Schon seit Jahrhunderten versuchen die Menschen, mit einfachen Wärmespendern den Frost und den Winter erträglicher zu machen. Ab 1920 gab es die ersten Wärmflaschen aus Gummi. Konkurrenten sind Kirschkernkissen und elektrische Wärmekissen.

Frankfurt a.M.. Am Anfang war der Stein: Im Ofen erhitzt wurde er nachts mit ins Bett genommen, um bei Eiseskälte zumindest die klammen Decken zu wärmen. Solche Bettsteine gab es bis weit ins 20. Jahrhundert. „Einen aufgeheizten Ziegelstein kenne ich noch aus meiner Kindheit“, erinnert sich der 73-jährige Günter Holtmann, der heute eine Sammlung von 170 Wärmespendern hat. „Weil der Stein kantig war und um Verbrennungen zu meiden, wurde er mit Zeitungspapier umwickelt. Wegen der Druckerschwärze kam noch ein Handtuch dazu“.

Mittlerweile ist Holtmann Experte für Wärmflaschen und hat seine Sammlung dem Handwerksmuseum im niederrheinischen Bocholt zur Verfügung gestellt. Außerdem hat er die Geschichte der Wärmespender recherchiert und ins Netz gestellt – es ist die einzige Internetplattform dieser Art in Deutschland, wie er sagt.

Nicht alle Vorläufer der Wärmflasche waren für den Alltag gedacht: Schon im 9. Jahrhundert gab es Wärmekugeln und Wärmeäpfel aus Eisen, einige sogar aus Silber oder Gold. Gefüllt mit glimmender Holzkohle oder Kerzen sollten sie die frierenden Predigerfinger auf den kalten Kirchenkanzeln wärmen.

Zu Holtmanns Bestand gehören auch Zinnflaschen. Die Gefäße waren erstmals Mitte des 16. Jahrhunderts im Einsatz und den heutigen Wärmflaschen schon recht ähnlich: Sie wurden mit heißem Wasser gefüllt und mit einem Schraubverschluss zugedreht. Aus diesen Zinnflaschen leitete sich dann auch der Name „Wärmflasche“ ab. Doch sie waren noch recht unpraktisch: „Die Zinnflaschen hatten eine kugelige Form und sind darum leicht aus dem Bett gerollt“, weiß Holtmann.

Wärmepfannen im 18. Jahrhundert

Ab dem 18. Jahrhundert wurde Kupfer genutzt – ein guter Wärmeleiter, den sich jedoch nur Wohlhabende leisten konnten. In dieser Zeit begann auch der Siegeszug der sogenannten Wärmepfannen oder Bettpfannen mit Deckel und Griff. Und es kamen Formen auf, die sich dem Körper eher anpassten wie nierenförmige Wärmespender.

Ab 1920 gab es die ersten Wärmflaschen aus Gummi. „Aber sie waren rar, auch wegen des Zweiten Weltkrieges“, sagt Holtmann. Mitunter dienten Schnapsflaschen aus braunem Steinzeug, die Steinhägerflaschen, als Ersatz. Die Korkverschlüsse wurden aber leicht undicht – man konnte sich verbrühen. „Besser waren Flaschen mit Bügelverschluss“, sagt Holtmann. Doch er hat noch ganz andere Wärmespender in seiner Sammlung: „Es gab sogar Handwerker, die aus Patronenhüllen Wärmflaschen herstellten“.

Heute ist die klassische Wärmflasche aus Kunststoff, 32 Zentimeter lang und 20,5 Zentimeter breit. „An dieser Form hat sich nichts geändert. Das hat sich als Marke eingeprägt“, sagt Wolfgang Kraus, Geschäftsführer des Wärmflaschenproduzenten Fashy. Das Unternehmen, nach eigenen Angaben deutscher Marktführer, produziert Wärmflaschen in der Nähe Stuttgarts sowie im Thüringer Raum.

Schlechter Umsatz in den USA

„Bei vier bis fünf Grad Kälte“, ist seine Erfahrung, werde verstärkt nach ihnen gefragt. Sie wärmen die Füße, beruhigen den grummelnden Bauch, entspannen den Rücken. Gut liefen die Umsätze nach wie vor in Deutschland, schlecht etwa in den USA. Heutzutage sind Wärmflaschen aus thermoplastischem Kunststoff, der langsamer altert und die Hitze besser verträgt als Gummi. Meist werden die Flasche aber ohnehin mit Bezug gekauft, wie Kraus sagt. Und der müsse flauschig und schick sein, etwa aus Fellimitat oder Velours.

Konkurrenz hat die Wärmeflasche von elektrischen Wärmekissen und -decken bekommen, aber auch von traditionellen Kirschkern- oder Getreidekissen, die sich in der Mikrowelle erwärmen lassen. „Wir verkaufen aber nicht weniger“, sagt Kraus. Der Markt ist groß für kleine Alltagsgegenstände, die mit Wärme ein besonderes Wohlgefühl schenken.