Deutschlands trauert um einen großen Schauspieler. Joachim Fuchsberger hat das Altwerden verlacht und dem Tod ins Auge geblickt.

München/Hamburg. Er hat sich auf ernste Art mit dem Tod beschäftigt. Spätestens, als sein geliebter Sohn Thomas 2010 auf tragische Weise ertrank. haben sich Joachim „Blacky“ Fuchsbergers Gedanken um seine letzte Stunde gedreht. Aber Fuchsberger hat den Tod auch verlacht. So dichtete er zu seinem 85. Geburtstag: „Du schaust und legst zum Ende in seine Hände deine zitternden Hände. Im brechenden Auge ein Hoffnungsschimmer und dann gibste den Löffel ab - für immer."

Den Löffel abgeben. Das sagt einer, der zuletzt den Bestseller schrieb "Altwerden ist nichts für Feiglinge", der in der Komödie "Die Spätzünder" in zwei Teilen als rebellischer Bewohner eines Altersheimes mal wieder eine tolle Figur abgab.

Und jetzt ist er von uns gegangen. Joachim Fuchsberger ist tot, und die Trauer ist nicht nur in Filmkreisen erschütternd. Er starb am Donnerstag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald bei München. „Die Organe haben nicht mehr mitgemacht“, sagte seine Frau Gundula. In den vergangenen Wochen sei Fuchsberger in mehreren Kliniken behandelt worden und danach wieder nach Hause gekommen. „Er war fröhlich. Er dachte, es klappt.“

Der beliebte Showmaster („Auf los geht's los“ ) gehörte mit Peter Frankenfeld, Rudi Carrell, Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff zu den prägenden Figuren der westdeutschen Nachkriegsunterhaltung. Bekannt wurde Fuchsberger durch seine Auftritte bei mehreren Edgar-Wallace-Krimis in den sechziger Jahren. Seine Filmrollen wie in „Das fliegende Klassenzimmer“ gehörten zu dem Besten, was in seiner Zeit gedreht wurde.

Ans Aufhören dachte der 87-Jährige noch nicht, wollte er doch noch einen Film drehen, zu dem er die Idee hatte: „Über(s)leben“ über einen jungen Autor, der eine Biografie über einen alten Schriftsteller schreiben soll und diesen mit provokanten Fragen reizt. Die Produzentin Ariane Krampe hatte noch vor knapp zwei Wochen mit Fuchsberger telefoniert. „Er kam gerade aus der Reha und wollte wissen, wann wir denn jetzt drehen“, sagte sie der dpa. „Es war so sehr sein Wunsch, diesen Film noch machen zu können.“

Jan Josef Liefers trauerte bei Facebook

Sein Freund Jan Josef Liefers, der auch in den „Spätzündern“ mitspielte, sagte: „Unsere besondere und eigenwillige Freundschaft hält bis heute“ – über den Tod hinaus, so Liefers auf Facebook.

Bastian Pastewka schrieb: „In meinen Augen ist er für immer der generationenübergreifende Sir Joachim Fuchsberger, der seine Kunst auf allen Feldern perfekt beherrschte, ohne zu herrschen“.

Fernsehkritiker Oliver Kalkofe twitterte: „Danke für alles, Blacky! Tut verdammt weh so ohne dich...“. Und Alice Schwarzer, ehemalige Ratekandidatin aus Fuchsbergers Sendung „Ja oder Nein“, hatte das Gefühl, Fuchsberger werde ewig leben: „Er war immer so lebendig, so zukunftsorientiert, kurzum: scheinbar unsterblich.“

Fuchsberger begann auf der Zeche

Fuchsberger hatte seine Medienkarriere als Sprecher im Bayerischen Rundfunk begonnen. Zuvor war er Bergmann in einer Zeche in Recklinghausen, Monteur für Setz- und Druckmaschinen, Werbeleiter und Schlagertexter. So verfasste er für Udo Jürgens das Lied „Was ich Dir sagen will“.

Doch seine Berufung war die große Bühne – Fernsehen, Theater, Kino. Millionen Fernsehzuschauer liebten ihn. Bekannt wurde er durch seine Rollen in den Kriminal- und Schauerfilmen nach Edgar-Wallace-Romanen: „Die toten Augen von London“, „Das Gasthaus an der Themse“, „Der Hexer“ und andere Filme waren Kinohits, die später zu erfolgreichen TV-Klassikern wurden. Jahrzehnte später kehrte Fuchsberger in einer Nebenrolle noch einmal in diese Welt zurück – in der Edgar-Wallace-Parodie „Neues vom Wixxer“ von 2007.

Der Tod von Sohn Thomas erschütterte die Fuchsbergers

Privat war Fuchsberger trotz des Erfolges beständig: Am 2. Dezember 1954 heiratete er die Schauspielerin Gundula Korte. Fast 60 Jahre lang ging er mit seiner „Regierung“ gemeinsam durch Höhen und Tiefen. „Meine Liebe zeige ich dadurch, dass ich gehorsam bin, dass ich ihre Befehle befolge“, scherzte er vor ein paar Monaten. „Ich mache das Frühstück, ich mache mein Bett. Und dann sage ich sehr oft mittendrin: ,Ich liebe Dich.‘ – was sie meistens nicht zur Kenntnis nimmt. Sie ist da etwas kurz angebunden.“

2010 dann der schlimmste Schicksalsschlag: Der Unfalltod des Sohnes Thomas. „Es ist in unserem hohen Alter eine brutale Beendigung unserer Lebensfreude, die wir noch hatten“, hatte Fuchsberger in einem Interview kurz danach erklärt. „Wir haben das Wertvollste verloren – unseren einzigen Sohn.“

Doch das Ehepaar fasste zumindest nach außen neuen Lebensmut. Am 2. Dezember wollten sie Diamantene Hochzeit feiern – ein Wunsch, der nun nicht mehr in Erfüllung geht. Auch wenn Fuchsberger noch charmant erzählen und scherzen konnte, war er doch gesundheitlich angeschlagen. 2013 hatte er einen Schlaganfall erlitten und viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Auch in den vergangenen Monaten musste er häufiger in der Klinik behandelt werden.

So ändern die TV-Sender ihr Programm

Die Fernsehsender ändern aus Anlass des Todes von Fuchsberger ihr Programm. Das strahlte an an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr die Komödie „Die Spätzünder – Der Himmel soll warten“ (2013) aus. Um 21.45 Uhr folgte das Porträt „Joachim „Blacky“ Fuchsberger“. Am Sonnabend um 13 Uhr läuft der Familienfilm „Das fliegende Klassenzimmer“ (1973).

Das ZDF brachte an diesem Donnerstag um 17.45 Uhr eine Ausgabe des Boulevardmagazins „Leute heute“ nur zu Fuchsberger. Um 0.45 Uhr in der Nacht zu Freitag gibt es eine Wiederholung der Talkshow „Markus Lanz“ vom Mai dieses Jahres. Es war einer der letzten TV-Auftritte von „Blacky“. Am Sonnabend um 14.40 Uhr zeigt das Zweite das „Traumschiff“ mit der Episode „Sydney“, in er eine Gastrolle hatte.

Auf Kabel kam um 22.15 Uhr „Edgar Wallace: Der Frosch mit der Maske“ (1959). Auch der Bezahlsender Sky änderte sein Programm. Am Freitag um 20.15 Uhr läuft auf Sky Nostalgie „Der Hexer“ (1964) um 20.15 Uhr, „Die grünen Teufel von Monte Cassino“ (1958) um 21.45 Uhr und „Der letzte Mann“ (1955) um 23.20 Uhr.

Der WDR zeigt am Freitag (23.15 Uhr) „Legenden – Joachim Fuchsberger“. Dort gab Fuchsberger sein Motto preis: „Fang' nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen.“ Fuchsberger erzählt darin auch von seiner finanziellen Pleite, von schmerzlichen Erfahrungen und Wünschen.