Comeback als Nichtraucher: Gerade lief im Fernsehen der Film „Stille“, in dem Jan Fedder einen abgehalfterten Talk-Show-Master mimt.

Die Diagnose Krebsverdacht im Gaumen-Bereich hat sich erfreulicherweise nicht bestätigt. Nach Bestrahlung kann Jan Fedder endlich wieder arbeiten – und gibt ein erstes ausführliches Interview nach seiner Erkrankung. Ein Gespräch über Verdrängen, die große Nachdenklichkeit und ein Leben als Handy-Verweigerer.

Hamburger Abendblatt: Jan Fedder, wie geht es Ihnen heute?

Jan Fedder: Gut. Ich habe noch ein paar Behandlungstermine und muss mich einer Lymphdrainage unterziehen. Aber die Ärzte haben mir grünes Licht gegeben. In vier Wochen geht’s wieder los, dann drehe ich wieder. Erst neue Folgen für ‚Büttenwarder’ und ‚Großstadtrevier’ gleich wieder hinterher. Dann geht’s wieder rund und ich freu’ mich schon darauf.

Wie kamen Sie mit der Zwangspause zurecht?

Jan Fedder: Sie ist mir natürlich alles andere als leicht gefallen. Ich arbeite ja sehr gerne. Das ist mein größtes Vergnügen.

Als Sie die Verdachts-Diagnose bekamen, Gaumenkrebs, hatten Sie Angst?

Jan Fedder: Nein. Angst hatte ich nicht. Aber die Behandlung war doch sehr anstrengend. Und natürlich habe ich sofort mit den Zigaretten Schluss gemacht. Das waren fast an die 50 pro Tag. Zuerst hatte ich damit ein wenig Probleme, aber jetzt gibt’s keine mehr, da bin ich rigoros.

Man kennt Sie ja nicht nur in Ihren Rollen als Kerl von einem Mann….

Jan Fedder: Wie gesagt, die große Nachdenklichkeit, war nicht. Ich wusste ja, was mit mir los ist. Entweder man gewinnt – oder man verliert. Aber, ehrlich gesagt, schön ist das alles nicht.

Dann sind Sie eher der Typ, der verdrängt und unangenehme Dinge nicht so nah an sich ran kommen lässt?

Jan Fedder: Ich verdränge gerne. Ich bin ein großer Verdränger. Wir sind hier in Hamburg ja auch am Hafen, und ich vergleiche mich gerne mit einem Schiff. Das ist auch eine Verdrängungsmaschine mit soundso viel Tonnen.

Wenn Sie ein Schiff wären, was für ein Typ wären Sie gern?

Jan Fedder: So ein Typ wie die Cap San Diego: ein 50-er Jahre Hapag-Schnellläufer. Ich mag diesen Schiffstyp gerne, weil er optisch sehr schön ist und mich auch an meine Zeit 1970 als Speditionskaufmann erinnert, als diese Art Schiffe noch unterwegs waren. Diese Bananendampfer finde ich wunderschön.

Haben sich in Ihrem Leben durch die Behandlungen aufgrund des Krebsverdachts Prioritäten verschoben?

Jan Fedder: Wie wichtig Gesundheit ist, das weiß ich doch schon so lange ich lebe. Es gibt zwei Dinge, die in meinem Leben eine sehr große Bedeutung haben und die sich gegenseitig bedingen: die Liebe und die Gesundheit. Die Gesundheit ist noch wichtiger als die Liebe.

Vor kurzem waren Sie in ihrer Rolle als Talkmaster und Fernsehmoderator zu sehen. Im richtigen Leben waren Sie lange nicht mehr in einer Talkshow zu sehen…

Jan Fedder: Ach, diese Talkshows! Da habe ich mich seit zwei Jahren ziemlich rausgedödelt.

Warum?

Jan Fedder: Weil ich es nicht mehr ertrage, welche Pappnasen da ewig rumsitzen und immer das Gleiche erzählen. Diese Profilierungssüchte irgendwelcher Menschen, meistens Politiker, das geht mir alles auf den Wecker.

Trauen Sie sich zu, als Gastgeber eine Talkshow zu moderieren?

Jan Fedder: Nee, lass’ man nach. Es gibt genug. Allein fünf in der ARD, von Montag bis Donnerstag, dann noch eine Polit-Talkshow im ZDF donnerstags. Dazu die in allen Dritten Programmen und bei den Privatsendern. Das ist doch schon so inflationär, dass einem schlecht wird. Nee, lass’ mich mal ganz ehrlich meinen Beruf als Schauspieler machen.

Würden Sie sich denn als Gast in ihre eigene Talkshow einladen?

Jan Fedder: Nö.

Warum nicht?

Jan Fedder: Weil das immer das Gleiche Gesabbel ist. Dieses Überangebot an Talkshows finde ich grauenvoll. Talkshows langweilen mich inzwischen. Dabei verstehe ich mich mit einigen Moderatoren sehr gut. Erst kürzlich habe ich vier, mit denen ich mich gut verstehe, zu meinem Geburtstag eingeladen …

Lassen Sie mich raten. Bettina Tietjen, Inka Schneider, Reinhold Beckmann?

Jan Fedder: Nee, die Namen werden Sie nicht herauskriegen!

Und welche Talkmaster können Sie nicht ausstehen?

Jan Fedder: Die, die ich nicht eingeladen habe …

Sie haben sich zwangsläufig aus dem Trubel des Schauspielerlebens zurückziehen müssen. Ihr letzter Film hieß „Stille“. Was bedeutet Stille für Sie?

Jan Fedder: Mein Bauernhof ist für mich der Ort, an dem ich Stille finde. Dort ist es wirklich still – außer, es fährt mal ein Trecker vorbei oder die Vögel zwitschern.

Mögen Sie Stille?

Jan Fedder: Ich gebe zu, früher konnte ich ohne Geräuschkulisse nicht leben und auch nicht schlafen. Wenn ich in die leere Wohnung kam oder ins Hotelzimmer, habe ich auch, wie viele es machen, zu aller erst das Radio oder den Fernseher angedreht – Hauptsache irgendein Geräusch. Aber das ist vorbei. Heute kann ich wunderbar die Stille genießen und brauch keine Ablenkung durch Beschallung.

Und was ist mit Handy, Smartphone oder IPad?

Jan Fedder: Hab’ ich alles nicht, Brauch’ ich auch nicht.

Sie haben nicht einmal ein Handy?

Jan Fedder: Nein. Ohne Handy bin ich einer der reichsten Menschen in ganz Deutschland.

Inwiefern?

Jan Fedder: Der Reichtum besteht in dieser Erkenntnis: Wer kein Handy hat, hat es anscheinend nicht nötig.

Ein Mensch ohne Handy! Sie müsste man irgendwo als Rarität ausstellen!

Jan Fedder: Ich stehe ja schon im Panoptikum. Übrigens habe ich auch kein Internet, null.

Wenn man Ihren Namen bei der Suchmaschine ‚Google’ eingibt, steht dort als erstes dahinter ‚Krebs’, dann ‚Krankheit’, dann ‚Bauernhof’….

Jan Fedder: Ein Grund mehr, sich nicht für das Internet zu interessieren.

Was passiert mit Ihnen, wenn Sie allein und von Stille umgeben sind? Welche Gedanken kriechen in Ihnen hoch?

Jan Fedder: Das einzige, was eventuell bei mir hoch kriecht, wenn ich still im Wald sitze oder spazieren gehe, sind vielleicht Ameisen, aber Gedanken bestimmt nicht!

Das heißt: Sie wollen mir Ihre Gedanken nicht verraten?

Jan Fedder: Nein. Es ist wirklich so. Ich komm’ mit mir gut klar. Da kriecht nichts in mir hoch. Das ist bei mir das Schöne: Ich kann auch manchmal stundenlang einfach mal an nichts denken. Das geht. Und wenn mal ein Bauer bei mir zu Besuch kommt, dann sabbeln wir auch nicht wie die Scheunendrescher. Dann geht’s eher ruhig zu. Die Norddeutschen auf’m platten Land sind ja nicht so redefreudig.

Und dann?

Jan Fedder: Dann können wir auch nur mal so zehn Minuten übers Feld gucken, ohne etwas zu sagen. Meine Frau Marion, die wird irgendwann nervös. Nach zehn Minuten Stille und Schweigen und Gucken sagt dann einer: Wullt wi noch een? Jo! Kkolt oder nich so kolt? Nich so kolt. Dann hol ick uns ne Buddel…