Sie mag Bratwürste und Gummibärchen und hat einen fränkischen Akzent. Die Mutter des „Gravity“-Stars war Deutsche. Jetzt wird die Oscar-Preisträgerin Sandra Bullock ein halbes Jahrhundert alt.

Los Angeles. Die Rolle als Astronautin, die nach einem Unfall im All ums Überleben kämpft, brachte ihr in diesem Jahr eine Oscar-Nominierung und dazu eine Menge Geld ein. Mit Kinoeinnahmen von mehr als 700 Millionen Dollar weltweit ist „Gravity“ Bullocks größter Kassenknüller. Nicht aber erst seit „Gravity“ ist Sandra Bullock auf einem Höhenflug. Am Sonnabend ist die Schauspielerin 50 Jahre alt geworden.

Auf Sandy war schon immer Verlass. Sie kann irgendwie alles: Comedy, Action, Drama. Und dazu hat die nette Brünette auch noch den Ruf als „Sweetheart“ weg: locker, bodenständig und ohne Starallüren.

Humor hat sie auch. Das stellte Bullock im März 2010 unter Beweis, als sie einen Tag vor der Oscar-Gala den Razzie-Schmähpreis als schlechteste Schauspielerin in Form einer „Goldenen Himbeere“ persönlich abholte. Die zweifelhafte Himbeer-Ehre wurde Bullock für ihre Darstellung als aufdringliche Verliebte in der Komödie „Verrückt nach Steve“ zuteil. „Dies ist eine ganz besondere Auszeichnung“, scherzte sie auf der Bühne eines kleinen Theaters. Üblicherweise meiden Nominierte die Witzveranstaltung.

Am Tag danach strahlte Hollywoods Komödienliebling auf der großen Oscar-Bühne. Ihren ersten und bisher einzigen Goldjungen (als beste Hauptdarstellerin) verdankt sie einer ernsten Rolle in dem Sozialdrama „The Blind Side – Die große Chance“. Sie spielt darin eine Mutter aus der Oberschicht, die einen obdachlosen, schwarzen Jungen in ihre Familie aufnimmt und ihn zum Football-Profi macht.

Mit der Trophäe in der Hand versicherte Bullock, dass sie weiterhin Komödien drehen wolle: „Nur weil ich einen Oscar gewonnen habe, werde ich nicht damit aufhören, Leute zum Lachen zu bringen. Das liebe ich an meiner Arbeit.“ Zu Tränen gerührt dankte Bullock auf der Weltbühne auch ihrer deutschen Mutter, die im Jahr 2000 an Krebs starb.

Zwölf Jahre in Nürnberg

Bullock spricht gut Deutsch, mit einem fränkischen Akzent. Ihr Vater, der bei der US-Armee arbeitete, hatte ihre Mutter, eine Opernsängerin, in Bayern kennengelernt. Mit ihrer jüngeren Schwester Gesine verbrachte Bullock die ersten zwölf Jahre ihres Lebens in Nürnberg. Sie schwärmt heute noch von Bratwurst, Sauerkraut und Gummibärchen. Schon an der Highschool spielte sie Theater, dann studierte sie Schauspiel. Sie versuchte ihr Glück auf den Theaterbühnen New Yorks. Es folgten kleine Rollen in Film und Fernsehen, bis sie 1993 als Sylvester Stallones Gespielin in „Demolition Man“ auffiel.

Die erste große Kino-Rolle kam 1994 an der Seite von Keanu Reeves in dem Action-Knaller „Speed“, danach stand sie unter anderem für den romantischen Liebesfilm „Während Du schliefst...“ (1995) oder die Verfilmung des John-Grisham-Romans „Die Jury“ (1996) vor der Kamera. In „Miss Undercover“ (2000) spielte Bullock eine Polizistin, die bei einer Miss-Wahl verdeckt ermittelt. In „Selbst ist die Braut“ (2009) war sie die zickige Chefin, die ihren Sekretär (Ryan Reynolds) mies behandelt, bevor sie sich in ihn verliebt.

Sie selbst hatte 2005 den zweimal geschiedenen Motorradmechaniker und Reality-TV-Star Jesse James geheiratet. Bei ihrem Oscar-Triumph im März 2010 war er noch an ihrer Seite, doch nur wenige Tage später kamen gleich mehrere Affären ans Licht. Bullock zog prompt einen Schlussstrich und reichte die Scheidung ein. Der neue Mann an ihrer Seite heißt Louis, ist dunkelhaarig, etwas rundlich und 45 Jahre jünger. Kurz vor ihrem Oscar-Gewinn hatte Bullock unbemerkt von der Öffentlichkeit ein Kind adoptiert. Er wurde in New Orleans als Kind schwarzer Eltern geboren. Bullock hat dort ein Haus. Nach Hurrikan „Katrina“ spendete sie für die Renovierung einer Schule. Im Mai überraschte der Star Schüler in New Orleans mit einer Rede bei deren Abschlussfeier. Sie habe als Schulabgängerin große Zukunftsängste gehabt. „Hört damit auf, Euch so viele Sorgen zu machen“, empfahl Bullock den Schülern.

Bullock hat längst ausgesorgt. Auf der „Celebrity 100“-Liste des US-Wirtschaftsmagazins Forbes landete sie im Juni mit einem Jahreseinkommen von 51 Millionen Dollar (etwa 38 Millionen Euro) auf Rang 36. Das Magazin erstellt sein Ranking nach dem Einkommen der Stars und nach ihrer Popularität in den Medien.

Die Schauspielerin kann sich auf ihre Fans verlassen. Bei der Vergabe der „People's Choice Awards“ im Januar, einem Publikumspreis, bei dem Fans abstimmen, nahm Bullock gleich vier Trophäen entgegen. Als Star des Dramas „Gravity“ und der derben Komödie „Taffe Mädels“ gewann sie in den Sparten beste Schauspielerin, Komödien- und Drama-Darstellerin und zusammen mit Co-Star George Clooney als bestes Movie-Duo.