigungen. Cosby solle auf die Verjährung verzichten und einen Prozess zulassen.

Los Angeles. Drei weitere Frauen haben Missbrauchsvorwürfe gegen US-Fernsehstar Bill Cosby erhoben. Sie schilderten am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Los Angeles, wie sie der heute 77-Jährige sexuell bedrängt und missbraucht habe. Mit dabei war Promi-Anwältin Gloria Allred. „Die Öffentlichkeit verdient zu erfahren, ob Herr Cosby ein Heiliger oder ein Sexualstraftäter ist“, sagte Allred. Sie vertritt die drei Frauen. Sie forderte Cosby auf, von sich aus auf die Verjährungsfrist bei Vergewaltigungen zu verzichten und einen Prozess zuzulassen. Er solle einen Entschädigungsfonds von 100 Millionen Dollar (80 Millionen Euro) für seine potenziellen Opfer einrichten.

Die Schilderungen der drei Frauen reihen sich in eine ganze Flut von Anschuldigungen des Missbrauchs bis hin zur Vergewaltigung gegen Cosby ein. Inzwischen machen nach US-Medienberichten etwa 20 Frauen Cosby öffentlich schwere Vorwürfe. Mehrere der Frauen schilderten in Interviews, dass Cosby sie mit Tabletten willenlos gemacht habe und es dann zu sexuellen Übergriffen gekommen sei. Cosby bestreitet die Taten über seinen Anwalt vehement. Die ihm vorgeworfenen Vergehen liegen drei oder vier Jahrzehnte zurück. Erst am Dienstag hatte eine Kalifornierin in Los Angeles eine Klage eingereicht, weil sie 1974 als 15-Jährige von dem TV-Star missbraucht worden sei.

Anwältin Allred forderte Cosby auf, „diesen Albtraum zu beenden“. Er solle auf die Verjährungsfrist verzichten, damit den Anschuldigungen vor Gericht nachgegangen werden könne. Dann könnten „ein Richter und eine Jury entscheiden, wem geglaubt werden sollte“. Sie habe weder mit Cosby selbst noch mit seinen Anwälten vor ihrer Pressekonferenz über ihren Vorschlag gesprochen, sagte Allred.

Cosby ist durch die Anschuldigungen zur unerwünschten Person geworden: Ein Auftritt bei der „Late Show“ von David Letterman wurde abgesagt, der Fernsehsender NBC strich eine geplante Sitcom mit ihm, der Onlinevideodienst Netflix legte eine Sondersendung zum Geburtstag des Schauspielers auf Eis. Am Montag zog sich der 77-Jährige aus dem Verwaltungsrat der Temple-Universität in seiner Heimatstadt Philadelphia zurück, dem er 32 Jahre lange angehört hatte.